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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Mone, Fr.: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [17]
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Miszellen
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An die geehrten Herren Mitarbeiter!
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0076

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oder dcr Eindruck, de» ein Dante ?lligl)ieri (1265 —1821),
»der Cccco's von dlscoli I'ncerbn (1257—1327), oder Dank'
da Maja»», oder der kurz zuvor (1306) gestorbene Jaeopvne
da Todi, oder der Dichter (in lateinischer Sprache) und Ge-
schichtschreiber Ferretns Vieenlinns (von Vicenza) 1290 bis
1340; oder der Poet, Staatsmann und Geschichtschreiber
Albertus MusalnS ans Padua 1261 —1330 — auf ihn
machten, den tapfer» Haudegen, den scharfen Beobachter und
den nachdenkendcn Alamannen zum Poeten nmgeschaffen, seine
Anlagen geweckt und ihn ans den Pegasus hinausgescboben
oder i» den Sattel verholfen?— Man sagt freilich: poeta
non 6k, seck nascitur. Aber das nLscikur läßt verschiedene
Deutungen zu. Am Anfänge des 14. Jahrhunderts war die
Dichterei und das Neimeschmicden sozusagen eine endemische
oder grassierende Krankheit, oder eine Manie in Frankreich,
Deutschland und Italien geworden. Konnte da nicht eine
sonst prosaische Natur von dieser Zeitkrankheit auch angestcckt
werden? Das ist ebenfalls eine Erklärung des: nascikur.
— Wenn man den Lebenslauf des W. von Homberg ver-
folgt, so kommt man zu dem Resultate, daß das bekannte
Scluveizcr-Heimweh, und das Elend der deutschen Truppen
unter Heinrich VII. in Italien, d. h. in der Fremde, der
Vater der Poesie jenes Condottiere gewesen ist. Indem er
seine jammervolle Lage, seine getäuschten Hoffnungen, sein
Heimweh und das Elend vergessen wollte, hat er im Verse-
schmicden Trost gesucht. Sollte, er nicht durch Dichten sich
des Gedankens entschlagcn haben, daß er seine heimatlichen
Berge nimmermehr schaue» würde? — Daß das Heimweh der
Alamannen und Schwaben nicht selten zur Poesie anlreibt,
beweist Peter Hebel, der seine Gedichte 1802 — 1804 in Karls-
ruhe machte, weil er, wie er selbst sagt, an Heimweh nach
dem Thal der Wiese gelitten hat. So ging eS auch dem
Werner von Homberg, dcr im 26. Lebensjahre, im Oktober
1310 mit dem Heere König Heinrich VII. übcr die Alpen
zog, um nie inehr seine Heimat zu sehen.
Wie die Vorstellung der Psychomachia Einfluß ans die
Ausbildung des psychologischen Epos in der deutschen Littcra-
tnr Halle, so beherrschte auch das Heimweh d. h. die Sehn-
sucht nach einem idealisierten Lande (die alte Form des „Welt-
schmerzes") die Lyrik und die Anfänge der mystische» Prosa
beim Beginne des 14. Jahrhunderts. Das bekannte Heim-
weh der Schweizer und der Bewohner der Ufer des Boden-
sees und die Sehnsucht und Liebe dcr Schwaben nach de»
Thälern des Neckargcbictcs und des SchwarzwaldeS haben
eine kulturgeschichtliche Bedeutung erhalten. Sie wnrden die
Triebfeder zu einer eigentümlichen, geistigen Produktion der
alamannischen Volksstämme und dcr Schwaben. Das Heim-
weh macht den Schwabe» und Schweizer zum Dichter und
Mystiker. Denn es liegt nahe, die Sehnsucht und Liebe zur
irdische» Heimat ans die himmlische und übernatürliche zu
übertragen. (Fortsetzung folgt.)

Miszellen.
SSt — Scelhans — Seelbad :e. Rach S ch melle r, bayer.
Wörterbuch ist söl „das innerste eines Dinges". Eine nicht völlig
dnrchgcchaclene Mehlspeise hat nach eine teigartige SA. Im weiteren
Zusammenhang mit diesem Nennwort stehen die SAschwestcrn, SA-
nnnneu, die für das Wahl des inneren Menschen, für dessen Seele
beten; nnd die Seclhänser (Armenkrnnkenhänser), welche vor der Re-
formation vielfach von Andächtigen znm Heile ihrer Seele gestiftet und
von Nonnenschwcstern, Beginnen besorgt wnrden. In diesen Häusern
gab cs, da die Krankheiten meistens Hantansschläge, Räude, Geschwüre,
AnSsatz und dergl. waren, Bäder, sog. „Seel(en)bäder nnd eigene

