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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [7]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0028

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20

sich zu erwerbe». Er mag gleichzeitig mit Greif Rudolf v.
Hcibsbnrg-Laufenburg, der von 1274—1293 Bischof von
Konstanz und der unmittelbare Vorgänger von Heinrich v.
Klingenberg ans dem bischöflichen Stuhle war, in Bologna
studiert haben. Rudolf v. Habsbnrg-Laufenbnrg war auf jener
Hochschule 1263—66 (April), um das letztgenannte Jahr mag
Heinrich v. Klingenberg dort immatrikuliert worden sein.
Die Bedenken, welche gegen die Laßbergsche Hypothese,
daß der Bischof Heinrich und der Kanzler ein und dieselbe
Person seien, laut wurden, sind verschiedener Art. Mit Recht
fragt man: weshalb soll Heinrich v. Klingenberg, der nur
fünf Jahre 1288—1291 bei König Rudolf wirklicher Kanz-
ler gewesen, nämlich nach dem Tode des Kanzlers Heinrich
Kngelmann (Göckhelmann) von JSny, welcher das Kanzler-
amt von 1273—1288 geführt hatte, der „Kanzler" genannt
werden? Dieser Titel kommt doch eher dem Heinrich Kngel-
mann, der 15 Jahre lang jenes Amt verwaltete, zu. Es
müsttcn ganz erhebliche Gründe herbeigebracht werden, welche
darthun, daß jener Uebcrname oder Differenziernngsznsatz dem
Heinrich v. Klingenberg wirklich schon von seiner Jugend an
znkam. Möglicherweise führte er schon seit 1273, als er in
der Kanzlei Rudolfs v. Habsbnrg beschäftigt war, oder als
Student bei seinen Freunden jenen Uebernamen. Da gleich-
zeitig im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts drei Klingen-
berg existierten, welche Dom- oder Stiftsherren waren, so ist
es nicht unwahrscheinlich, daß man zur Unterscheidung dersel-
ben jenen Beinamen anfbrachte.
Für die Beschäftigung Heinrichs v. Klingenberg mit der
Dichtkunst, mit Musik und mit Reimereien liegen direkte
Beweise und unmittelbare Zeugnisse vor. Er lebte, bevor er
Bischof wurde, meist in Zürich, wo er Propst war, hatte
Umgang mit seinem Vetter Konrad v. Muri, der Chor-
sänger, cmntor, war, und der ein Gedicht auf Rudolf v. Habs-
bnrg machte, mit dem Bürgermeister Manesse und dessen
Söhnen Johannes, gestorben 1296, und Rüdiger, gestorben
1328. Seit 1273 war er Geheimschreiber in der Kanzlei
des Königs Rudolf. In einem seiner (?) Gedichte spricht er
sich gegen die fahrenden Dichter (die Vaganten und Bacchan-
ten) aus. Da er 1275 eine Erhöhung einer Pfründe für
einen armen Kleriker stiftete, so liegt es nahe, zu glauben,
daß er durch Zuwendung von Geldmitteln den armen Kleri-
kern, die Vaganten und Bacchanten waren, aufhclfen wollte.
Die Gedichte des „Kanzlers" über die „Gehrer" (Streber
und Stellcnjäger), die Gnmpelmänner und die Bischöfe, welche
den Speer anstatt des Krummstabes führten, verraten Ein-
drücke gewisser Ereignisse. Dem Verfasser jener Dichtungen
waren die Beschlüsse der Mainzer 1261 und Lyoner Synode
1274 bekannt, und znr Zeit, als Bischof Walter von Straß-
bnrg 1263 bei Mittelhansbergen erschlagen wurde, mögen die
Verse gegen die „Pfaffen-Fürsten" entstanden sein. Die Zu-
stände, welche Nie. Spiegel „Vaganten und Bacchanten" II.
Speyer 1892, S. 55 sfg. schildert, scheinen dem Poeten, der
unter dem Namen „Kanzler" schrieb, nicht unbekannt gewesen
zu sein. Alles dieses konnte nur ein Bischof in der Kanzlei
eines Fürsten wisse».
Man könnte unter „Kanzler" auch de» Freiherr» Ru-
dolf von Hoheneck aus dem Allgäu, gestorben 1290, ver-
muten, den König Rudolf 1274 zu seinem Hofkanzler ernannte,
welches Amt er bis 1281 bekleidete. Aber man hat keine
Nachricht darüber, daß Rudolf von Hoheneck dichtete. Wes-
halb giebt Hadlaub dem Kanzler nicht das Hohenecksche Wap-
pen ? Von Heinrich v. Klingenberg sagt aber Hadlaub aus-

