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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 10.1893

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [1]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15868#0057

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von Schwaben
— zugleich Organ für deutsche Aircheugeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher Weltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Nottenburg.


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Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an vr. Engelbert Hofele, Pfarrer in Nmmendorf b. Biberach, gerichtet werden.

Nr. 14. Stuttgart, den is. Juli 1893. 10. Jahrgang.

Inhalt: Kritik der Wappen der Minnesinger ans Schwaben. Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben nnd Alamannien.
Bon F. Mone. — Hans Niessenberger, der Klosterbanmeister von Weissenan. — Znr Geschichte der wnrttembergischen Landeskunde.
Schwäbische Besiedlung. Vortrag am 10. Deutschen Geographentag in Stuttgart, 6. April 1893, gehalten von Professor vr. I. Hartmann.
— Miszellen. — Beilage: Archivalien des ehemaligen Cistercienser-Nonnenklosters Baindt bei Weingarten. Geordnet lind bearbeitet
von Renz in Regensbnrg. Zweiter Teil.

Kritik der Wappen der Minnesinger aus
Schwaden.
Ein Beitrag znr Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und
Alamannien.
Von F. Mone.
I.
Die Heraldik darf nicht als eine Spielerei eines ehedem
bevorzugten Standes oder der Kuriosität halber betrieben
werden. Denn das Studium der Wappen der Minnesinger
hat nicht nur einen praktischen, sondern auch wissenschaftlichen
Wert für die Geschichte der Mystik, für die deutsche Litteratur-
geschichte nnd Wichtigkeit für die Hagiologie nnd die Ikono-
graphie der Heiligen der einzelnen Länder. Es liegt dem
Wappenwesen des christlichen Mittelalters eine geistreiche
Symbolik und Mystik zu Grunde, welche den Beweis liefert,
daß man damals eine weit höhere, idealere und mehr ethische
Auffassung des einzelnen Menschenlebens, wie einer ganzen
Familie hatte, als heutzutage. Der Grundsatz, auf welchem
die Mystik des Mittelalters und die mystische Weltanschauung
beruhte, läßt sich in den Worten zusammenfassen, die direkte
Beziehung des Individuums zur Gottheit ist das einzige, das
höchste und das wichtigste im ganzen Leben des Menschen. —
Das Wappen der Familie, wie des einzelnen wurde als die
symbolische Kunstsorm für das Porträt, sowohl einer juristischen
oder moralischen Person, als auch des Individuums aufgefaßt.
Die Symbole der Heiligen und die Attribute der Kirchen-
patrone sind die Anfänge der Wappen der Pfarrei, der Pfarr-
gemeinde und der Familien geworden, welch erstere man sich
als Schutzengel der Individuen wie der Familien dachte. So
kam es, daß die zur Wappenführung berechtigten Adelsfamilien
in frühester Zeit, wenn sie kein Amtswappeu führten, das
Bild des Attributes des Kirchenpatrons als Wappenfigur in
ihren Schild ausnahmeu. Die symbolische Kunstform und die
mystischen Vorstellungen der Parochianen sind in den meisten
Wappen noch zu erkennen.
Man hat aus den soeben entwickelten Gründen schon
seit dem Anfänge dieses Jahrhunderts beim Erwachen des
Geschichtsstudiums den Wappen und Siegeln der Domstifte,
Kirchen, Klöster, Orden und Kongregationen wie auch der
Staaten und einzelnen Personen große Aufmerksamkeit zn-

gewendet. Ganz besonders aber sind die Heimat, das Leben,
das Wappen von geistig hervorragenden Dichtern nnd Denkern
Gegenstand eines ernsten Studiums von jeher gewesen. Man
will eben bei außergewöhnlichen Persönlichkeiten erfahren und
erkennen, in welchem Verhältnisse sie individuell zu Gott
standen.
Zuerst hat Andreas Schmeller, gestorben 1852, dessen
Schüler ich noch gewesen und dessen Beerdigung ich anwohnte,
die Bilder zu der Liederhandschrift von Benedikt Beuren an
der Isar, nördlich vom Kochelsee (cmrmiiin Um-ruin, Ausgabe
Stuttgart 1847) herausgegeben. Bis jetzt weiß man noch
nicht sicher, ob der Maler ein Mönch oder ein fahrender
Schüler (Vagant oder Bacchant) oder ob der Dichter auch
zugleich der Maler gewesen ist. Die Zeichnungen sind noch
vorgotisch. Was hier von Marienblnmen und „Vergiß-
meinnicht" vorkommt, findet sich alles wieder bei den Wappen
des Wolfram von Eschenbach, gestorben 1220—30, des tugend-
haften Schreibers, Dominikaner in Eisenach 1236, Manesse
Kodex 102, Bruder Werner, Meister Boppe, ein Alamanne
1275—87, Manesse Kodex 138.
Im Jahre 1843 erschienen in Stuttgart die Wappen und
Miniaturen der sog. Weingartner Lieder-Handschrist, herauö-
gegeben von Pfeiffer und Fellner. — Noch mehr aber wurde
in neuester Zeit das Studium der Wappen der Dichter an-
geregt, als 1892 die „Wappen, Helmzierden und
Standarten d er H ei d e lb e rg e r Minnesinger Hand-
schrift (Manesse Kodex) von Karl Zangemeister nnd
Karl von Neuenstein herausgegeben wurden. Es hat sich nun
die Kritik der Kunstkenner, der Historiker, der Philologen
und Theologen diesem Gegenstände zugewendet. Der erste,
welcher hierin bahnbrechend auftrat, ist der obengenannte
Andreas Schmeller gewesen, der 1837: „lieber Wolframs
von Eschenbach, des altdeutschen Dichters, Heimat, Grab und
Wappen", schrieb. In jeder Hinsicht ist die Kritik über die
Minnesinger und deren Wappen dem Verfasser der Wirtem-
bergischen Geschichte (2. Band 1847), Christoph Friedrich von
Stalin, zu vielem dauernden Danke verpflichtet. — In den
Heidelberger Jahrbüchern 1893 hat Adolf von Oechelhäuser
einen Aufsatz: „Znr Entstehung der Manesse-Handschrift" ge-
schrieben. Die Untersuchung einiger Wappen dieser Hand-
 
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