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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Beck, Paul A.: Aus einem schwäbischen Reichsstifte im vorigen Jahrhundert, [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0180

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172

Aus einem schwäbischen bi cichs stifte'
im barchen Mhrhnnderr.
Bon AmtZrichlcr ai D. Beck.
(Schluß.)
Bis 1737 wae Klosterarzt Oe. Rnssi i»
Biberach (im dritten Jahrzehnt des vorigen
Jahrhunderts war ein Dr. Franz Jos. Rnssi
von NapperStvyl Arzt in Ochsenhansen ge-
wesen) und nach ihm (seit 3. Jannar 1 737)
Dr. Spanner in Biberach — beide treff-
liche Meister in arte medicn. Unter den
Konventnalen gab eS übrigens immer die
eine und andere Persönlichkeit, welche sich
ans die Heilkunde etwas verstand. Eine
Privatapotheke war schon seit längerer Zeit
im Kloster eingerichtet. Eine wirkliche
Apotheke wurde erst im Jahre 1833 in
Sch. errichtet. — Den 12. Jnni 1740
ging der Fürstbischof von Konstanz, Johann
Franz Schenk v. Stanffenberg, als er in
desto 3mne trinitutis den alten Fürsten
von Meßkirch, Froben vom Fürstenberg,
mit seiner Gemahlin als Jnbilaren, das
andere Mal (goldene Hochzeit) zusammen-
gab, mit Tod ab. Als Nver'""s sich ans
der Pfarrkirche in Meßkirch ins Schloß
daselbst begab nnd sich vor der Tafel noch
etwas in sein Gemach verfügen wollte,
sank er beim Eingang der Thüre nieder
nnd verschied augenblicklich. Da hieß eS
wohl: extromn §nudii luotus occupnt
(auf Freud folgt Leis) und wurde dieses
so herrliche Freudenfest, zn dessen prächtiger
Begehung, wie man sagt, bei 200 000 sl.
anfgewendet worden sein sollen, auch un-
zählig viele hohe Abgesandte und andere
Standespersonen zugegen waren, in ein
unverhofftes Leidwesen verwandelt; der ent-
seelte Leichnam wurde nach Konstanz über-
führt und im Dom daselbst recht feierlich
beigesetzt, allwo von ?. A»t. Fnrtenbach
3. welcher auch die HvchzeitSrede ge-
halten, über das wohl angebrachte Wort:
Hk vos Limites Uominidus expecknntibris
dominum suum, czuundo revsrtnkur eine
Leichenrede hielt; beide Reden sind im
Druck erschienen; dem verstorbenen Wür-
denträger succedierte am 9. November sein
Koadjutor Kardinal Graf v. Schönborn,
welchem unser Abt mit dem gestrengen
resign. Prälaten Herrn Vogler v. Roth
am 11. Dezember seine erste Aufwartung
machte. DaS Jahr 1740 war überhaupt

ein Sterbejahr; außer Sr. Heiligkeit dem
Papste KlemenS XII., welcher am 6. Februar
diese Welt verließ, starben unser Ordenö-
general Claudius HonoratnS Lukas (am
13. November), der Fürstbischof von Augs-
burg, Franziskus, der König in Preußen,
die Kaiserin in Rußland, ja sogar unser
gnädigster Kaiser, der große KarolnS VI.,
welche Veränderungen nicht viel Gutes ver-
künden, doch pnx Domini sit semper
vobiscum; der kaiserliche Wahltag ist ans
den 1. März k. I. anberaumt.
An auffallenden Naturereignissen ec. fin-
den sich in der Chronik ans dieser Zeit
verschiedene Hagelwetter rc. verzeichnet. So
entstand den 4. Juli 1737 abends um
7 Uhr unter dem Essen ein entsetzliches
Donnerwetter und schlug erstlich in den
gegen den Rvßstall zu gelegenen Neuen-
ban ober der Käserei in den obersten
Giebel gerade unter dem Windfahnen ein;
der Streich fuhr durchs ganze Gebän
hinunter, so daß er den Küferknecht Lo-
renz, indes ohne weitere Verletzung, nicder-
schlug. „Wir sprangen alle vom Tisch
ans und liefen hinüber, fanden indes nir-
gends Flammen, wohl aber alles voll Rauch
und Schwefeldampf; von den Hofleuten
war alles sofort zum Löschen veranstaltet.
Auf der Schütte zeigten sich einige Balken
zersplittert, im äußersten Zimmer aber
gegen den Noßstall bin einige Bilder samt
den Nahmen, in szosoie das Porträt un-
seres unglücklichen Abtenö Tndaci herab-
geworfen und etwelche Fensterscheiben zer-
splittert. Während wir so allda den Effekt
dieses Streiches anfsnchten und uns be-
trachteten, erfolgte noch ein anderer Streich
und schlug ins Kloster, nnd zwar in de»
äußersten St. Marti» zn gelegenen Giebel
ober der Priesterstnbe. Unser damaliger
Wächter Aut. Fridle, welcher mit dem
?. Prior Bened. Mezlcr bei dem mittlere»
GlaSfenster des Dormitorinmö das Wetter
beobachtet, wurde zu Boden geschlagen;
der?. Prior sprang gleich ans nnd davon
nnd machte Lärmen. Abermals sprang
alles herbei, ist aber gottlob alles gnädig
ohne weiteren Schaden abgelaufen, als daß
es außer dem Unfall mit dem Wächter in
den oberen und mittleren Krenzstöcken
einige Scheiben zerschmettert. Diesen fan-
den wir ans dem Boden auf dem Rücken
ausgestreckl daliegen; er klagte sich mit
 
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