Aerztc, Seelscherer, Seelbader genannt, woraus dann Salba-
der, salbadern für Schwäher sc-cusour), planderhaft sein — ei»
Attribut, welches der Baderwe'lt bis ans heute geblieben — entstan-
den ist. Solche Seelbädcr gab es bis zu Beginn dieses Jahr-
hunderts namentlich auch in München, wo gegen eine bestimmte Stis-
tnngssumme in einigen Häusern der Stndtbadcr Männer und Frauen
unentgeltlich schwitzen, sich schröpfen nnd zur Ader lassen konnten. An
dem „aller gläubigen sele tag" gehen ärmere Erwachsene und besonders
Kinder, die sonst nicht betteln — die „8ete-Ieut" — an den Häusern
der Wohlhabenderen ihrer Gegenden herum, Ivo ihnen von eigens ans
diesen Tag gebackenem, zuvor in der Kirche cingcsegnetcm Brot (8eke-
beouä, SLleNvecünoL, Sele-rRIte) mitgetcilt wird. Besseren Stoffes
ist der geflochtene 8eIe-ZoPf, den Kinder jährlich von ihren Paten
empfangen, lind — in Oberschwabcn heißen allgemein die langen ge-
salzenen Wcißbroistengel — „Seelen". Jedenfalls ist die Entstehung
dieses Gebäcks wie die der Seelnonnen, der Seclhänser, Seelbäder w.
auf religiöse Motive dcr ältesten Zeit zurnckzuführen. WaS speziell die
Entstehung der Seelbädcr, Seclhänser nnbelangt, so sollten im Mittel-
alter, im welchem die Sitte des Badens allgemein war und beinahe
allenthalben öffentliche Badhänser eingerichtet waren, auch die Armen,
welchen es schwer fallen mochte, daS Eintrittsgeld zu erlegen, des
Nutzens des Badens sich erfreuen. Aus diesem Grunde trugen be-
mittelte nnd barmherzige Menschen die Kosten dafür, ja sie stifteten
nicht selten ein solches Hans, ein solches unentgeltliches Bad für
Aermere mit der Absicht, durch dieses Werk der Barmherzigkeit für
ihre Seele, pro reineclio oiNnmo (zum „S ee l geräth") zu sorgen,
daher der Name „Seelenbad, Seelbad, Seelhnus" re. Die das Seelbad
Genießenden waren gehalten, für den Wohlthäter nnd Stifter zu Gott
zu beten. Solcher Seclhänser (mit einem sog. Seelvater-Anfscher)
gab eS n. a. in den vormaligen oberschwäbischcn Reichsstädten Ulm
(Seclenbad im Gries, im Jahr 1S03 gestiftet, nachmals Griesbad),
Biberach und Ravensburg, woselbst Fried. Holbein i. I. 1408
das heute noch fast in der Mitte der Stadt stehende Seelhans „zu
hülfe alter, verlebter, prcsthafter, auch anderer alter Leute in ewig zit"
stiftete nnd welches i. I. 1801 seinem Zweck entzogen wnrdc. An
dessen Südseite ist jetzt noch ein alles, i. I. 1884 renoviertes, daS
Bild der Mutter Gottes mit dem Kinde nnd Almosenspende an kranke
Personen darstellendes, im 0 Hefte dcr „Schriften des Vereins für
Geschichte des Bodensce's re." (l87ö) in einem Lichtdrucke von Mart.
Rommel in Stuttgart nach einer Zeichnung Edingers reproduziertes
Freskogemälde mit dem Holbainschen Wappen und entsprechender In-
schrift angebracht. Doch zweifeln wir, daß dasselbe schon nnS der Zeit
des Stifters datiert. Nsoll.

Nu die geehrten Herren Mitarbeiter!
Dieselbe» werden ergebenst ersucht, in ihren Manuskripten stets
bloß eitle Seite nnd nie beide Seiten zu beschreiben und deutlich,
leserlich, vor allem Namen, Fremdwörter, Interpunktionen nnd Ziffern
zu schreiben; schön brauchen die Manuskripte nicht geschrieben zu sein.
Namen nnd Zahlen wollen nicht korrigiert werden; vielmehr ist das
fehlerhafte Wort dnrchznstreichen und das richtige darüber oder daneben
zu setzen. Es empfiehlt sich, stets eitlen mindestens t'/s Finger breiten
Rand deS Manuskriptes behufs Anbringung etwaiger Aendernngen
nnd Zusätze frei zu lassen, auch nicht zu enge zu schreiben, viel-
mehr etwas Zwischenraum zwischen den einzelnen Linien zu lassen.
Die Korrektur ist zunächst Sache dcr Herren Mitarbeiter, welche
angelegentlich um deren recht genaue und ungesäumte Vor-
nahme gebeten werden; der Verkehr zwischen den Herren Mit-
arbeitern und der Druckerei (UrbanSstraße 94 in Stuttgart) ist di-
rekt, franko gegen franko; die Korrektur- nnd Mannskriptsendnngen
wollen stets zuverlässig verpackt und möglichst umgehend an die
Druckerei erledigt werden. Nene Zusätze in den Korrekturen sind
möglichst zu vermeiden nnd dürften überhaupt bloß mit Zustimmung
der Redaktion vorgenvmmen werden. Jeder Mitarbeiter hat Anspruch
auf drei GratiS-Abzüge; ein Mehranspruch mußte bei Uebersendnng des
Manuskriptes an die Redaktion besonders ansbednngen werden. Et-
waige Reklamationen wegen NichtcrhaltS der Gratis-Abznge wollten
zunächst bei der Expedition angebracht werden. — Im allgemeinen
haben an die Redaktion eingesandte Arbeiten re. erst dann Anspruch
auf Veröffentlichung, wenn den Verfassern die Ausnahme ausdrücklich
zngesagt ist. Bei der Einsendung wolle der Hvnornransprnch angegeben
werden; andernfalls wird angenommen, daß dcr Verfasser sich dem
von der Redaktion ansgeworfenen Honorarsatze fügt. Abrechnung nach
Jahresschlnß; ans besonderes Verlangen aber auch bälder nnd werden
ebenso größere Arbeiten auf Verlangen unter Umständen sofort honoriert.
Die Redaktion.

Stuttgart, Bnchdrnckerci der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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