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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Eine zu Grunde gegangene Pfarrei, Dürnau, DH. Göppingen, [2]
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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [6]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0019

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einer, deren Vnterhalt und Verpflegnngskosten S. Chnrfrst.
Drchl. auf Sich nehmen und behalten (außer was davon in
dem hier nachfolgenden Articnl graft. Degenfeld Schonbnrgl.
Seits übernommen worden) auch künftig daselbst bleiben, jedoch
also daß n) neben denselben ein Weltgeistlicher von Seiten
Sr., Chnrf. Drchl. in Baiern daselbst nicht anfgestellet. b) der-
selben Anzahl nicht vermehrt werden, sondern die jetztmalige
in zweyen ?ntribus und einem ststntre bestehend, solang Cappu-
ciner daselbst sehn werden, »»geändert verbleiben, andernfalls
aber und c) wofern solche translocirt würden, nur eine ein-
zige Persohn und zwar ein Weltgeistlicher von Sr. Chnrf.
Drchl. angestellt und unterhalten" werden solle; c>) die Kapu-
ziner müssen die Degenfeldsche Herrschaft als OrtSherrschaft
anerkennen und deren Beamten achten. „Hingegen verbin-
den sich
IX. die Herren Grafen v. Degenfeld Schonburg diese
catholische Geistlichkeit in dem Besitz des eigentlichen Amthanses
zu Dürnan unentgeltlich zu belassen, auch die hinkünftig billich-
mäßige kepurLtionsKösten sothanen Amthanses wie es sich in
Gcgenhalt der Bewohner geziemmet und gegenwärtig im Stande
ist, ohne Ausnahme, nicht weniger die lrnnco für das Haus
zu besorgende Ablieferung von Sechzehn Klafter Brennholz
nebst dem sich allenfalls nach dem Austheilen ergebenden
Neisach . . . z» übernehmen oder fortzusetzen; ingleichen ge-
dachter Geistlichkeit anstat des bisher genossenen Theils am
Schloßgarten einen anderen Platz von gleicher Bequemlichkeit,
Güte und Größe . . . mit Umzäunung . . zustellen und zu er-
halten."
(Fortsetzung folgt.)

Kritik -rr Wappen der Minnesinger ans
Schwaben.
Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben nnd
Alamannien.
Von F. Mo ne.
VI.
Gleichzeitig mit dem Mystiker Walter von Klingen lebten
und wirkten als Kanzelredner zwei berühmte Franziskaner:
Berthold von Regensburg 1250—1272, der am Rheine,
im Elsaß und in der Schweiz predigte, und der berühmte
Redner David von Augsburg, gest. 1271.
Vou einer „Ungunst der Zeitverhältnisse" bezüglich der
Poesie am Ende des 13. Jahrhunderts kann man in dem
Sinne nicht sprechen, wie Stälin es gethan hat, der eben nur
die politische Geschichte Deutschlands und Schwabens im
Auge hatte. Denn lediglich insoferne kann der Geschichts-
forscher eine „Ungunst der Verhältnisse" wahrnehmen, als eine
allzu reiche Produktion, wenn nicht eine wertlose Ueberpro-
duktion, einer Poesie der mystisch-theosophischen Weltanschauung
entstanden war. Es drangen vom Oriente, wie von Skandi-
navien, Sagen und Märchen in Deutschland ein. Vom fernen
Island und den britischen Inseln, wie ans Spanien und von
dem slavischen Heidentums her wurde ein Reichtum vou Stoff
zu poetischem Schaffen und Gestalten dem schwäbischen Volke
nnd den Bewohnern des Rheinthalcs mitgeteilt oder nahe ge-
bracht, der notwendigerweise eine Uebersättigung und eine Um-
gestaltung der religiösen Vorstellungen mit der Zeit herbei-
führen mußte. Das einzelne poetische Genie konnte die Masse
des Stoffes nicht mehr überschauen, noch weniger bewältigen
nnd deshalb zog sich das Individuum in die Selbstbetrachtnng
nnd Kontemplation der Mystiker zurück. Während die Poesie
erblaßte, trat die Mystik in den Vordergrund.
Außer den großen Theologen Thomas von Aquin,

