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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Stengele, Benvenut: Das ehemalige Dominikaner-Frauenkloster Rugarker im Linzgau
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Litterarisches
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0044

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36

nach ihrem Gefalle» dem Bischvfe von Konstanz präsentieren
dürfen, i)
Das Klösterlein Rngacker, welches dem Sturme des
Bauernkrieges glücklich entgangen war, wurde dagegen im
dreißigjährigen Kriege schwer von Unglück getroffen; denn als
die Hvhentwieler (unter Wiederhold) um 1646 einen Streif-
zng um die Umgegend von Ravensburg machten, soll außer
anderen Orten auch Rngacker von ihnen in Asche gelegt worden
sein. Jedenfalls ging um diese Zeit jenes Klösterlein ein.
DaS Patrvnalsrecht der Pfarrei Homberg kam zunächst an
die Dominikaner in Konstanz und 1696 von diesen an das
Dominikanerinnenkloster zu MeerSbnrg?)
Ans jener Zeit geben uns die Visitativnsakten der Pfarrei
Homberg folgenden Aufschluß: „Zn derselben gehört auch die
Kapelle im Nnobackher mit einem Franenkloster, das aber
thatsächlich unbewohnt ist; der Pfarrer von Homberg liest in
dieser Kapelle zu gewitzen Zeiten die hl. Messe". Weiter
heißt eS: „Homberg, Pfarrei des Kapitels Düringen (Theu-
ringen); auf dieselbe wurde durch Priorin und Konvent von
hl. Kreuz zu MörSpnrg (Meersbnrg) präsentiert Jakob
Schlegel am 19. April 1714"?)
Während dieses Klösterlcin, wie wir gesehen haben, um
die Mitte des 17. Jahrhunderts eingegange» und die Wohn-
gebäude in der Folge, so weit cs nicht bereits geschehen war,
vollends nicdergelegt wurden, blieb das Klosterkirchlein stehen,
wurde wieder hergestellt, und mit Recht. Denn seit undenk-
licher Zeit strömten jährlich die Gläubigen aus Nah und Fern
in dieses Gotteshaus, um die ehrwürdige Reliquie vom Haupte
der hl. Ottilia in frommer Andacht zu verehren. An den
Festen Krenzcrfindung und Krenzerhöhung und am Dienstag
nach dem Dreifaltigkeitssonntag mußte der Pfarrer von Hom-
berg in feierlicher Prozession nach dem Kirchlein wallen und
daselbst eine feierliche Predigt halten. Außerdem hatte er
wöchentlich zweimal daselbst zu celebrieren, und endlich noch
einen eigenen von ihm zu bestimmenden WallfahrStag zu halten.
Wie so vielen anderen Kirchen und Wallfahrtsorten am An-
fänge des 19. Jahrhunderts, so war auch diesem Ottilien-
kirchlein sein Schicksal beschieden. Am 6. Januar 1811,
morgens 9 Uhr wurde das Haupt der hl. Ottilia in feierlicher
Prozession nach der nahen Pfarrkirche zu Oberhomberg trans-
feriert?) Aber trotzdem scheint das Fest in Homberg fort-
gefeiert worden zu sein. Und seit neuerer Zeit wird dasselbe
am Dienstag nach dem Dreifaltigteitösonntage wieder recht
feierlich unter großer Beteiligung begangen.

Littrrarischvs.
Weiß, v., Or. Joh. Bapt. Weltgeschichte. 11. Bd.
2. und 3. verbesserte Anfl. VIll und 804 S. 8°.
12. Bd. 2. und 3. verbesserte Anfl. Vl und 683 S. 8°.
Vis jetzt 100 Lieferungen zu 85 Pfg. Graz und Leip-
zig, Bnchdrnckerci und VerlagShandlnng Styria.
Der 10. Band schloß mit dem Ende des spanischen Erbfvlgekrieges
und dem Tode Ludwig XIV. Der 11. Band erzählt zuerst den Krieg
zwischen Peter I. und Karl XII., wendet sich dann de» Ereignissen in
Mittel- und Westeuropa von >715 — 1740 und der Eroberung Persiens
durch die Afghanen zu. S. 238—508 geben ein getreues Bild des
geistige» Lebens und Schaffens in England, Frankreich und Deutsch-
land von >660 bis 1740. Der Versager fahrt der Reihe nach die

') Freib. Diöz.-Archiv XII, 304.
2) Freib. Diöz.-Archiv XII, 305.
Freib. Ordincniatsarchiv.
Pfarrarchiv in Obcrhoinberg.

