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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Beck, Paul A.: Eine Episode aus der französischen Invasion in Schwaben i. J. 1796
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0179

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171

zösische General Tarrean, der, bei Kemp-
ten geschlagen, über JSuy nach Eglofs
sich zurückgezogen hatte, war in der Nacht
auf den 20. wieder vorgerückt, um die
Oesterreicher in Jsny zu überfallen. Diese
aber rückten noch vor Tagesanbruch gegen
die Franzosen ans, und nötigten sie nach
einer heftigen Kanonade unter beträchtlichem
Verlust zum Rückzug, wobei den Ausschlag
gab, daß eine österreichische, von einem
jungen Jsnyer Bürger geführte Truppcu-
abtcilnng bei GründelS den Franzosen in
den Rücken fiel. Ferner that er sich bei
der Einnahme von Kehl hervor, hielt
im August eine Stellung bei Kemp-
ten, wodurch er die Pässe von Jmmen-
stadt und Rente deckte und kam hieraus
mit der Armee Wnrmsers nach Italien.
Im Oktober 1796 wurde er zwischen-
hinein in die Schweiz abgcsandt, um mit
dem Kommandierenden der Züricher und
Schaffhauser Truppen, General Fries,
eine Unterredung (wo?) zu Pflegen, die,
wie Freiherr v. Degelmanu, kaiserlich bevoll-
mächtigter Minister in der Schweiz, am
17. Oktober au Feldzeugmeister Alvincy be-
richtet, „für die Schweiz beruhigend ge-
wesen sein soll". Das Feldzugsjahr 1797
verbrachte er am Rhein; zwischen dem
18. bis 23. April war er au den Assairen
von Neuwied bis Kehl beteiligt und im
Juli stand er mit seiner Brigade in Obern-
dorf (welchem?). Im I. 1798 ward er
mit 12 anderen kaiserlichen Generalen
dem Neichskvntiugent überwiesen, bei
welchem er mit seiner Brigade in der Ge-
gend von Altvtting thätig war. Im Feld-
zug von 179!1 befand er sich als Briga-
dier bei der Armee des Erzherzogs Karl
und befehligte er sechs Eskadronen des
Kürassierrcgimentcs Franz d'Esie (jetzt
DragvnerregimentS Nr. 2) nebst 4 Eska-
drons des (i. I. 1801 aufgelösten) Küras-
sierregiment Ansbach. Am 25. und 26.
März kämpfte er in der Schlacht bei
Stockach und Liptiugen und in der Haupt-
relatiou wird seine Standhaftigkeit und
eifrige Thätigkeit durch den Erzherzog be-
sonders hervorgehoben; er blieb bis Ende
1799 bei der Armee. Am 6. März 1800
wurde er zum Feldmarschalllieuteuant bei
der Armee in Deutschland befördert; nach
andere» Nachrichten soll er diesen Cha-
rakter erst bei seiner Versetzung in den

Ruhestand erhalten haben. Am 20. März
erhielt er von Feldzeugmeister Sztaray
den Befehl, daö Kommando über die sich
bei Rastatt sammelnden Truppen zu über-
nehmen , woselbst ihm am 1. Mai von
Feldzeugmeister Kray die Weisung zu-
kam, mit seinen zwei Kürassierregimentern
und 6 Bataillonen Infanterie über Thengen
nach Welschingeu im Höhgatt zu mar-
schieren und dort weitere Befehle abzu-
warten. Am 6. September erfolgte seine
Uebernahme in den Ruhestand; er zog sich
auf sein Gut Klosterbrunn (Klafterbrunn?)
bei St. Pölten zurück, übersiedelte i. I.
1815 nach Wiener Neustadt und starb
daselbst in der Frauengasse Haus Nr. 292,
welches seiner zu Paris domizilierenden
Gemahlin Amalie, geb. Gräfin v. Lützel-
burg, gehörte, am 11. Januar 1818 und
wurde am 13. chsckm. daselbst beerdigt.
Nachdem er bei seinem Ableben 86 Jahre
zählte, muß er 1731 oder 1732 geboren
worden sein. Noch aus seiner französischen
Zeit her war er Ritter des St. Ludwig-
Ordens. Er hinterließ keine Kinder, wohl
aber zwei bei seinem Tod nocb lebende
Neffen: Paul Aime Klingling d'Hatstadt
(ob das Geschlecht noch existiert, hat sich
bis jetzt nicht ermitteln lassen), Rittmeister
im k. k. Kürassierregiment Karl Engen
Lothringen (jetzt Dragonerregiment dir. 7)
und Aug. Klingling d'Hatstadt, Oberst-
lieutenant in der kgl. französischen Garde zu
Paris. — lieber den a. a. O. gleichfalls ge-
nannten französischen General Abbatuoei
findet sich in der leider eingegangenen Zeit-
schrift: „Bom Jura bis zum Schwarz-
wald", V. Bd./ l888, Aarau bei H. R.
Sauerländer auf S. 241-—266 eine Ar-
beit von Ad. Bütler und I. A. Stöcker,
in welcher indes das Gefecht bei Ravens-
burg nicht berührt wird. — Der unter
Anmerkung 2 auf S. 111 und 112 ge-
gebenen Litteraturüberficht möchten wir
noch die poetische Verewigung dieser In-
vasion durch den Dialektdichter C. We.itz-
mann: „Die Franken in Schwaben
(1796)" anfügen (siebente Rentlinger Aus-
gabe von Fleischhauer u. Spohn, 1868,
S. 35—58); weiter: Franz Sauter,
Kloster Weingarten rc., S. 73—78,
„V Kriegsunfälle i. I. 1796", Ravens-
burg bei Karl Maier, 1857.
 
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