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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 10.1893

DOI Artikel:
Schröder, Alfred: Des Klosters Wettenhausen Schicksale im Schwedenkriege, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15868#0042

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38

In dem Chor seynd sie über die Küsten iämmerlich mit
Hauen und Schlagen gebrochen, die Sacristey, was innen, ge-
stohlen, geblündert, aber nur ein Kelch gefunden, dann mehr
nit vorhanden gewest: den Tabernacul jämmerlich zerschlagen,
sacratas Irostias neben dem Altar uf das Paviment geschüttet
und das silbern Kapsele hinweggenommen. Ihr Begehren und
Geschray war: „Silber und Gold, Gelt und Roos das wollen
wir," wie sie dann ein schönes 2jähriges Muettern Pferdt aus
dem Stall des Gvttshaus genommen; dann die andern Pferdt
waren damahls nit vorhandten. Denen Meßgewändern haben
sie nichts gethan, sagend, sie wären keine Pfaffen.
Oodem anno die 12. llunii circa Iroram 4^>" ves-
pertinam seynd zu Ettenbenren, Wettenhausen und Hammer-
stetten 1000 schwedische Pferdt einquartiert ge-
wesen, die Oberste und Fürnehmste seynd in dem Gottshaus
gelegen. Und eben als dann seynd zu Klaine-Beuren *°) ans
dem Veld unter weißen Zelten, über Nacht gelegen, 2 000
schwedische Fues-Gänger, welche über die Mitternacht 130
unterschiedliche Fenrer gehabt haben. Aus dem Gottshaus
ist disem Volk in allem geben worden 7 Baß Wein.
Den 13. ssunii ist alles dises Volk noch verbliben bis
halb 2 Nachmittag und nachdem sie genueg geessen und trunken,
ist alles friedlich gegen Lauingen marchirt.
TVdm. u. O. Vdalricus praepositus (nach vilsältigem
andeuten) hat dem General-Lieutenant und Qnartiermaister mit
einander verehret 40 Ducaten. Nach disem allen hat das Con-
vent nach 2 Uhr zu Mittag gessen.
Eben an diesem Tag (dominica inlra octavam Corporis
Lirristi) Hab ich Ur. Bernardns Meichelbeck sollen predigen,
und aber circa Iioram 10""* ein Prädicant zu predigen sich
offerirt und auch mit der Mittaggloggen ein Zeichen darzne
gegeben worden und nach dem Leuten der Prädicant die Canzel
bestiegen und besichtiget. Weilt aber noch von den Seinigen
noch von den Unsrigen sich niemand hat präsentirt noch darzue
verstehen wollen, als hat der Prädicant sein vorhabende Predig
ganz unterlassen.
Oodem anno Oie 7. Püii ist zu morgens umb 6 Uhr
ein Rumor (warnungsweis) in das Gvttshaus kommen, als
wäre auf selbigen Tag der schwedische Hammelthumb ") zu
Burgan Vorhabens, das Gottshaus ansznblündern, ist aber
(Gottlob) nit geschechen; dannoch hat das Convent auf 2 oder
3 (Tag) lang alles Zinn-Geschürr in zwilchinen Säcken in
die Cammel unter die Standen am Gestat eingesenkt und als
mans widernmb heraus gethan, hat es vil und fleißiges Fegens
gebraucht.
Norme jiulio hat das Gottshaus sambt denen Unterthanen
nacher Ulm einem schwedischen Capitain ^^) (neben wöchentlicher
Contribution als 46 sl.) erlegen müessen 1836 sl.
(Tod des Propsts Ulrich und Wahl des Konventnalen
und Dekans Erhard Spegele ^) zum Propst 8. August).
Oie 14. 7Ni§usti circa 10""' Iioram seynd 10 schwcd.
Reuter in das Gvttshaus von Günzburg ans eingefahlen (doch
Ettenbenren, etwa 3 Km südlich, Hammerstetten 2 Km nördlich
von Wettenhausen.
'") Kleinbeuren 1 Km östlich von Wettenhanscn, durch das Kam-
lachthnl davon getrennt.
") Vielleicht ist hier der schwedische Oberst Hamilton gemeint, der
auch in der Geschichte des Kl. Elchingen im Schwedenkriege genannt
wird, vgl. „Zeitschr. des hist. Ver. f. Schwaben und Neub." 3 (1876)
S. 170.
'0 Wahrscheinlich der Generalmajor Sir Patrik Ruthven, vgl.
„Zeitschr. d. hist. Ver. f. Schwaben und Neub." a. a. O. S. 169.
Er regierte von 1632—1652; seine Bestätigung konnte wegen
der Kriegswirren erst 1634 erfolgen, s. unten zum 10. September 1634,
die Weihe erst am 15. April 1640.

