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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [6]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0020

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12

im 11. Jahrhundert von Island bis in die Levante verbreitet
und gleichsam Gemeingut bei allen denkenden Völkern damals
geworden. So kam es, daß fast überall bei deutschen, fran-
zösischen und italienischen Schriftstellern dieselben Ideen sich
wiederfinden. Nur die Spezifizierung der allgemeinen Vor-
stellungen ist Sache der nationalen Poesie gewesen und hier
insbesondere des Heraldikers, welcher die Wappen der Dichter
untersucht.
Forscht beim psychologischen Epos des 12. und 13. Jahr-
hunderts man dem Ursprünge oder der Quelle jener damals
gangbaren Ideen und Vorstellungen über das menschliche
Leben nach, so gelangt man schließlich wie säst überall bei den
Psalmen Davids an! Im 142. Psalm, dem siebenten Buß-
psalin, der am Samstag nä InucZes gebetet wird, singt David
im Jammerlhale der Thränen: collocavit me in obscuris,
sici.it morlno-; saeeuli —, nnxintns est Spiritus mens —,
persecutus est inimicus animam menm —, expnncli manus
mens nd te —, natnm inc milri viam, in czun ambulem. —
Die Poesie des Mittelalters hat diese Stellen überarbeitet
und in geschickter, oft in sehr sinniger Weise ansgemalt. Es
genügt, wenn man ans die Rolandsage hinweist. Der Held
heißt Roland, Nuoland, der hl. Roland, sein Bild die Roland-
säule ist das Symbol der Gerechtigkeit. Der Pfaffe Konrad
ans Schwaben am Hofe Heinrich des Stolzen (Welfen von
Ravensburg) 1125—1130 lebend, hat das „Nnolandes kiek"
nach einem sranzösischcn Epos gedichtet. Der genannte Held
des psychologischen französische» Epos kommt durch Verrat des
Ganelvn (ein Uebername des Teufels) im Thale des Brom-
beerstrauches Ronceoall (roirae Brombeerstrauch) NM. Der
Lebenspfad eines jeden Menschen ist ein clremiir seme de
ronces, ein mit Dornen besäeter Pfad im Thale der Thränen.
Das Notsignal ans dem Horne Rolands, das den Namen
Olifant (Elfenbeinhorn) führt, wird in Aachen von Karl dem
Großen gehört. Hierin liegt wiederum unverkennbar eine An-
spielung auf einzelne Stellen in den Psalmen.
lieber den Dichter Walter von Klingen eignet sich
Stälin a. a. O. 3. S. 755 das Urteil von Will). Wacker-
nagel an und nennt ihn einen: „immerhin löblichen,
jedoch wenig berufenen Dichter". Da man aber nur
wenig von ihm fabrizierte Reimereien und Gedichte hat, und
auch diese nicht unanfechtbar sein geistiges Eigentum sind, so
scheint jenes Urteil mindestens etwas vorschnell zu sein. Eine
poetische angelegte Natur war Walter ohne Zweifel, auch
hatte er einige Dichter vom Anfänge des 13. Jahrhunderts
an gelesen. Seiner Zweitältesten Tochter gab er den Namen
Herzelaudis, weil Wolfram von Eschenbach die Mutter des
Parcival Herzeloyde hieß. Seine Ehefrau, eine geborene von
Froburg (?) oder Krenkingen (?) nannte er nach der Laure-
tanischen Litanei sedes supientinc mit dem Firm- oder Ehe-
namen Sophia, die Weisheit. Seine Töchter heirateten:
Verena den Graf Heinrich von Beringen, Herzelaudis den
Freiherr» v. Lichtenberg, Katharina den Grafen Diebold von
Pfirt und Klara den Markgrafen Hesso von Baden.
Mag auch seine Begabung als Dichter und Verseschmied
nicht von Bedeutung gewesen sein, der ganze Mann, wie ihn
die Geschichte uns vor Angen stellt, war eine poetisch veran-
lagte Natur. In ihm spiegelte sich der Geist seiner Zeit
ungetrübt ab. Wenn es auch unzweifelhaft feststeht, daß der
Dichter feinen Familiennamen „Klingen" nicht selbst ge-
wählt habe mit Rücksicht auf die damals herrschende Vor-
stellung, daß „Klinge" allegorisch das dunkle Thal, voll Dornen
und reich an Thränen, bezeichne, welches das Sinnbild unseres !

