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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [8]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0032

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24

Das Grabmal seiner Gemahlin Jrmingard vv» Württem-
berg, gestorben 1329, trägt die Reime:
jacet ecce rosa,
«Juonäain irimium speciosa,
Iremgarcl ^rata,
Oe rVirtemderA Aenerata
llxor Iluckolü.
Auch der Sohn beider, der Bischof Albert von Freising,
fand dort seine letzte Ruhe 1359. Ein Graf Albert von
Haigerloch, geboren 1239, wurde Benediktiner in Ober-Altaich
bei Bogen und starb daselbst im Rufe der Heiligkeit als
Prior 1311.
Albrecht von Hohenberg-Haigerlvch wurde am 17. April
1298 zwischen Lcinstetten und Oberndorf in einem Marsch-
gefcchte erschlagen und seine Leiche im Dominikanerinnenkloster
Kilchberg beigesetzt. Dieses Gotteshaus liegt in der Pfarrei
Heiligenzimmern bei Haigerloch an der Eyach. Der
Kirchenpatron von Heiligenzimmern ist St. Patrizius. Die
Grafen von Hohenberg hatten von 1237 an das Frauen-
kloster Kirchberg, orcliiiis s. Oominici, bei Haigerloch an
der Eyach reich beschenkt und zu ihrer Begräbnisstätte be-
stimmt. Die Stiftung dieses Klösterchens hat wieder einige
Aehnlichkeit mit der Gründung von Klingenthal und Syon
bei Klingenan. Eine Jungfrau von Hohenberg, wahrschein-
lich eine Schwester des Dichters, und die Schwestern Willburg
und Kunignnd vvn Heiligenzünmern begannen 1237 die klöster-
liche Vereinigung auf dem Wandbühl (coliis clomus sauctae,
Kirchberg). Der Platz der Baustelle wurde dem Grafen
Burkhard II. von Hohenberg abgekauft.
Die Ehefrau des 1298 erschlagenen Dichters Albrecht
von Hohenberg-Haigerloch hieß Margareta und war die Toch-
ter deS Grafen Heinrich von Fürstenberg, gestorben 1284.
Es bleibt mir noch übrig, einige Worte über die Helm-
zier des Grafen Albrecht von Hohenberg zu sagen. Dieselbe
besteht aus zwei gestürzten, zu einander gekehrten (die Mund-
stücke kommen sich nahe), halb Silber, halb rote Hist- oder
Jagdhörnern. Abgesehen von der Farbe, ist es dieselbe Figur
wie auf dem Helme des Gvtfried von Reifen. Da aber
diese Jagdhörner sich auch im Stiftswappen und zwar nicht
auf dem Helme, sondern im oberen weißen Felde des Hohen-
bergischen Schildes selbst auf dem Fuße liegend befinden,
Mundstück an Mundstück gekehrt, so lag es nahe, dieser Helm-
zicr eine individuelle Bedeutung zu unterstellen. Es war mit-
hin gestattet, in denselben ein persönliches Symbol des
Dichters zu erkennen. Als das Symbol oder Emblem des
erblichen Jägermeisteramtcs jene Zier zu deuten, schien mir
bedenklich. Tenn diese Helmzier findet man so häufig auf
Helmen im 14. Jahrhundert, daß man sagen darf, so viele
erbliche Hofjägermeisterämter gab es damals nicht, und konnte
cS nicht geben. Sie finden sich auf dem Helm eines
Wasfengefährten des Werner von Homberg, auf einem Grab-
steine eines Fürstenberges, obschvn diese den Schneeballen auf
dem Helme führen, und ans dem Helme eines Windeck in der
Ortenan, obschon diese Familie die armlose Jungfrau als
Helmzier hatte. Wenn man die Bedeutung des Helmes in
den Vorstellungen der Mystiker berücksichtigt und an das Hift-
horn Olifant des Helden Roland im Thale von Ronceval
denkt, so erklären sich die Hifthörner als Helmzier auf
ungekünstelte Weise als Symbol der Eingebung, d. h. der
göttlichen Gnade (inspirativ oder Stimulus poenitentiae).
Man hat im Mittelalter nach der Stelle im 3. Psalme,
Vers 3:

Uu autem Nomine susceptor mens es;
Llloria inen et exaltans cnput ineuin.
„Du, o Herr, bist für mich der Schild,
Und der Helm, der mein Haupt krönet,"
den Helm als Symbol der Gnade betrachtet. Lusceptor heißt
der Schildträger und Zlvria die Helmzier und der Helm.
Ganz dieselbe Bedeutung hat auch das Humerale des Priesters,
der celebriert.
(Forschung folgt.)