Bonaventura (Fidanza von Bagnärea 1221—74) und
Albert dem Gr. haben bedeutende Künstler im Banfache, wie
Erwin von Klein-Steinbach im Pfinzthale eine neue glänzende
Knnstperiode angebahnt. — Auch die Gelehrten blieben nicht
hinter der Zeitströmung zurück. Durch das Aufblühen des
Studiums der Naturwissenschaften, besonders der Mineralogie,
Botanik und Zoologie durch Albertus Magnus hat die sym-
bolische Knnstform und damit auch die Heraldik neue Nahrung
erhalten. Im 11. und 12. Jahrhundert hatte man in der
Wappenkunde nur die Teilung der Schilde in Farben gekannt
oder das irische Flechtwerk, oder das Zickzack-Ornament (bild-
liche Darstellung der fließenden Gnade), oder die Stufen, den
Pfahl nnd den Riegel (pessulus) angeordnet. Mit dem Ende
des 13. Jahrhunderts kamen immer mehr die redenden Herolds-
figuren ans dem Tier- oder Pflanzenreiche ans.
Wir haben insbesondere einiger Prosaiker auf dem Ge-
biete der Mystik zu gedenken, deren Schriften ans die Heraldik
des 13. Jahrhunderts unverkennbaren Einfluß gehabt haben.
Es sind dies: Wilhelm Duranti ans Poninoisson (1232
bis 1296), Bischof von Mende, Dominikaner, welcher das
rntionnle clivinorum okkiciorum verfaßte. Er bildete die
Allegorie, Symbolik und mimische Darstellung der historischen
Thatsachen nnd kirchlichen Gebräuche weiter ans. Jünger als
dieser ist der Pariser Lehrer, Prediger, Mönch nnd Bischof
vonMeaux: Wilhelm Dürand aus Poninoisson, gestorben
1332. Nicht minder wichtig ist der Verfasser des elucicknrius.
Ein mystischer Schriftsteller des 13. Jahrhunderts aus
Süddcutschland wendet sich bei der Psychomachia auch der
Wappenkunde zu und giebt damit interessante Fingerzeige znm
Verständnisse der Helmkleinode und der Schilde jener Zeit.
Indem er den Kampf der Tugenden und Laster in Form eines
Turniers oder Duells beschreibt, sagt er, daß der Zorn oder
Jähzorn (irn) auf einem Schaum von sich gebenden Eber
reitet, der mit den Zähnen (fletscht) knirscht (ckeutibus st/e-
mersteur). Als Grund wird angegeben, c^uin irnti suis cieuti-
bus sailicet cletrnctionis et vituperii et mnleclictiouis in
nlios kreruuut. Als Helmzier trägt der Zorn (super gLleanr)
den Weißdorn (pLliurum, cguocl vulgärster ckicitur: Donncr-
distel), cquin nculeutns imngirmtiones semper in cLpite
versLt. Der Weiß- oder der Schwarzdorn (Schlehdorn)
crntnegus heißt in Italien Walddistel. — Der Hochmut
(superbia) reitet auf den Plan in goldener Rüstung und
führt einen Pfauen auf dem Helme, sein Schild zeigt einen
gekrönten Löwen, sein Nock ist mit Adlern gestickt (in tuuicn
LHuilnm), aber er reitet ein blindes Roß, c^uin superdi
veloces sunt nck nrnlum. — Gegen den Hochmut tritt die
Demut in die Schranken (sturrulitLs). Sie schreitet zu Fuße
einher, ihr Haupt ist geschmückt mit einem Kranze von Veil-
chen (c^uin violne sunt coelestis coloris (himmelblau), sua-
viter ockorLntes, cnput terrae inclinantes).
Wenn es in der alten Edda (Sämnndar Edda, verfaßt
1056—1133) heißt: „es flogen drei Walkyren südlich her vom
Schwarzwald" nnd ferner: „Wieland (Völunder) saß im Wolfs-
thale", so ist wahrscheinlich damit nicht, wie mein verstorbe-
ner Vater glaubte, an den badischen Schwarzwald, an das
Thal der Wolfach beim Kinzigthale nnd an den zur Mythe
gewordenen Kaiser Valentinian (Wieland) zu denke», sondern
an das schwarze Thal, das Symbol des menschlichen Lebens,
an die Personifikation des Lasters im Wolfe n. s. w. Freilich ist
man versucht zu glauben, daß Dante diese Stelle der alten Edda
bei dem Dichte» des ersten Gesanges vor Angen gehabt habe.
Aber dafür sind gar keine direkten Beweise beizubrinaen. Es
waren eben jene Vorstellungen über das menschliche Dasein
 
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