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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Giefel, Joseph Anton: Das Waldbruderhaus Bernstein, OA. Sulz, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0070

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dic Zufahrtstein gegen dein Gotteshaus
Kirchberg. Der Platz wo 4 Stein stehen
zwischen dein Kirchberger Weinberg und
der oberen Brannhalde ist folchcrgestallen
mit Hecken, Dorn und Jungholz über- !
waxen gewesen, daß diser gemeltc Schörz-
hanns mit mir Brüdern Paul auf den
Knieen unter den Dornen und Hecken durch-
schliefen und kriechen müssen, bis ein
Waidstein nach dem andern ist gefunden
worden.
Grenz- und Zehntstreitigkeiten führten
zu einer Reihe von Prozessen, so daß der
Chronist bei dem schlechten Jahre 1709
beifügt, Bernstein sei in allem disem noch
glückselig gewesen, daß es zu diser schweren
Zeit mit niemand, weder mit Geistlichen
noch Weltlichen, weder mit Bürgern noch
Bauern, weder mit Catholiken noch Lutheri-
schen, einigen Proceß, Rechtshandel, Stri-
tigkeit oder Mißverständnus nit gehabt hat,
sondern dismals mit allen und jeden in
erwünschter Ruh und gutem Friden gelebt
hat, welches ihm auch sovil ist als ein
guter Seckel voller Gelt in der Truchen,
wie diöfalls jetziger Herr Graf zu Zeit,
Christopherus einsmals für sein selbst aigne
Person geredt hat.
Als anno 1688 de» 20. December die
Franzosen das Land feindlich angefallen
und hart angehalten haben und die Herrschaft
Haigerloch von dem französischen Cvmman-
danten zu Tübingen (Peysonel) um 1000 fl.
für Rauben, Sengen und Brennen ist ange-
sprochen worden, weilen aber auf disem auf-
gesetzten Termin diseS Gelt nit ist erlegt wor-
den, ist gleich eine starke Parthey Franzosen
auf Haigerloch commandiert worden und
haben den Herrn Oberamtmann Joh. Len-
zen und auch den Herrn Hanns Adam
Garb, Schultheißen, gefänglich nachher
Tübingen geführt und darauf die Brand-
schatzung nin 500 fl. vermehrt, also daß
sie 1000 Thaler geben sollten. Weilen
nun Bernstein auf der Grnoler Zwing und
Bann Ills MannSmad Wiesen zu ver-
steuern gehabt, darvon 60 fl. in der Steuer
gelegen, haben die Grnoler 8 Tag vor der
französischen Anforderung das Gotteshaus
Bernstein durch ein Schreibe» ersuchen
lassen, im Fall der Noth, wann der Flecken
Grnol sollte angefochten werden, ihnen
Bernstein ein Stuck Gelt geben hätte,
wollten sic uns Bernsteinern dic 1Manns-

mad Wiesen auf ewig von aller Steuer
und Schatzung, von allen Anlagen und
Beschwerden frei und los sprechen.
Dieses Anerbieten haben wir Bern-
! steiner angenommen und in solcher Noth
mit Gelt ihnen zu helfen versprochen.
Welche» der ganzen Gemeind Grnol vor-
getragen worden und ihr gar wohl hat
gefallen lassen. Haben dessentwegen von
der ganzen Gemeind 3 Mann erwählet,
welche mit völliger Gewalt im Namen des
ganzen Fleckens mit Bernstein einen Con-
tract machen sollten, welches auch ist ge-
schehen. Und ist der Contract mit Grnol
umb 35 fl. par Gelt gemacht worden,
welche gleich darauf uns ein Handschrift
geben und das Gelt mit sich nach Grnol
genommen haben.
Mit Zimmern hat sich ein gleiches be-
geben, welche auch einen Ausschuß auf
Bernstein nach Abweisung Grnolener Aus-
schußes geschickt, von uns Brüdern Gelt
zu entlehnen. Weilen wir aber den Grno-
lern schon Gelt geben haben und Bern-
stein auch in der Gefahr gestanden ist, es
möchte von den Franzosen angefochten wer-
den, ist's ihnen ans diser Forcht zum
dritten Mal abgeschlagen worden, worauf
der 3. Ausschuß von Zimmern in der
Nacht zu uns auf Bernstein kommen, mit
gleichem Anerbieten wie die Grnolener,
die steuerbare Güter, so Bernstein auf der
Zimmerer Bann hat, auf ewig aller Steuer,
Schatzung mit allen Beschwerden zu ver-
kaufen und aller Beschwerden uns frei, ledig
und los zu sprechen.
In diser Zeit ist in dem Land wegen
der Franzosen eine solche Forcht und
Schrecken gewesen, daß kein Kind dem
Vater, kein Bruder dem andern nichts
weder auf HanS noch Hof, weder auf
Güter noch Vieh hätte geben noch ver-
traut.
Von disem Anerbieten dann gemelten
dritten Ausschußes, die Güter los und
frcy zu machen, hat Bernstein dem Flecken
Zimmern zugesagt und den äußersten Heller
für sie herzngeben versprochen, damit nur
der Flecken Zimmern vor Brand, Rauben
und Plündern möchte befreyt bleiben und
sicher sein. Haben also wir Brüder in
Bernstein ihr Glück und Heil dem unsrigen
vorgczogen.
Für Befreiung von Steuer anö 5 Manns-
 
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