ohne ihres Capitains Befelch), welche, als sie einen gneten
Trunk gethan, seynd sie widernmb pacati fortgeritten, doch
zu Hof und im Convent Schröcken genueg hinterlassen.
Oodem anno niense T^uZusto seynd gelungen (plötzlich)
von denen Schwedischen von dem Gottshaus und dessen Unter-
thanen innerhalb 3 Tagen nacher Augsburg zulifern begehrt
worden 300 Reichs-Thaller, das ist 450 sl., welche Herr Capi-
tain Johannes Cronmayer ex commissratione dem Gottshaus
auf 4 Wochen lang dargeliehen, sagende, mann er nit gewesen
und für das Gottshaus gebeten hätte, so wäre es für 300
auf 1000 Reichs-Thaller taxirt und geschäzt worden. Doch
seynd dem Herrn Cronmayer hernach die 300 dargeliehener
Reichs-Thaller mit Dank widerumb erlegt und bezalt worden.
Nense Zeptembri circiter Iruius anni seynd von den
schwedischen Ofsicieren zu Werbung eines neuen Regiments
von dem Gottshaus ernstlich und unnachläßig (wie geschechen)
begehrt worden 1800 Reichs-Thaller, thnet 2700 fl., welches
Gelt uf 3 Früsten von dem Gottshaus und Unterthanen hat
müessen erlegt werden, alles nacher Lauingen, an welcher Summa
das Gottshaus allerdings den dritten Theil gegeben (die andern
2 Theile wohl die Unterthanen),' wie dann in Unnc 6nem
100 Malter Roggen haben müessen verkauft werden. Und neben
disem allem ist dannoch die monathliche Contribution als 180 fl.
stets fortgangen, ohne was das Lalva §uardia gelt belassen.
Oie 28. 14ovembris dominica prima adventus nach-
mittag seynd alle übrige Roos (weil kein Lalva Zuardia vor-
handen) von denen schwedischen Reutern aus dem Gottshaus
per vim hinweg genommen worden, ist also der Schaden allein
an Rossen auf 1000 Reichs-Thaller zu rechnen.
Oie zo. blovembris in lesto s. Zndreae apostoli mane
circa Iioram 8"' seynd widernmb ohngefehr 150 schwedische
Reuter sambt Dragonern in das Gottshaus mit Gewalt ein-
gefahlen, hätten also alles Vieh, Schaff und Schwein hinweg
getriben, wann nit die Lalva Zuardia (welche selb 10) so
männlich und ritterlich sich gehalten hätte, ist also dermahlen
nur ein Kalbet hinweg gefüehrt worden.
Anno 1 6 3 3.
kost ciiem 1"> sjanuarii haben die schwedische Lalva
Zuarciia ex metu rnilitis Caesars! sich allgemach angefangen
hinwegznmachen und also ihrer Haut zu fürchten, ist also a
die 1" )anuarn uscsue all diern 12"' Nartii vor denen
Schwedischen zimlich guete Ruehe gewesen. 7Vt mox die
21. Nartii a prandio ist O. CreZorius Lattler et compri-
mis 7^. 14. O. ") Orliardus praepositus noster von 9
oder 10 schwedischen Reutern per vim hinweg gefiehrt, aber
bey dem Crucifix zu Dcupach ") entlassen sie O. Ore^orium
liac conditione, daß er noch dieselbige Nacht 250 Reichs-
Thaller pro O. kraeposito erlegen solte. Darnach haben sie
TVdm. U. O. Uraepositum bis nacher Ochsenbronn ") ge-
füehrt und als die Gmain daselbst für die 250 Reichs-Thaller
Bürg worden, ist U. O. Orliardus lionsste dimittirt worden
und also seynd sie circa IO'" noctis wider in das Gottshaus
kommen. Nox clsinde mans seynd die 250 Reichs-Thaller
per Lecretarium nostrum jioannem T^delmann nacher
Ochsenbronn geschlickt und dem Vogtherrn, Pfarrer und Führer
fürgezahlt worden, damit sie sich der Bürgschaft entledigen
mögen. Und dise 250 Thaller das ist 375 fl. waren da-
mahlen in parato im Gottshaus ganz nit ^) vorhanden, haben

") aämoäum reverenctus ctominus.
'") Deubach, 3 Km westlich von Wettenhausen.
Oxenbrnnn, 8 Km west-südwestlich von Wettenhansen.
") D. h. es war gar kein Geld vorhanden, womit man die Aus-
lage hätte bestreiten können.
 
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