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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Die ehemaligen Kapuzinerklöster in Ueberlingen und Markdorf, [2]
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Litterarisches
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0056

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48

sah sich noch am gleichen Tage der größte» Lebensgefahr aus-
gesetzt, indem anch auf ihn, nachdem er zu Grüsch das hl.
Opfer dargebracht hatte, bewaffnete Irrgläubige eindrangen
und ihm schwere Verwundungen beibrachteu. Nur mit Mühe
und durch eine List wußte ihn Herr von SaliS den Mord-
süchtigen zu entreißen und ihn in seiner Behausung in Sicher-
heit zu bringen. Daselbst erfuhr er andern Tags die Nach-
richt von dem Marlyrtode des hl. Fidelis. Es machte ihm
tiefen Kummer, daß er dessen Los nicht teilen, nicht mit ihm
die Martyrkrone erlangen konnte. Dann ließ er den Mesner
von Seviö ersuchen, dem Heiligen den letzten Liebesdienst zu
erweisen und ihn zu beerdigen. Diesem Wunsche kam derselbe
anch getreulich nach; er holte noch am selben Abende den
Leichnam, welcher seit vorigen -Tages früh 10 Uhr in seinem
Blute auf der Straße gelegen, bestattete ihn auf dem Kirch-
hofe zu ScviS, nahe an der Kirchenmaner, zur Erde und
steckte auf dem Grabhügel, wie es bei katholischen Gräbern
üblich ist, ein hölzernes Kreuz auf. Mantel und Gürtel samt
den Schriften des hl. Märtyrers überbrachte er dem ?. Jo-
hann, der diese ehrwürdigen Uebcrbleibsel mit sich nahm, als
er zehn Tage später freigelassen wurde und sich wieder nach
Feldkirch begab. Erst in letzter Zeit ist die geschriebene Pre-
digt vom Gerichtstage, die der hl. Fidelis in Bünden hielt,
anfgcfunden und zum Drucke befördert worden. Vermutlich
war sie unter den Schriften, welche U. Johann nach Feldkirch
übertragen hat. Die Mitbrüder in Feldkirch empfingen den
guten Pater mit großer Teilnahme und fühlten mit ihm die
Leiden, die er in der Sendung nach Bünden ausgestandcn; er
aber tröstete sie nnd erzählte ihnen genau alle Umstände, die
ans den Tod des hl. Fidelis Bezug hatten. Der mißhandelte
Pater litt noch lange mit wahrer Seelengröße und klagte,
daß er die Siegespalmc mit dem hl. Guardian nicht erlangt
habe. Er lebte noch viele Jahre, oft sagte er: „Ich kann
die Stunde nicht vergessen, in der der hl. Märtyrer von mir
schied; o wie freundlich sagte er mir das letzte Lebewohl und
wie vertlart leuchtete sein Angesicht. Ich rufe ihn an, daß
er bei Gott für mich bitte, damit ich wieder sein Gefährte im
Himmel werde." Mit rastlosem Eifer arbeitete ?. Johann
noch in mehreren Klöstern der Schweiz an seinem nnd anderer
Seelenheil, erreichte ein hohes Alter, nämlich 74 Jahre, nnd
starb zu Stans (Kanton Unterwalden) als Jubilar am
5. Juli 1651.
Noch ein anderer Kapuziner dürfte hier Erwähnung
finden; er gehört zwar ebenfalls nicht dem Kloster Markdorf
an, ist aber in diesem Städtchen geboren nnd starb in dem
benachbarten Ravensburg am 2. Mai 1646. Er war ein
hervorragender Prediger nnd hatte alle Aussicht, außer der
bereits inncgehabten Würde eines Guardians »och höhere zu
erlangen. Doch Gott fügte cö anders, indem er ihm ein
außerordentlich heftiges Gichtleiden schickte, das ihn so schr
des Gebrauches seiner Glieder beraubte, daß ihm zum freien
Gebrauche fast nichts mehr übrig blieb als das Herz, um
Gott zu lieben, und die Zunge, um ihn zu loben nnd zu
preisen. Bei seinem Verscheiden sah man drei Fenerflammen
dem Blitze gleich ans seinem Munde fahren. Nach einge-
tretencm Tode wurden seine von der Gicht verzogenen Glieder
wieder gelenkig nnd gerade wie in gesunden Tagen.
Kehren wir wieder zur Geschichte des Klosters zurück.
Im Jahre 1755 war Guardian ?. Alauns ans Saulgan nnd
Vikar ?. Vercknndus ans Stockach, im ganzen zehn Patres
nnd zwei Laienbrüder; im Jahre 1769 bekleideten diese Würde
U. Paulus ans Konstanz nnd ?. Engelbert aus Dillingen,
Stuttgart, Vnchdrnckerei der Aktie