Miszellen.
Eine alte Druckstätte im Allgäu. Ein seltenes Fest beging
am 24. September v. I. die Ins. Köselsche Buchhandlung und
Buchdrnckerei in Kempten (Allgäu), nämlich die Feier ihres 300-
jährigen Bestehens. Das Geschäft wurde im Jahre 1593 durch
Erhard Blarer vvn Wartensee, Fürstabt vvn Kempten, gegründet und
bis zum Anfang unseres Jahrhunderts im fürstlichen Residenzschlossc
zu Kempten als typoZrapbia äucalis unter der Leitung vvn Fakturen
betrieben. Zu Anfang dieses Jahrhunderts, nach vvllzvgener Säkula-
risativn der Fürstabtei Kempten, ging das Geschäft in den Besitz der
bayerischen Regierung über; von dieser erwarb das Geschäft der letzte
Faktor Jvseph Kösel,' dessen Firma es seitdem führt. — Bvn Köscls
Erben erwarb das Geschäft Ende der 20er Jahre der Kempteuer Kauf-
mann Nikvlaus Bail, nach dessen Tode (November 1833) es in den
Besitz seiner Witwe und svdanu in den ihres Geschäftsführers Johann
Huber (geboren am 16. Februar 1806 zu Schwabelsberg bei Kempten)
überging. Vvn letzterem (gestorben 25. Dezember 1864) überkameu es
dessen Erben, zunächst in gemeinschaftlichem Besitz; seit 18. Juni 1872
ist Buchhändler Ludwig Huber alleiniger Inhaber der Firma, welche
außer der Verlags- und SortimeutS-Buchhnudluug noch eine Kunst-
uud Landkarten-Handlung, Musikalieu-Verlags- und Sortiments-Hand-
lung, sodann eine Bnchdruckerei, Lithographie mit Steindruckerei, Photo-
lithographie, photochemigraphische Anstalt, Buchbinderei und Stereo-
typen-Gießerei, sowie Zeitungsverlag umfaßt. Den Grundstock des
Verlags-Geschäftes bilden die liturgischen Publikationen, zu deren
Herausgabe die Firma bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts ein
kaiserliches Privilegium besaß, sowie die bekannte deutsche Uebersetzung
der Werke der Kirchenväter. Neben diesen beiden Spezialitäten pflegt
das Verlagsgeschäft hauptsächlich noch die Sparten der katholischen
Theologie, der Musik, der Jugendschriften, katholischen Belletristik und
Schulbücher. Außerdem erscheint täglich im Verlage der Firma das
politische Blatt „Allgäuer Zeitung" im 38. Jahrgauge samt den gratis
beigegebenen illustrierten Unterhallungsblättern „Algovia", „Blatt der
Erfindungen und Entdeckungen" und „Kunkelstube". Redakteur: R.
Morat. Im Jahre 1857 trat die erste Schnellpresse in Thätigkeit; im
Jahre 1869 wurde der Dampfbetrieb, im Jahre 1872 die Buchbinderei,
im Jahre 1880 die Photochemigraphie eingerichtet; im Jahre 1879
wurde für die sämtlichen Geschäftsbediensteten ein eigener Krankeu-
Uuterstützuugs-Vereiu gegründet. Im Jahre 1883 erbaute Buchhändler
Huber, nachdem die bisherigen Geschäftsräume durch die stetige Ver-
größerung des Geschäfts zu enge geworden waren, ein großes, den
modernen Ansprüchen entsprechendes Geschäftshaus, in dessen weiten
und hohen, lustigen, allen sanitären Ansprüchen vollauf entsprechenden
Räumen sämtliche Geschäftszweige untergebracht sind. Eine namhafte
Erweiterung erfuhr das Geschäft durch die Herausgabe der Werke des
Pfarrers Kneipp in Wörishofeu, dessen Schriften über seine Wasser-
kur nicht bloß den Namen des Verfassers, sondern auch den der Firma
Kösel auf der ganzen Erde bekannt machten; haben doch seine Bücher,
jetzt schon fast in alle lebenden Sprachen übersetzt, den Weg in alle
Erdteile gefunden. Gegenwärtig sind im Geschäfte über 100 Personen
beschäftigt. Elf Schnellpressen nebst allen erforderlichen Hilfsmaschineu
neuester' Konstruktion sind in unausgesetzter Thätigkeit. Erwähnt sei
noch, daß Huber vor einigen Jahren auch die B. Schmidsche Ver-
lags-Buchhandlung in Augsburg von A. Mauz dort erwarb.
Diese Verlags-Buchhandlung wird aber unter Beibehaltung der bis-
herigen Firma, und ein Geschäft für sich bildend, in Augsburg weiter
betrieben, lieber all' dies und anderes ist in einer eigenen, von der
rühmlichst bekannten Firma aus diesen ihren Ehrentag herausgcgebenen
Festschrift, einem hübschen, mit verschiedenen gelungenen Abbildungen
ausgestatteten Büchelcheu (68 Seiten), mit welchem die Jubilarin ihre
Kunden, Gönner und Bekannten erfreute, anziehend berichtet. Mit
den besten Wünschen für die Zukunft — aä permulta lustra!

Stuttgart, Bnchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Bvlksblatt".
 
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