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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [19]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alemannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0021

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ches die Familienwappen des Ehepaares
der Stifter anfweist. Der letztere ist
Kourad von Wintcrstetten, welcher den sog.
schwarzen Doppelhaken in Rot, nicht in
Gold, in das Baindter Wappen gegeben
hat. Von seiner Ehefrau Gutta von Reifen
rühren die drei goldenen Jagdhörner her.
Möglicherweise hat Kourad von Winterstet-
ten das Schmalnecksche Wappen von seiner
Mntter neben dem Winterstcttischen ge-
führt. Dann wäre der Dichter Ulrich von
Winterstclten sein leiblicher Bruder ge-
wesen, welcher sich mit dein Schmalncck-
schen Wappen begnügte.
Damit sind aber noch nicht, alle Be-
denken beseitigt; denn der Manessc-Codex
zeigt den Fleischerhakcn in gelb (Gold)
und zwar in einer Form, die stark an den
Buchstaben lD erinnert. Die Züricher
Wappenrolle führt einen roten Haken in
Weiß auf. Noch auffallender ist die
Helmzier — nämlich ein Horn, anstatt
deren zwei. Das spricht allerdings da-
für, daß der betreffende Wappenführer
illegitime irntrm war. An dem gelben
Horn sind drei Federnhalter oder Köcher
für Federn angebracht, ans welchen der
Fleischerhakcn ebenfalls in der Gestalt
eines löl gezeichnet ist. Was den Federn-
köcher anbelangt, so findet sich beim
Manesse-Codex nicht selten auf dem Helme
ein solcher, ans Grabmälern von 1510
direkt ans dem Helme zwei, hier sind
drei angebracht, aber ans einem Horne,
also nicht unmittelbar ans dem Helme.
Oben im III. Abschnitte 7 wurden diese
Federnköcher mit einer Schabracke ver-
glichen. Hier wird aber dieses nicht zu-
lreffen, da die Figur ans dem Horne,
nicht direkt ans dem Helme aufgesetzt ist.
Man ist stark versucht, die drei Anfsatz-
tafeln als drei Deviscnschilde mit lbl. ID ID
zn erklären und als einen Wahlsprnch,
Devise oder cri cle guerre Feldgeschrei zn
lesen. Aber wie soll man die drei idl
lesen und was sollen sie bedeuten? Drei-
mal NLHueuguLm — ? entlehnt ans dem
Formulare der feierlichen Gelübdeab-
legung ?
Nr. 88. Tafel 43 bei Zangemeister.
Der Dichter N. N. von Stammheim
hat seinen Namen entweder von dem Dorfe
(im OA. Lndwigsburg) nordöstlich von
Kornthal, oder von dein bei Calw-Hirsan.

Ans die Verschiedenheit der Tinktur im
Manesse-Codex und bei den Denkmälern
der genannten Familie hat schon Stälin,
wnrttemb. Geschichte Bd. 2. 764, aufmerk-
sam gemacht. DaS Wappenbuch von Kon-
rad von Erünenberg (1490—1500), her-
auSgegeben von Stillfried und Ad. M.
Hildebrandt 1875, zeichnet und koloriert das
Stammheimische Wappen also: auch einem
in rot und Silber von links nach rechts
schräg geteilten Schilde ein grüncr Papa-
gei nach rechts schauend und schreitend
mit rotem Halsband und roten Waffen.
Der Manesse-Codex dagegen malt den
Papagei (Sittich) rotbraun und den ganzen
Schild golden. I» der Heraldik giebt eS
keinen rotbraunen Sittich. Da muß ein
Irrtum vorliegen. Auf dem Tiefenbronner
Altar, welcher 1431 von einem Herrn
von Stammheim und einem von Stein ge-
stiftet wurde, ist der grüne Sittich schrei-
tend gezeichnet, einen Fuß in der Höhe
und den rechten Flügel ebenfalls (sog.
halb ruhende Flüge). — Daraus schon
kan» man entnehmen, daß die Färbung
(Tinktur) im Manesse-Codex (von 1330
etwa) unrichtig ist. Es kommt dazu noch
ein weiterer Beweis. Die Farbe des
Papageies (Sittich) ist in alle» Wappen-
bnchern grün und muß diese Farbe haben,
weil die Verse von Kourad von Würz-
bnrg (gest. 1287), Goldene Schmiede B.
1848, maßgebend sind: „Wie des Sittig
grün' Gefieder — nicht verwelket, nicht
erlischt, wird'S gleich niemals anfgcfrischt."
Der grüne Papagei ist demnach das Sym-
bol und Emblem der Jungfräulichkeit
Mariä. Als solches kommt dieser Vogel
ans Gemälden und Wappen nicht selten
vor, z. B. in der Spitalkirche (früher
Salemer Hof) in Pfnllendors auf einem
Altarbilde bei den hl. Dreikönigen, ans
den Stichen von A. Dürer, Geburt
Christi 1513 und der Madonna mit dem
Affen und auf dem Schilde der Herren
von Buchenau. Siehe Mone, Die bilden-
den Künste im Großh. Baden Bd. 1,
S. 145 n. 200.
Man hat geglaubt, den Schluß ziehen
zu dürfen, daß die Kirche in Stammheim
ursprünglich eine Marienkirche gewesen
sei und zwar zn Mariä Verkündigung.
In Wirklichkeit ist aber die Stammheimcr
Kirche bei Calw dem hl. Martinns und
 
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