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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Mone, Fr.: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [15]
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Brinzinger, Adolf: Ein merkwürdiger Gottesdienst in Stuttgart
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Giefel, Joseph Anton: Glockengießer Meister Jost im Stift Weingarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0063

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des 12. Jahrhunderts in das Gebiet bei St. Gallen und in
den südlichen Thurgau gekommen und haben die Dogge wegen
des ähnlich lautenden Namens ihres neuen Besitztumes als
sprechendes Wappen angenommen. (Fortsetzung folgt.)

Ein merkwürdiger Gottesdienst in Stuttgart.
1) Für Kaiserin Joscphine von Frankreich.
2) Für Josephine und Napoleon I.
Mitgcteilt von Stadtpfarrcr Brinzinger in Oberndorf a. N.
1) Von dem ehemaligen Hofkaplan Peter von Wiehn,
Or. UIUI., geboren zu Kontwig bei Zweibrücken l. Mai
1766, gestorben 1. Oktober 1857 als damaliger Senior
unserer Diöcese, zuletzt Pfarrer und Kamerer in Altsteuß-
lingen bis 1834, besitzt die Registratur der Stuttgarter ka-
tholischen Stadtpfarrci zu St. Eberhard ein Manuskript, datiert
Stuttgart, 15. November 1799, welches Aufzeichnungen enthält
über die ehemalige herzogliche katholische Hofkapelle und das
katholische Privatbcthans von Stuttgart. NuS demselben möchten
wir nachstehendes Kuriosum mitteilen.
Wiehn schreibt daselbst folgendes: „Als nach dem zwi-
schen den alllirten nordischen Mächten (Oesterreich, Rußland,
Schweden, England) und zwischen Frankreich aufs neue ans-
gebrochencn Kriege der französische Kaiser Xapoleon zu Aus-
gange Leptembers und zu Anfänge Oetoders 1805 mit seiner
Armee durch Würtemberg und vorzüglich durch unsere Ge-
gend gezogen und am 4. October selbst hier eingezogen, folgte
ihm zu Ende des Novembers desselben Jahres die Kaiserin
ssosepkme, seine Gemahlin, bis nach München nach. Sie
nahm ihre Reise hier durch, und da traf es sich, daß sie am
30. November auf einen SamStag unter vielen Feierlichkeiten
hier anlangte und in dem neue» Km fürstlichen Nesidenzschlosse
abstieg. Ehe sie angekommen war, ward mir Mittags durch
den Kurfürstlichen Kammerherrn von Wimpfen der Auftrag
gegeben, daß ich die nötigen Anstalten treffen und mich auf
den Sonntag bereit halten möchte, indem die französische
Kaiserin in ihren Appartements die hl. Messe um 12 Uhr
hören wollte. Ich ließ hierzu durch Herrn Hoftapezier Ui-
scllard und durch Herrn Kastellan Wolf in einem der apparte-
ments der Kaiserin parterre gegen den Hof einen großen
Tisch gleich einem Altäre Herrichten, mit rotbraunem Sammet
Umschlagen und das klebrige als altare portatile, Altartüchcr,
Canontafcln, das große Kruzifix von unserem Altar nebst
6 Leuchtern ans der Kurfürstlichen Silberkammer hinüber-
bringcn und gehörig vorbereiten. Es schlug endlich 12 Uhr
am W" Adventssonntage, ich stand in einem blauen Meß
gewande, wie es an diesem Tage vorgeschrieben ist, an einem
Nebentische in Erwartung. Kaum harrte ich so 5—6 Minuten
der Ankunft, als die breiten Thürflügel jenes Appartements,
wo die Kaiserin soeben gefrühstücket hatte, sich schnell öffneten,
und sie mit ihrem Gefolge sich in den Saal begaben, wo der
Gottesdienst gehalten werden sollte. Ich fing ihn mit dem
asper^es an, als einer vorläufigen deputation des Ortes z»
dieser hl. Handlung. Unter der hl. Messe gab die Kaiserin
durch ihre devotion das rührendste Beispiel, cs herrschte eine
unbeschreibliche Stille, und ein feierlicher Ernst, der einen
jeden die hl. Sache ahnden ließ, die da verrichtet war. —
Nach geendigter hl. Messe gab ich der Kaiserin nach einer
tiefen reverenr das Weihwasser, das sie mit sichtbarer de-
votion annahm, sich damit bezeichncte, nnd worauf sie nach
einer liefen Verbeugung gegen den Altar mit ihrem Gefolge
abging. Diese außerordentliche gottesdienstliche Handlung ver-

