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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Aus einem schwäbischen Reichsstifte im vorigen Jahrhundert, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0151

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148

licher Student in superioribus wie inle-
rioribus, Musikant, besonders ein guter
Bassist, aoncionator, rlretor et poetn
tempornneus, hat mir aber ein schlechtes
Erbteil hinterlassen, denn als ich die letzte
Nacht vor seinem Ableben nach 12 Uhr
ihm zu wachen bestimmt worden, nnd er,
ans dem Boden im Bette liegend, von mir
daS Hebegeschirr verlangt, ich aber solches
nicht geschwind genug nnd auch nicht gleich
an den richtigen Ort applizieret, so daß
alles über meine Hände gegangen, silzte er
mich zn allem hin noch brav ans mit sage»,
er hätte seiner Lebtag keinen ungeschickteren,
linkischeren Tölpel gesehen, ich solle mich
aisogleich sorlpacken; damit ich also seinen
letzten Willen erfüllte, Hab' ich mich aus
dem Staub gemacht und meine Händ' da-
rüber gewaschen." Dan» und wann be-
gegnen wir auch Todesnachrichten aus der
Nachbarschaft; so starb den 10. Dezember
1787 der vornehme, kluge (24.) Abt
Cölestin Frcncr von Ochscnhaufen; derselbe
war zu Konstanz geboren und unser aus-
nehmend großer „Fantor nnd Patron";
überhaupt stand Schussenried mit Ochsen -
Hansen immer auf freundschaftlichem Fuße.
Frencr hatte seiner Zeit am 25. Juli 1725
durch den schon öfters genannten Suffragan
von Konstanz, v. Sirgcnstein die bischöfliche
Benediktion erhalten, welcher letzterer dann
damals an den darauffolgenden Tagen die
Kirche» zu Bellamont, Ringschnait und
Oberopfingcu konsekrierte. Frencr hatte
auch das zurzeit noch stehende Schloß zu
Obersulmetingen samt Kirche von Grund
a»S neu erbauen lassen. Au der Hektik
starben, wie es scheint, damals viele Kloster-
mitglieder, so am 10. Oktober 1737 Frater
Ignaz Werner von Niedlingen, Sohn deS
dortigen Traubenwirts nnd Bürgermeisters,
eines reiche» Mannes, welcher aber daS
mütterliche Erbteil nicht nach Schussenried
ausfolgen wollte, endlich aber, als er es
bis zum Prozessieren kommen ließ, mit
200 fl. — gegen 2000 fl., die die be-
treffende .Quote" auSmachten — herans-
rückte; und am 23. Dezember sein Coiino-
vize Fr. Michael Graf ebenfalls von Ried-
lingen. „Durch diese zwei Todesfälle haben
wir große putrimoniu verloren, maßen
Graf ein einziger Sohn und wenigstens
8 10 000 st. und der andere, wenn er
seinen Vater überlebt hätte, uns nicht viel

! weniger zngcbracht hätte." Im Jahre
1738 starb am 25. März N. M. nach
12 Uhr Jakob Bettinger v. Marchthal,
70 Jahre alt nnd Senior des Konvents,
ein lästig dicker Manu, jovial über die
Maßen, welcher uns tausend G'späß ge-
macht hat; cle aetero war er in der Feld-
meßkunst sehr erfahren, auch ein trefflicher
Rechner, wodurch er unserem Gotteshaus
vieles geuützt, wie er den» den Universal-
güterbeschrieb unserer ganzen Herrschaft in
die jetzige Methode versaßt und u. a. darin
spezifiziert auSgcworfen, wie viel Hofstätten
in jedem Dorf, wie viel Aecker nnd Wie-
sen w. jeder Unterthan lehenwcise innehabe,
wie viel jeder au Veesen, Naggen, Haber,
HanSzins, Hengeld, Hennen, Eier zn liefern
oder wer und welche Seefahrten (in Wein
, au Bodensee) zn thuu haben ?c., wonach
, man sich noch jetziger Zeit richtet und
wohl auch künftig observieren wird." I»
der That dienten die Aufzeichnungen w.
dieses tüchtigen Mönches bis znr Säkula-
^ risation zur Grundlage deS Schnssenrieder
- Besitzstandes und leisteten auch beinahe
! 100 Jahre später bei der Nenanlage eines
umfassenden Schnssenrieder Amts-Grund-
buches, einer fleißigen und musterhaften,
in den Jahren 1836—38 durch de» da-
maligen (1880 als Hofkammerdirektor zu
Stuttgart gestorbenen) Kommissär Beck ge-
fertigten Arbeit, ersprießliche Dienste. Der-
selbe ?. führte auch ein und daS andere
Gebäu auf, fertigte gute Sonnenuhren,
war außerdem versiert in Instorlcis, in
Landkarten, wußte alle Tiere, Vögel, Fische,
Kräuter rc. lateinisch zu benennen, blieb üb-
rigens dabei 6evotis5imu8 er^u 13. V. N,
und ss. putrouos.
Im gleichen Monat segnete der vortreff-
liche Prälat Placidus von Pcteröhausen
daS Zeitliche, welchem dann AlfonS Strobl,
OchsenwirtS Sohn von Pfnllendorf, sncce-
dierle. — Im Jahre 1739 verschied den
11. Oktober unser ?. Joseph Baumgartner
von Douauwörth selig in Gott, ein guter,
frommer Konfrater Iromo mmplex ek
recwus. — bene clilexit mmplici
corcle Oeum ?! — Im Jahre 1740 star-
ben den 27. Juni ?. Nud. Baumann, ein
i Herr, der wegen seiner Konduite, Leibes-
größe, Wissenschaft nud Frömmigkeit bei
jedermann beliebt und ad ultioru würdig
erachtet ward, jählings dahin, als er gerade
 
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