drücklich er habe Lieder gedichtet und die Sangweisen dazu
komponiert (s. Stalin Württemb. Gesch. 3, 751). Zwar fügt
Stälin bei, unter Berufung auf Wackernaget, Gesch. der
Deutsch. Litterat. 116, daß v. Klingenbergs Liedern sich nichts
erhalten habe. Es scheint jedoch, daß sich mehreres erhalten
hat, aber nicht unter seinem Namen, sondern unter dem des
„Kanzlers".
Wie man auch diese Frage entscheidet, beide Dichter sind
Vorläufer der mystischen Richtung im 14. Jahrhundert. Des-
halb legen wir denselben Wert bei.
lieber Heinrich v. Kliugenberg haben: Mörikofcr,
die Burg und Familie Klingenberg, in Dolbs schweizerische
Ritterburgen Bd. 3 S. 53, und Laßberg, Liedersaal, 2. Vor-
rede 37, geschrieben. Eine kurze Biographie von ihm gab
Joseph Bader in der Herda, neue Folge 1841. 1. S. 140 bis
160. Auch ist die Schrift: „Die Schweizer Minnesänger",
heransgegeben von Bartsch, Frauenfeld 1886, hier zu nennen.
In dem zweiten Bande des episcopLtns Oonstcurtiensis von
Trndp. Neugart, welchen 1862 Mone hcransgab, finden sich
einige Urkunden, welche für die Lebensgeschichte des genannten
Mannes von Interesse sind. Aber dessenungeachtet, hat man
keine direkten Beweise, Zeugnisse und Urkunden dafür, daß
er bei der Abfassung des Mancsse-Codex unmittelbar mitge-
wirkt habe, oder wie Laßberg meint, daß Heinrich v. Kliugen-
berg selbst eine Liederbnchhandschrift anlegte, welche Manesse-
Hadlanb erweitert habe. Erschöpfende Beweise sind hierüber
bis jetzt nicht erbracht. Ein Zeitgenosse von ihm (Hadlaub)
sagt zwar, daß er der Mode seiner Zeit auch gehuldigt hat,
und sich in Reimereien, im Verseschmieden oder im Dichten,
sowie im komponieren von Melodien versucht habe, wenigstens
in seiner Jugendzeit 1266—1273. (Fortsetzung folgt.)

Miszellen.
Auktion Lieb er mann. Vom 12.—20. März l. I. findet i»
Berlin die Versteigerung der Galerie und der Kunstsamm-
lungen des vor Jahresfrist verstorbenen Herrn Adolf Liebermann
von Wahle ndorf statt. In der nur ans hervorragenden Schöpf-
ungen vorzüglich der modernen Malerschulen bestehenden Galerie
begegnen uns n. A.: A. Achenbach in zwei Bildern, Boldini, Brozik,
Karl Becker, Defregger, Grntzner, Hitdebrandl, Hoguet, Knaus, v. Len-
bach, P. Meyerheim, Mnnkacsy in drei Bildern allerersten Ranges,
Schreyer und viele andere; ihnen reihen sich dann einige Bilder der
älteren Schulen an, unter denen namentlich ein seelenvvlt empfundenes
Bild von Murillv: „Vision des heiligen Franziskus" und ein herr-
liches Blumenstnck vvn Berbruggen hervvrlenchten. Die Kunstsamm-
lung setzt sich aus Arbeiten deS älteren und des neueren Knnst-
gewerbes zusammen. Es sind auch hier wieder in erster Linie prächtige
Erzeugnisse der modernen Kunst und Knnstindnstrie, die uns begegnen.
Da sehen wir hervorragende Murmorstatuen und -Büsten, da Möbel
der kostbarsten Art, und diese wieder angefüllt mit herrlichen, teils
neueren, teils älteren Goldschmiede-Arbeiten, Nippsachen, Miniaturen
und Bijonx. Unter den neueren Arbeiten ans letzterem Gebiete ragen
vor allem in kostbaren Schreinen und Kassetten, sowie herrlichen Schau-
nnd Zierstücken ans Edelmetall, Gegenstände aus dem Nachlasse König
Ludwigs II. von Bayern hervor; ganz besondere Aufmerksamkeit ver-
dient dann weiter die in ihrer Art und in ihrem Umfange wohl einzig
dastehende, 84 Nummern umfassende Sammlung der aus Barockperlen
in Email- und Edelmetall-Fassung gebildeten Stücke. Die Abteilung
der Texlil-Jndnstrie stellt in sich eine Spezial-Sammlung allerersten
Ranges dar. lieber die Gemälde (im ganzen 107 St.) ist neben
dem einfachen, gratis erhältlichen Verzeichnis ein illustrierter Katalog
in 2 Ausgaben, 'nämlich in einer Prachtausgabe mit 30 Heliogravüren
zu 20 Di. und einer mit 30 Lichtdrucken zu 8 M. erschienen, lieber
die Kn» st suchen ist gleichfalls ein illustrierter Katalog in 2 Aus-
gaben ve>öffentlicht, eine Prachtausgabe mit 25 Lichtdrucke» und vielen
Textillnstraiivnen zu 15 Bi. und einer kleineren zu 6 M. Die Leitung
der Auktion ist von den Erben der Kölner Firma I. M. Heberle
(H. Lempertz' Söhne) übertragen und findet in Berlin, Unter den
Linden Nr. 8, statt. oll.

Stuttgart, Buchdruckcrei der Aktiengesellschast „Deutsches Vvlksblatw
 
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