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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Busl, Karl Anton: Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0029

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— 21

Stadtarchiv (Faszikel 1949) vor, in Form
einer Eingabe an den Bischof von Kon-
stanz, worin um Bestätigung gebeten wird.
Die Konfirmation durch denselben, in wel-
cher die Errichtnngsurknnde wörtlich aus-
genommen ist, ging im Original, wie es
scheint, verloren, ist aber noch in zwei Ab-
schriften (Faszikel 1669 und 1949) vor-
handen, welche von ?. Marianns Sar-
torius, Kanonikus von Weissenau und
apostolischem Notar, und Georg Bnrtscher,
apostolischem Notar, unter dem 28. April
1730 beglaubigt sind. Die Erekiionsur-
kunde datiert vom 13. November die Be-
stätigung durch den Bischof Nikolaus von
Konstanz vom 4. Dezember 1385.
Erstmals veröffentlichen wir den Inhalt
der lateinischen Erektionsurknnde in nach-
stehendem Auszuge:
Abt Werner und der ganze Konvent
des Prämonstratenserklosters Weissenau,
Frater Rudolph von Kupfenberg, Kon-
ventnal desselben und vicarius perpekuus
der dem Kloster Weissenau inkorporierten
Pfarrei Sk. Christine,, Konstanzer Bis-
tums, Johannes Humpis, Bürgermeister
und der ganze Rat von Ravensburg er-
klären: In Anbetracht, daß die Pfarrei
St. Christine, innerhalb der Stadtmauern
sechzig Häuser hat (dies betrifft nameutlich
den unteren Stadtteil), deren Bewohner
wegen der Höhe des Berges, Ungunst der
Witterung und bisweilen wegen der Kriegs-
läufe, auch wegen teilweise hohen Alters
oder Schwächlichkeit und Gebrechlichkeit der
Parochianen beiderlei Geschlechts nur unter
Schwierigkeiten im stände sind, den Gottes-
dienst oben zu besuchen und die Toten zu
begrabe», — so haben wir, Bürgermeister,
Rat und Stadt Ravensburg, zu Gottes
Ehre und dem Heile der Seelen innerhalb
der Mauern unserer Stadt eine Filial-
kirche der genannten Pfarrkirche, die be-
reits konsekriert ist und einen
geweihten Gottesacker besitzt, ge-
gründet und in ihr drei Altäre er-
richtet , den Hochaltar zu Ehren des hl.
Jodok ns, der heiligen Christin« und Ka-
tharina, den zweiten auf der rechten Seite
zu Erhen der heiligen Apostel Simon und
Judas, des hl. Johann Ev. und aller
heiligen Apostel, den dritte» auf der
linken Seite zu Ehren der glorwürdigen
Jungfrau Maria und der heiligen Johann

Baptista und Leonhard und wollen nun
diese Altäre, wie ziemlich, dotiere».
1) Sollen die in der Stadt Ravens-
burg wohnenden bisherigen Angehörigen
der Pfarrei St. Christine, ans den, Fried-
hofe der errichteten Filialkirche St. Jodok
bcgrabem werden, in soweit sie nicht aus-
drücklich in St. Christine, begraben zu
werden begehren.
2) Der Hochaltar soll durch den Abt
von Weissenau mit einem Konventnaleu
von dort besetzt werden. (Dies blieb so
bis zur Säkularisation im Anfänge unseres
Jahrhunderts; ebenso in St. Christine,.)
Falls derselbe nicht entspräche, so solle er
im Wege gütlichen, konfidentiellen Ueberein-
kommens des Bürgermeisters und Rates
mit dem Abt durch einen anderen taug-
licheren Konventnaleu ersetzt werden.
3) Für die jetzigen zwei Nebenaltäre
und alle in der Folge »och zu errichtenden,
sollen das Recht, die Kapläne zu prokn-
ricre», Bürgermeister und Rat, das Recht
der Institution und Investitur der Abt
von Weissenau unter Wahrung der bischöf-
lichen Gerechtsame besitze».
4) Die Kapläne haben dem Gottesdienst
anzuwohnen und den Pfarrer zu unter-
stützen, auch diesem die Opfer zu über-
lassen.
5) Die Parochianen innerhalb der Stadt
haben das Anrecht ans die Spendung der
Sakramente in St. Jodok und durch ihre
dort abgelegten Opfer satisfacieren sie ihrer
ehemaligen diesbezüglichen Verpflichtung
gegen die Mutterkirche St. Christin«. —
Ein Fall, daß Bürgermeister und Rat
von dem in Ziffer 2 der Erektionsurknnde
ihnen eingeräumten Rechte Gebrauch ge-
macht habe», findet sich noch in den Akten
(Faszikel 1669). Sie erbitten von dem
Abt unter dem 17./27. Januar 1684 einen
tauglicheren Pater, „weil der Pfarrvikar
?. Milo Brunner sich in seinem bürger-
lichen Leben unrepntierlich aufführe, sein
Amt vernachlässige, nnauferbaulich den
Gottesdienst abhalte, vielfach die Predigt
versäume, läuten lasse und doch nicht zur
Messe erscheine, so daß die versammelten
Leute vergeblich warten müssen."
Bezüglich der Besetzung der Kap la-
ue ien an der St. Jodokskirche gab es
in der Folge Anstände mit dem Abte von
Weissenau.
 
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