Dichter, Redner, Geschichtsforscher, Philosophen, Theologen, Natur-
forscher vor, an denen diese Zeit eben so reich ist, wie an großen Heer-
führern und Staatsmänner», and bemüht sich nach Kräften, jede Rich-
tung geistigen Lebens ungetrübt und in ihrer zeitweise» Berechtigung
darznstellen und jedem nach seinem Talent und Charakter die geziemende
Stellung anznweisen. Dann folgt ein Rückblick auf die Geschichte des
NvrdostenS, das Aufsteigen Preußens und Rußlands, das Sinken
Polens, wobei die Geschichte des Dentschordens zu Ende geführt wird.
Den Schluß bildet der österreichische Erbfolgekrieg von 1740 bis 1748
und die damit zusammenhängenden Ereignisse. Der 12. Band beginnt
mit dem 2. schlesischen Kriege und führt die Geschichte deS >8. Jahr-
hunderts bis zur ersten Teilung Polens 1773 weiter. Die Einteilung
ist folgende: Oestcrreichischer Erbfolgekrieg 1740 bis 1748: die acht
Friedensjahre 1743 bis 1756 (die französischen Apostel der Irreligiosi-
tät, die Historiker, Lyriker, Dramatiker und Romanciers Englands wer-
den eingehend besprochen» Der siebenjährige Krieg. Die Engländer
und Franzosen in Ostindien. Erste Teilung Polens. Daran schließt
sich eine Darstellung der Zustände in Rußland, in der Türkei und in
Griechenland. Ein Anhang enthält eine chronologische Tabelle der
Päpste, der römischen und deutschen Kaiser und den Stammbaum der
Bourbonen. Einer besonderen Empfehlung bedarf das ausgezeichnete,
großartig angelegte und formell tvie inhaltlich gleich vollkommene Gc-
schichtswerk nicht.

Miszellen.
Schwäbische Kunde. Maimbnrg in seiner Geschichte der Kreuz-
ziige erzählt folgende, übrigens schon alte und wohl auch Uhland bei
seinem klassischen gleichbetitelten Sange vorgelegene Anekdote aus der
Geschichte Kaiser Friedrichs I.: „Im Heere Kaiser Friedrich I., das
eben durch Asien zog, befand sich ein schwäbischer Ritter von hohem
Wuchs nud ungemeiner Stärke. Eben führte er sein Roß am Zügel,
als er von fünfzig der stärksten Türken überfallen wurde, welche immer-
während dem Heere zur Seite streiften, und sich jetzt sämtlich anschickten,
ihre Pfeile auf ihn abzndriicken. Aber dieser kräftige und mutige Mann
fing, mit stolzer Verachtung den Blick ans sie gerichtet, alle ihre Pfeile
ans seinem Schilde ans, welche» er, samt dem Zügel seine Roßes, mit
der Linken hielt. In der Rechten seinen Degen, schritt er unaufhalt-
sam seines Weges fort. Nur da blieb er einige Augenblicke stehen, als
einer der Türken, mutiger als die andern, seinen Bogen hinter dem
Rücken zurückwarf, sein Pferd ans ihn antrieb und, den Säbel in der
Faust, auf ihn mit einem heillos versuchten Hiebe loSstürztc. Der Hieb
aber glitt schadenlos an seinem Schilde ab. Nun aber wendete sich
der schwäbische Ritter, wie begreiflich außer stände, seinen Hieb ans
der Tiefe auf die Höhe des reitenden Türken heftig genug anzubrtngen,
an sein Pferd selbst, dem er im Nu die beiden Vorderfüße abhieb.
DaS Pferd sank, der Türke mit ihm, blieb im Sattel, empfing aber
darauf in seiner erfolgten Erniedrigung einen so heftigen Hieb,
daß die andern, die seinen Kopf, Hals und Rumpf bis ans den Gürtel
gespaltet, und noch obendrein das Pferd in dem Rücken verwundet sahen,
vor Schauder und Entsetzen in der Meinung davonsprengten, ein ge-
waltiger Geist, kein Mensch, sei hier wirksam gewesen. Der Ritter
selbst setzte seinen Gang ruhig fort."
Ein vertrunkener SalemerMLn ch. Das berühmte Cister-
eienserreichsstift Salem oder Salmnnnsweiler, in der Nähe des Bvden-
sees, hatte n. a. viele Weingüter, dazu aber auch großartige Keller und
große Fässer. Ein solch großes Faß, das gegen 40 Seefuder gehalten,
habe der Abt Georg v. Münch aus Konstanz (1441 —1462j auch einmal
machen lassen, das er karus oder karlx d. i. Maise genannt und von
welchem bis ins 17. Jahrhundert hinein folgende Geschichte erzählt
wurde: Ein Mönch, von unaufhörlichem Durste geplagt, besuchte einmal
mit dem ?. Grvßkeller daS unterirdische Bachusreich. Sie ginget! zu
der Maise, allein der große messingene Hahnen wollte sich nicht fügen.
Der vor Durst brennende Mönch begab sich znm Spundloch und öffnete
die Scheidewand. Gierig bückte er sich darüber hin, schöpfte eine Maß
nach der anderen daraus und ivvllte seine Kanne schon wieder füllen;
da — wurde es ihm auf einmal schwindlig; er siel hinein und wurde
von dem Weine verschlungen. Der Kellermeister, auch vom Weilte be-
reits beschwert, konnte ihm nicht helfen. Der Mönch versoff und wurde
den andern Tag nlS cine Leiche aus dem Fasse gezogen. DaS ^piuriom
LalemitLiiciin, eine Art Klosterchronik, stellt jedoch dieses Vorkommnis
in Abrede und glaubt, daß wohl nur ein Küferkuecht Anlaß zu einem
Märlein gegeben habe, weil er auf das Holz oder den Spunden des
Fasses das Bild eines Klostcrgeistlichen angebracht habe, das hernach
einmal znm Loche hineinfiel. —ob.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatl".
 
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