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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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M., P.: Eine zu Grunde gegangene Pfarrei, Dürnau, D.H. Göppingen, [1]
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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [5]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0015

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copuluti«, ähnlich bei zwei Paaren in, Jahr 1755. Nachdem
von 1755—58 gar keine Ehe geschlossen wnrde, steigt die
Zahl der Ehen von 1758 wieder, nm eine geradzn großartige
Hohe zn erreichen; 1760 sind es schon 8 (darunter 4 akatho-
lisch geschlossene), 1761 10, 1762 32 und 1763 70, sage
siebenzig Ehen, manchmal zwei an einem Tage. 1764 waren
es 26; darunter zwei Eheleute, welche »unre kres uimos in
custrig a praecone ucatlrolico luerunt copuluti, praeco
erat Martin Seidler von dem grienen Husarenregiment
General Kles".
Jetzt kam das Inlribitunr dieser Massenkopnlation. Am
1. Dezember 1764 wnrde von Konstanz aus dem?. Superior
und dem k. Loncionator unter Strafe der ipso facto ein-
tretenden Suspension verboten, ferner va§abun6i zn kopu-
liren. »Optime luit factum«, ruft erleichtert der ?. Tran-
gnillus ans, »Oeo siut DauOes«. In den folgenden Jahren
finden wir manchmal gar keine, 1, 2, 4, höchstens 5 Ehen,
bis 1803 ?. Celsus die letzte katholische Ehe einseguet;
1804 kopnlirt noch Pfarrer Schund von Mühlhausen einen
ehrsamen Schustersjüngling aus Dürnau in der Kirche zn
Mühlhausen. Damit schließt das Eheregister.
Die Toten liste ist nm vieles kleiner als die Eheliste.
Merkwürdig ist, daß schon 1746 sich k. Cäcilius gegen
die oben gegebenen Mahnungen des ?. Marius bezüglich
der BegräbniSordnnug iu Gammelshauseu renitent zeigt und
schreibt: „Anno 1746 den 15. Mai starb in Gammelshausen
zugleich mit dem Kinde, das sie noch im Schoße trug, M.
Margareta Niederin, Weib des vaZus Franz Karl Rieder
und wurde am folgenden Tage in unserem katholischen Kirch-
hof neben der Kirche begraben, wie folgt: Sie wurde bis au
das erste Haus unseres Dorfes geführt, wo ich den abgestellten
Leichnam feierlich wie es Sitte ist, einsegnete und bis zum
Grab geleitete. Das Kind wnrde mit der Mutter begraben,
obwohl es rechtmäßiger Weise nicht kirchlich hätte beerdigt
werden dürfen, teils wegen der Armut des Vaters, teils
weil es eigentlich noch nicht geboren, sondern nach dem Tod
der Mutter schon tvdt ausgestoßen wurde. Und diese Form
des Begräbnisses ist immer seit alten Zeiten cingehalteu
worden; also ist nicht richtig, was ?. Marius iu seinem
Diarium schrieb, daß mau »ach Gammelshauseu mit den Fahne»
gehe» und dort die Leiche einsegnen müsse; das ist hierorts
nie geübt worden und ist auch in ganz katholischen Ländern
nicht üblich." — Sonst sind folgende Notizen von Interesse:
1764 ging »6 patres „unser 30jähriger Kater spiritualis,
Schulmeister und Organist und Hausmeister (praetectus 6c>-
mesticus) Johann Michael Staudenmayer ans Deggingen
gebürtig". Im gleichen Jahr starb in Gammelshansen ein
vaZadrurclus, dessen Name fehlt. ?. Moyses zu ihm gerufen,
fand ihn sckon im Todeskampf; er trug in feierlicher Weise
unter zahlreicher katholischer Begleitung das Allerheiligste nach
Gammelshauseu bis in das Haus, wo der Kranke lag, wobei
fortwährend das Glöcklein geläutet wurde und die Katholiken
laut beten; aber als der k. ankam, war der Kranke gestorben.
Weil dieser sehr arm war, sorgte der »katholische »praetor«
ans Ansuchen des k. Superior Tranquilleus für Bezahlung
der Leichenkosten („sc. Todtenbaar und Todtengräber"). In
der Kirche zu Gammelshauseu wurden die Glocken geläutet,
so lange die Leiche hiuausgeführt wnrde, ohne unser Ver-
lange». Der Begräbnisritus war wie oben bei der Frau vom
Jahre 1746. 1771 starb in einem Hause zu Dürnau Franz
Heilig aus Eislingen; derselbe war gekommen, um den Por-
tiunkulaablaß zn gewinnen, hatte Morgens in der Kirche ge-
beichtet und wnrde während der Vorbereitung auf die Kom-

