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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Eine zu Grunde gegangene Pfarrei, Dürnau, DH. Göppingen, [5]
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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [8]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0031

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diese Stunde mißlungen sind", als Zeugen des simultnneums;
wenn Pfarrer Schund um das Geläute bei Leichen ersucht
habe, so beweise dies, daß er ein höflicher Manu war; ge-
läutet haben freilich die Katholiken nicht selber, sondern der
Mesner; wenn Pfarrer Schmid oor 1806 nicht in die Kirche
hineingekommen sei, so sei damit nicht bewiesen, daß er kein
Recht hatte. Die 9 Gründe waren also sehr fadenscheinig.
Pfarrer Stimmel beruft sich darauf, daß er auf Befehl
der gräflichen Herrschaft 14 katholische Kinder getauft habe.
Darauf erwidert Vogel: An sich stand das Recht zu taufen
niemand anderem zu als dem rechtmäßigen Pfarrer von
Mühlhausen. Nachdem nun freilich dieser verlangte, daß die
Täuflinge dorthin getragen würden — anch mitten im Win-
ter — „so war die Ortsherrschaft allerdings veranlaßt und
berechtigt, zum Wohl ihrer Unterthanen das Taufen der ka-
tholischen Kinder provisorisch dem evangelischen Pfarrer zu
übertragen" (!!) Aber Pfarrer Schmid wär berechtigt und
verpflichtet, in loco Dürnau zu taufen. Uebrigens habe anch
er (Vogel) nur einmal getauft und dann den Pfarrer Stim-
mel darum ersucht; er sei diesem dankbar, daß er ihm den
weiten Weg und 1 fl. Ausgabe bei 15 Kreuzer Einnahme
erspare. Daß Schmid nicht selbst taufte und beerdigte, be-
weist also nichts gegen das Simultnrieum. Ihm war (vick.
nctn corniss.) „die äußerst lästige Pastoration von seiner
Regierung mit Gewalt und unter Bedrohung aufgedrungen wor-
den". Er kam erst auf ernstlichen Vorhalt seitens seines
Dekans und Androhung einer Klage beim Bischof seit 1807
wieder zu Heerdigungen. — Wer hat aber hiebei die Mitbe-
nützung der Kirche aufgehoben? Am 28. Juli 1804, also
9 Monate nach Abzug der Kapuziner, wurde eine katholische
Person ohne Beisein des Pfarrers von Mühlhausen in Dürnau
bestattet. Nachher gingen die Katholiken in die ihnen frei-
willig geöffnete Kirche und beteten mit lauter Stimme ihr
Unter ct TVve. (Fortsetzung folgt.)

Kritik drr Wappen der Minnesinger aus
Schwaben.
Ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und
Alamannien.
Ban F. Mo ne.
VIII.
Nr. 18, Tafel 9. Graf Alb recht von Hohen-
berg, Rottenburg, Haigerloch, geboren um 1230—40,
gestorben 1298. — Von diesem Dichter handelt die Schrift
von Professor Or. L. Schmid, welche den Titel führt:
Ei» Chklus von kulturgeschichtlichen Bildern ans dem 13. Jahr-
hundert, mit drei Illustrationen, Stuttgart 1879. Eine der-
selben, der Tod des Albrecht v. Haigerloch, ist ans dem
Manesse-Codcx entlehnt. L. Schmid, der durch die Geschichte
der Grafen von Hohenberg bekannt wurde, hat nach den Ge-
schichtsquellen das äußere soziale und politische Leben des
Grafen Albert von Hohenberg in obiger Schrift eingehend
behandelt. Es bleibt mir also nur übrig, die Stellung anzu-
zndenten, welche der Dichter und Mystiker Albrecht von Hohen-
berg-Haigerloch in der Entwicklung der christlichen Mystik in
Schwaben, speziell in der Dominikaner-Mystik einnimmt. Sein
leiblicher Vater Graf Burkhard III. von Hohenberg, der 1253
vom Blitze getötet wurde, nannte sich Lurlcnrclus comes
cle 2olre. Da die Wappen der Zoller»: schwarz und Silber
gewerteter Schild und der Hohenberg-Nottenburg-Haigerloch
(Schild: Silber rot quer-geteilt), sowie die Helmzier: Bracken-
kopf und zwei Jagdhörner total verschieden sind, so muß hier-
über einiges gesagt werden. Die Verschiedenheit des Wappens