im ganzen 13 Patres, sieben Novizen und zwei Laienbrüder;
1779 ?. Ivo ans Uebcrlingen und ?. Raphael ans Ett-
lingen, Summa 13 Patres, sieben Novizen nnd zwei Laien-
brüder; 1794 ?. Naymnndnö ans Westernach und ?. Pa-
ternus ans Donaneschingen, im ganzen zehn Patres, ein Pro-
feßkleriker nnd zwei Laienbrüder.
Im Jahre 1803, in welchen: das Kloster zunächst dem
deutschen Orden als Entschädigung zugewiescn wurde, lebten
daselbst elf Patres, worunter ?. Georg Schmidt aus Dillingen,
Definitor und Guardian war; er zählte damals 44 Jahre
nnd war bereits 25 Jahre im Orden. Das Kloster hatte
ferner noch zwei Profeßkleriker nnd zwei Laienbrüder.
Das Kloster, welches die hl. Familie im KonventSsiegcl
führte, wurde vollends aufgehoben in: Jahre 1820, worauf
die Kirche, welche als Patronin die unbefleckte Empfängnis
Maria verehrte, nnd hernach anch das Klostergebände abge-
brochen wurde. Der Tabernakel kam in die Pfarrkirche nach
Hasenweiler. Daö Gnadenbild „Maria-Bildbach", welches auf
der Brust eine Pcrgamentschrift verborgen hat, kam hernach
in die Stadtkirche auf die Evangelienscitc des Schutzmantel-
brndcrschaftöaltars.
An dem Platze, wo dieses ehemalige Kloster nnd Wall-
fahrtskirche gestanden, befindet sich gegenwärtig eine Dampf-
säge; nur die Umfassungsmauern bestehen »och.

Titterarisches.
Kirchengeschichte »der Geschichte des Reiches GütteS
vvn Or. Rolfus, 3. Allst., in 18 Heften ä 50 Pfg., Herder,
F-reiburg, 1894, ein vorzügliches Faniilicnbnch.
Das Bistum Augsburg, historisch nnd statistisch beschrieben vvn
Or. Steichele, fortgesetzt von vr. Schröder, 38. Heft,
Schinid, Augsburg, 1894, eminent zeitgemäß.
Das Kapuzinerkloster in Innsbrnck, das erste dieses Orden?
ii: Deutschland, vvn ?. H e tz c n an er, Innsbruck, Fel. Rancki,
1893, Mk. 1.60.

Miszellen.
Eine alte Ellwang er Handschrift. Das Antiquariat von
G. Heß n. Cie. in München (Arcostr. I) schreibt in seinen: Kataloge
Nr. 6 (S. 31 unter Nr. 362) ein deutsches, die Passion Christi
enthaltendes Manuskript ans Papier anS dem Anfänge des 15. Jahr-
hunderts mit ungefähr 310 ziemlich rohen, aber höchst charakteristischen
Malereien (kolorierten Federzeichnungen) ans 109 Blatt in Folio zum
Preise vvn 1000 M. ans. Die ersten zehn Blätter enthalten die Be-
gebenheiten der Passionswoche nnd beginnen: f ibesus -s maria -s- Hie
ivil ich sagen vvn dem sontag als nnsers Heren lüden an faucht vn
das was acht tag vor dem palmtng als der erst raut ward über
cristü. Die eigentliche Passion hebt mit Blatt 11 an: Hie wil ich sage
den gantzen passvn vvn dem anfang bis an das end wie sbesus crisius
gemartert ist worden. — Die letzten sechs Blatt (Fol- 104 — 109) ent-
halten eine Erklärung der allegorischen Darstellungen der vier Evange-
listen. Nachstehend Anfang und Ende mit dem Namen des AutorS:
(G)etrewer Lieber Jos nach dem vnd du mich zu dem dickern (?) mal
gebeten hast dir zeschreiben vnd von den fignren der vier evangelisthe
ze vnderscheidenn.Alzo hast» die vrsach der vier evangelisthe
Iper warnb sy alzo gemalt werden das ich dir nach meinen: vermngcn
(—Vermögen) ans dem gesicht ezechielis is vnd ler mein maister vnd be-
vor göttlicher g»ad. Sv best ich vstan Han erclart vnd geoffenbart.
Deo xras. )obannes Lraxatoris (Bierbrauer) ct' DIIVan 2
(Ellwnngcn, ehemaliges Benediktinerkloster nnd nachmalige Prvbstei in
Württemberg). — Das Manuskript ist deutlich und hübsch geschrieben;
die zahlreichen Abbildnngen erinnern vielfach an die Darstellungen
im „Entchrist". Als besonders beachtenswert ist der ganzseitige Christus
am Kreuz zu erwähnen, ans dessen Ausführung speziell Wert gelegt
worden zu sein scheint. Ans die Innenseiten der Buchdeckel ist ein ge-
maltes Porträt vvn EraSmns von Rotterdam nnd eine Kreuzigung,
beides ans späterer Zeit gemalt. —'ck.
gesellschan „Deutsches Volksblatt".
 
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