irdischen Lebens ist, so war ihm jedenfalls bekannt, daß man
mit Klingenberg, Klingenkapelle, Klingenzell (Thurgau) Wall-
fahrtskapellen bezeichnete, die auf einer Anhöhe in einem Thale
stehen. Davon war schon oben die Rede.
Es gab drei Burgen Klingen, eine (Alten Klingen) im
Thurgau bei Steckborn, eine bei Lupfen im Oberamt Tutt-
lingen und Hohenklingen im Hegau bei Stein a. Nh. Wie die
Himmelspatrone der Schloßkapellen dieser drei Burgen ge-
heißen haben, konnte ich nicht feststellen. Die Vermutung
liegt nahe, daß die Kapellen in Altenklingen und in Hohen-
klingen nd s. IlclLlricriirr geweiht waren. — Die Wappen-
fignr der Klingen ein springender Löwe scheint von den Ky-
bnrg entlehnt worden zu sein.
lieber den Dichter Walter von Klingen hat schon 1845
der bekannte Germanist Karl Heinrich Wilhelm Wackernagel
in Basel geschrieben: W. v. Klingen, Stifter des Klingen-
thals und Minnesinger, mit zwei Lithographien. Damals hat
man aber der deutschen Mystik noch nicht diejenige Aufmerksam-
keit zngewendet, wie heutzutage.
In der Moneschen Zeitschrift für die Geschichte des
Oberrheins von 1850/51 Bd. 1 S. 452—470 und Bd. 2
S. 214—216 giebt Jos. Bader über die Familie und das
Besitztum der Familie von Klingen Aufschluß. Daraus geht
hervor, daß diese Familie Lehen des Hochstiftes Konstanz, der
Abtei Reichenau und der Grafen von Kybnrg trug, die
Schirmvogtei des St. GeorgS-Benediktinerkloster zu Stein
und des 1252 gestifteten Cistercienserinnenklosters Feldbach
bei Steckborn inne hatte und endlich freie Herren in Wigol-
tingen, Alten Klingen und Klingenan waren. Dieses adelige
Geschlecht war gegen die Kirche sehr freigebig und zählte auch
einige Würdenträger unter ihren Angehörige». -Sie war bei
der Stiftung bes Klosters Feldbach 1252 beteiligt, der Dichter
Walter stiftete um 1260 das Kloster Sion bei Klingenan und
das Dominikanerinnenkloster Klingenthal. 1200 wurde Hein-
rich von Klingen zum Abte von <St. Gallen gewählt, 1219
war ein H. v. Klingen Domherr in Konstanz. Daß Walter
von Klingen mit dem Sänger Konrad von Würzbnrg persön-
lich bekannt war, wurde schon oben vermutet. Für die Kritik
des Manesse - Codex ist ohne Frage das wichtigste — die
Untersuchung, in welcher Beziehung standen zu einander
Walter von Klingen und Johannes Manesse — ?
(Fortsetzung folgt.) ),
Miszellen.
Galerie Fleischmanu. Am 12. Februar d. I.-lammt in
Frankfurt a. M. bei R. Bangel (Nene Mainzerstr. Nr. 66) eine für
die Münchener Schule besonders charakteristische Bildersammlung unter
den Hammer. Es ist die graste Galerie moderner Meister, die bisher
im Besitze der Fleischmanuscheu Kunsthandlung in München, insolge
des kürzlichen Ablebens eines der Teilhaber versteigert wird. Man
findet da F-. A. Kanlbach, Löfs,; ^ Diez, Defregger, Gabr. Max,
Grntzner, Brandt, Kans Meyer, Wvpfner, E. Zimmermann u. a. vft sehr
glänzend, die meisten mehrfach vertreten. Unter den Tier- und Land-
schaftsmalern begegnet inan Baisch, Braith (aus Biberach), Jul. Adam,
Gebler, Kvmalsky, Velten, Zügel und Ed. Schleich sen. Reizende
Handzeichnnngen von RenL Reinicke u. a. vervollständigen das Bild
der Schule, der von fremden Meistern noch Werke von Ciardi, Lvmza,
Simoni, Artz, Clays, Ximems, Langöe, Th. Weber, Schreyer rc. zur
Seite stehen. Der mit 82 Illustrationen ansgestattete Katalog enthält
ini ganzen ungefähr 200 Nummern. — de.

Wir bitten die Herren Geistlichen
Pfarrchvniken, Pfründbeschreibungen re.

um geschichtliche Notizen ans
I)r. Hvfele.

Stuttgart, Bnchdrnckerei der Aktiengescllschast „Deutsches Volksblatt".
 
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