dient nicht bloö wegen der Fr. Kaiserin, die sie ver-
langte nnd veranlaßtc, sondern auch deswegen hier bemerkt
zu werden, weil das seit dem Tode des Herzogs Ludwig das
erstemal war, daß sich unsere Religion, oder so ein feierlicher
N'eligionsact bis in die innersten Gemächer des Kurfürstlichen.
ResidenzschlosseS hineinwagen durfte, ja daß sie hineinbernfcn
wurde. Wir dürfen uns zwar darauf noch nichts zu gut
ihn», eS ist nur außerordentlich: doch ist es schmeichelhaft für
n»S, daß eine ausländische Monarchin unsrem culte, den unser
gnädigster Herr erhält, so sehr ehren nnd erhöhen hilft in
der öffentlichen Achtung, nnd daß wir unsrem gnädigsten
Herrn auch einmal so glücklich waren, dienen zu können.
Auch die kalten hiesigen Katholiken wardxn durch diese privat-
andacht ein wenig erwärmt." —
2) lieber den zweiten Gottesdienst berichtet von Wiehn
folgendes: „Nachdem der LeparatFriedcu mit Oesterreich nnd
Frankreich am 26. Oeremder 1805 zu Preßbnrg in Ungarn ab-
geschlossen war, kehrte der französische Kaiser wieder zurück nnd
kam mit der Kaiserin, seiner Gemahlin, am 18. Januar 1806
von München hier an, wo er mit vieler Pracht empfangen
ward. Weil es den andern Tag Sonntag war, so verlangten
I. I. Majestäten abermals um 12 Uhr in ihren Appartements
die hl. Messe anznhörcn, wozu ich noch den Abend vorher
von der höchsten Behörde den Auftrag erhielt.
Es wurde diesmal alles, wie das vorige mal beobachtet,
nur mit dem Unterscbiede, daß die hl. Messe diesmal oben
neben dem T^udienrSaale gehalten wurde, nnd daß es beinahe
1 Uhr ward, ehe ich anfangen konnte. Diesmal mußte ich
auch den Allerhöchsten Herrschaften daS Weihwasser am Ein-
gänge in den Saal reichen, wo mir der Kammerhcrr von
Wimpfen assistirte. Nach der hl. Messe reichte ich eS ihnen
abermals, worauf Sie mit ihrer sehr großen nnd glänzenden
Luits sich wieder in ihre Appartements znrückbegaben.
Die Folge war diesmal nicht nur die, daß meine Ge-
meinde sich durch diese Anhänglichkeit und Achtung des Kaisers
nnd der Kaiserin gegen unsere Religion sehr gestärkt und er-
baut fühlten, und daß man mir wegen diesem genossenen
Glücke sehr höfliche Lomplimente machte, sondern meine ver-
richtete Uunetion hatte für mich auch noch ganz vorzüglich
diese höchst erfreuliche Wirkung, daß ich dafür von dem Kaiser
mit 1000 Franks in 50 Stück Napoleondor beschenkt wurde,
welche mir am Dienstag darauf, als der Kaiser schon ab-
gereist war, in dem Königlichen Hvfinarschallamte eingehändigt
worden ist."

Glockengirstor Meister Ivst im Stift Wein-
garten.
Mitgcteilt von Or. Giesel ans dem K. Staatsfiliataechivc Lndwigsbnrg.
Adresse: Dem würdigen nnserm lieben andechtigen Herrn N.
Apt*) zu Wingartc».
1480. Dez. 22.
Von Gotts Gnaden Albrecht, Bischof zu Straßpnrg, Pfaltz-
graf by Nine n. Lantgraf zu Elsaß.
Unfern frnntlichen Grnö zuvor. Würdiger lieber An-
dechtiger.
Es knmpt zu Uch Meister Jost, Glockengießer, Bringer
dis Briefs, etlicher Glocken halben, so Ir zu gieße» haben,
als wir beriecht worden. Bitten Uch, nachdem er ein be-
* Damals regierte in Weingarten Prälat Kaspar Sch! egg,
»Mer welchem die berühmte Glocke „Osanna", aber von andere» Meister»
als Jost gegossen wurde. Die Red.
 
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