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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Das Waldbruderhaus Bernstein, OA. Sulz, [2]
DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Vor hundert Jahren - die Franzosen in Oberschwaben bezw. in St. Christina, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0071

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mad Emd Wiesen, Ills Mannsmad Holz
Wiesen nnd Ills Janchcrt Ackers zahlte
Bernstein 164lle fl. Beide Käufe wurden
später rückgängig gemacht.
Wir schließen mit den Worten, mit denen
Paul Lvbmiller seinen Teil als Chronist
abschließt.
Dieses ist numehr mein weniger Be-
richt, den ich aus Gehorsamb unsers ge-
westen i?3,tris ?roviric:inl!s, ssonniris leivnn-
Zelistne ^iclrper§er Hab anzeigen wollen
nnd damit allen zu verstehen geben,
wie es zu meiner Zeit nnd auch schon
lang zuvor von Alters herv in Bernstein
sehe Hergängen, was ich allda gesehen, von
alten Leuten gehört und auch sclbsten er-
fahren Hab. Hab also einen Anfang ge-
macht, den Ihr mit Eurer Feder weiters
svrtsetzen, hcrcinbringen, vermehren und
verbessern sollet, was bisher» versäumet,
ausgebliben und von mir unterlassen ist
worden, alles fleißig anfschreiben, was
uns, unserm Kloster und Gotteshaus mit
der Zeit kann nützlich, verhilflich, dienst-
lich und tauglich sein, dann jetzund
nit mehr die alte, sondern eine neue Welt
ist, da kein deutsche Mrolln und altes Ver-
sprechen mehr gelten thuet, sondern alles
mit vilfaltigen Zeugen, Briefen nnd Si-
gillen muß überlegt, bekräftigt und über-
zeugt sein.
Vor hundert Jahren — die Fran-
zosen in Güerschwaden tiezw. in
F>t. ^hristiua.
Mltgetellt nebst Einleitung und Anmerkungen
von Amtsrichter a. D. Beck.
(Fortsetzung.)
Andere derselben, gröbere und verwe-
genere, packten mich au Händen und Füßen
fest und hielten mich so gebunden. Schmerz-
lich nnd höchst beleidigend war jetzt die zweite,
an mir schon ganz Ausgernubtsm vvrgenommene,
selbst wider die natürlichsten Gesetze der Ehr-
barkeit abgenötigte körperliche Untersuchung und
noch grimmiger nach ganz fruchtlosen! Erfolge
der Durchsuchung daS weit lobendere Betragen
der Spitzbuben.
Mit Gewalt stießen sie mich nun aus meinem
Zimmer auf den Hansgaug hinaus, wo ich so-
gleich mit meinen Augen sehen nnd mit anhören
wußte, daß sämtliche Thürcn im ganzen Hause
auf- u„d abwärts, wenn sie auf erteilten Befehl
aicht alsogleich ausgemacht wurden, gewaltsam
ssbrocheu worden. Zuerst traf das Los die
^aalthüre, zu welcher der Schlüssel eben nicht
gesunden worden. In wenigen Augenblicken
ward sie znsammengeschlngeu, der linkerhand

stehende blaue Kasten aufgerissen, samt Vorrat
au Unschlitt, Schmeer re., gemauset, zwei große
Gutteren mit Kirschen- und Hefenbranntwein
auf den Hansgaug getragen, ein Halbmäßig da-
mit ungefüllt nnd mir am ersten daraus zu
trinken aufgedruugeu, wozu ich mich aber platter-
dings nicht zwingen ließ. Die Umherstehenden
soffen indes das gebrannte Wasser teils aus den
Gutteren selbst, teils auS den Halbmäßigen; der
in etwa fünf oder sechs Maß bestehende Rest
davon ward nachher in die untere Stube, wo
sich bereits schon mein sehr viel- und hochgeach-
teter Mesner samt seiner säubern Lia, seinen
zwei 2'/- und '/»jährigen Buben und einer
überaus züchtigen Jungfer Hauswirtin N. eiu-
gefunden hatten, getragen. Der Geist des so
berufenen Fuggers Hundes muß wirklich ln
diese hochansehnliche Familie gefahren sein, jenes
zu Augsburg bekannten HundeS, nämlich der
einst, nachdem fremde Hunde ihm den mit Fleisch
in der Metzge beladenen und in seiner Pudel-
gosche nach Haus getragenen Korb aberobert,
daS Aberoberte in Gesellschaft der Räuber mit-
zuverzehren für gut fand. Vom Saale aus da-
gegen drangen die Patrioten durch die geheime
Thüre in mein Schlafzimmer, raubten die in
einem verborgenen Zwischenräume hängenden vier
kleinen Schußgewchre, zwei verrostele Pistolen
und zwei Terzcrole, machten sich dann an den
geringen, in meinem vfseustehendcn Kleiderkasten
noch zurückgclasseucu Vorrat von Kamisolen,
Leibleu, Beinkleidern re., rißcn das aus der Bett-
lade, durchlaustertcn den Laubsack der Matratze
und alle anderen verborgensten Winkel, selbst den
hinter meiner Liegerstatt paradierenden Leibstuhl
usgue ack tuuckum, bekamen aber nichts als
Papiergeld. Mit der nämlichen Hurtigkeit ward
indessen von einer anderen Truppe die Thüre
der Gastkammer eingeschlagen und der zu meinem
bisherigen, aber sehr kurzen Trost in einem
daselbigcn Winkel zur künftigen Wäsche auf-
bewahrte geringe Vorrat von weggelegteu Hemb-
dern, Nastücheru re. eiligst weggemausct. Keine
Katze konnte solchen Mausern Einhalt thun.
Jetzt traf die Reihe die Kammerthüre deS Haus-
knechtes Thomas Bisenberger, welcher kaum vor-
her von Geschäften anheim gekommen war und
soeben in der besten Meinung, sein Vermögen
zu retten, sich in seine Kammer geflüchtet und
selbe von innen zugeriegelt hatte. Auf den zweiten
Flintenkolbensivß ward sie schvn aufgesprengl,
so daß dem Knecht kaum noch so viel Zeitraum
übrig blieb, sich durch einen sehr gewagten und
gefährlichen Sprung zum Fenster hinaus zu
retten. Gerade so erging es auch nachher der
an der Gesiudestube nächstanliegenden Schlaf-
kammcr der Köchin nnd bald hernach auch der
inehr vorwärts, nämlich unmittelbar unter dem
Saale liegenden Schlafkammer der zwei Haus-
mügde, die noch in Geschäften abwesend waren.
Sämtliche Kästen, Tröge und übrigen verschlos-
senen Behältnisse wurden mit Gewalt erbrochen,
altes in selben aufbewahrte, teils den Dienst-
boten angehörige, teils auch der in der Köchin
Kasten seit zwei Monaten aus dein Milchertrage,
Wcinverwertnug und den diesjährigen Garten-
erzeugnissen znsammenersparte Notpfennig, oben-
hin wenigstens in 50 fl. bestehend, und nachher
 
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