und die Veränderung des Namens ließen sich wohl so er-
klären, daß man annimmt, Graf Burkhard II. von Zollern
habe die Erbtochter der Hohenberg geheiratet, und aus diesem
Grunde führten seine Nachkommen, d. h. die Seknndogenitnr
das Hohenbergsche Wappen. Wie gesagt, besteht dasselbe in
einem Silber und rot qnergeteilten Schilde. Nach dem Usus
der ältesten Wappen sollte die Farbe oben stehen und das
Metall unten. Man erwartete mithin die Angabe rot—Silber
quergeteilt. So ist auch der Schild beschaffen, welchen Gott
dem seligen Suso reichen läßt, als dieser letztere zum Ritter
der ewigen Weisheit erhoben wurde. Ferner ist es auffallend,
daß eine am oberen Neckar ansässige Dynastiefamilie die
fränkischen Landes- und Nationalfarben rot-weiß hat. Was
die Jägerhörner betrifft, welche als Helmzier im Manesse-
Codex dem Albrecht von Hohenberg gegeben worden, so ver-
weise ich auf das oben bei Gotfried von Reifen Gesagte und
auf die unten folgende Erklärung.
Die fränkischen Stammesfarben sind leicht zu rechtferti-
gen, wenn man bedenkt, daß die St. Remiginskirche bei Alt-
Rottenburg, wo die Hohenberg im 13. Jahrhundert wohnten,
diese fränkischen Farben führt. Es muß im 9.—10. Jahr-
hundert eine fränkische Familie ans der Gegend von Rheims
auf der Stromgebietsgrenze zwischen Donau und Rhein
(Beera-Donan und Prim-Neckar) die Burg Hohenberg gebaut
haben. Diese Familie brachte mit dem fränkischen Landes-
heiligen auch die Farben rot-weiß an den oberen Neckar.
Die Kirchen und Kapellen in der Nähe der Burg Hohenberg
haben folgende Himmelspatrone: Schörzingen St. Gallus,
die Kapelle daselbst nä b. Virgin., Delkhofen St. Verena,
Wilflingen St. Gallus und Urban.
Ans der Stammburg der Hohenberg, auf Schloß Hohenberg
bei Schörzingen-Deilingen, OA. Spaichingen — scheint Graf
Albrecht nicht gewohnt zu haben, sondern auf der alten Burg
Rottenbnrg bei Ehingen am Neckar. Welchem Heiligen die
Schloßkapelle aus der Stammburg Hohenberg, welche auf dcr
Wasserscheide der Beera (Donau) und der Prim (Neckar)
liegt, geweiht war, weiß ich nicht. Nur vier Wegstunden von
Rottenbnrg ist die Belsenkapelle, welche ebenfalls Tricrer
(fränkische) Kirchenpatrone hat — St. Maximin und Johann
Evangel. Die Burg Alt-Nottenburg war in die St. Nemi-
giuspfarrei bei Ehingen eingepfarrt, wozu auch Niedernan
gehörte. Das St. Remigius-Gotteshaus, später Klansenkirche
genannt, blieb nicht Pfarrkirche, sondern die Pfarreirechte
gingen ans die St. Miwizstislskirche in Ehingen-Nottenbnrg
über, in welcher der Graf Rudolf von Hohenberg, der Sohn
des Dichters, 1330 ein Chorherrnstift errichtete. Aber das
Wappen der alten St. Remiginskirche wurde für die St. Moriz-
stiftskirche beibehalten, d. h. im roten Felde eine silberne
fliegende Taube, welche die Chrifambüchse des hl. Remigius
im Schnabel trägt.
Die Hohenberg waren sehr religiös, insbesondere sind
außer dem Minnesinger und seiner Schwester der Sohn und
Enkel des Dichters in dieser Hinsicht vorteilhaft bekannt. Graf
Rudolf I. von Hohenberg, gestorben 1336, der Sohn des
Sängers, stiftete das St. Morizstift in Ehingen-Nottenbnrg,
in dessen Kirche sein Grabmal noch zu sehen ist. Drei la-
teinische, leoninische Verse deuteten an, daß auch ihm die Vor-
liebe für Reimschmiedekunst eigen war. Dieselben lallten:
Oevotss mentes
VlLec, Nortor, scnlptn tuentes
Lius, ut in preoidu8
Nemores sink principis Vuin8,
()ui oviit »nno clomini,
>zz6 tertio icius Innunri.
 
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