munion von einem Schlage befallen; „er wurde von einigen
für betrunken gehalten, aber er war es durchaus nicht"; man
konnte ihm noch die letzte Oelnug spenden. Von 1782 ab
wird auch die Leichenrede besonders erwähnt; nicht selten aber
wnrde sie wie die Beerdigung »Arnim pro Oeo« gehalten.
(Fortsetzung folgt.)
Kritik der Wappen der Minnesinger aus
Schwaben.
Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und
Alamannien.
Von F. Mo ne.
V.
Oben wnrde von der Vorstellung der süddeutschen Mystiker
gesprochen, nach welcher das Leben des Menschen mit einem
engen Thale (einer sogen. Klinge) verglichen wird. Aehnlich
ist das Bild, in welchem Dante Alighieri (1265 — gest. 1321)
sich in seiner göttlichen Komödie, im ersten Gesänge, aus-
spricht, der mit den Worten beginnt: „in der Mitte meines
Lebens (35—37 Lebensjahre 1302) befand ich mich in einem
dunklen Walde." Es begegnen ihm zuerst drei Personifikationen
der Leidenschaften: ein Panter (Symbol der Personifikation
des Trunkes und der Genußsucht), daun ein Löwe (Sinnbild
der Leidenschaft der Hoffart, des Hoch- oder UebermuteS und
des Mißbrauches der rohen Gewalt), ferner eine Wölfin
(Emblem der sinnlichen Ausschweifung). Dieser düstere finstere
Wald, von welchem Dante spricht, ist allegorisch in dem
schwarzen Schilde des Walter von Klingen angedeutet. —
Die schwarze Farbe in der Heraldik wird trobel, Zobel (bei
den Franzosen sable) genannt, welches Wort das dunkel-
braune bis schwarze Fell des Zobel (IVlustela ribsliiua) be-
zeichnet. Es war das wertvollste Pelzwerk, das man im Mittel-
alter kannte. Die Tiere mit ganz schwarzem Felle, wie die schwarze
Katze, schwarzen Ziegenbock, schwarzen Hund, schwarzes Pferd,
hielt man für eine Inkarnation des Teufels und hat jene
Tiere aus Furcht vor dem Fürsten der Hölle mit Vorliebe im
Hause und im Stalle behandelt und gepflegt. In dieser Hin-
sicht ist mithin der schwarze Schild, die schwarze Straße oder der
schwarze Pfahl in der Heraldik nichts weiter, als ein Phylak-
terion oder Schutz- oder Verwahruugsmittel gegen den Einfluß
des Teufels, oder als ein Amnlet für den Wappeninhaber.
Daß das Bild des dunklen Waldes für den Gang durch
das Leben bei Dante kein origineller Gedanke ist, ersieht mau
schon aus der Chronologie. Denn Honorius von Antnn oder
Basel-Augst 1125—31 erklärte die Worte Christi: „ich bin
der Weg, die Wahrheit und das Leben", mit: per me trau-
site, cz>ui «piaeritis atria vitae! und setzte bei: praemoustro
callem (steiler Fußpfad), scaucleutes liu^uite vallem! (Wohl-
an, Ihr Pilger, steiget bergan aus dem Thale zur lichte»
Höhe!) Auch Walter von Klingen bewegte sich lange, bevor
Dante dichtete, ja bevor dieser geboren war, in denselben
poetischen Bildern. Der letztere erblickte 1263 oder 1265 das
Licht der Welt, aber Walter von Klingen dichtete schon 1251.
Die Priorität der Idee, welche Dante leitete, kommt also
unzweifelhaft den schwäbischen und alamannischen Dichtern zn.
Was man gewöhnlich in der Heraldik mit Schindeln
bezeichnet, mit welchen der Schild besähet ist, wie bei Walter
von Klingen und im Nassauischeu Wappen, das sind, wie ich
glaube, keine Wecken, sondern unverkennbar kleine Spruch-
bänder, wie man sie auf Gemälden und an Statue» sieht.
Die Inschriften ans diesen goldenen Spruchbändern bei der
Familie Klingen sollen die Worte andeuten, die aus dem Munde
Gottes kommen. Es giebt wohl kaum ein anderes Emblem
 
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