Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Aus einem schwäbischen Reichsstifte im vorigen Jahrhundert, [9]
DOI Artikel:
Stengele, Benvenut: Allerheiligen auf dem Gehrenberge
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0182

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
174

„daß selben Winter hindurch eine so lange
anhaltende grimmige Kälte geherrscht habe,
daß sie die vom Jahre 1709 um etliche
Grad noch übertroffen: deswegen hörte
man von allen Orten Europas her nichts
anderes als traurige Nachrichten von Teue-
rung, Raserei von Wölfe», so Menschen
und Vieh angefallen und anfgefressen, von
Erfrierung der Baume und Reben; fremde
Vögel, namentlich Schwanen, ließen sich
in unserer Gegend sehen, wovon auch einer
geschossen und ausgebälgt wurde." — Im
Jahre 1740 gab es dann einen kalten
Frühling und einen nassen Sommer.
,,Ultima praepropero verrinnt iam
temporn cursn,
Uelices! iclenr cguoci sit et ip5eOeus."
AuSgangS September 1740 nahm die
Kälte dermaßen überhand, daß nicht nur
die Weintrauben in allen Ländern, sondern
auch alles Obst verdarb und wir anstatt
100 nur 20 Fuder Wein bekamen, allein
— diese Rubrik wird in späteren Jahren
noch oft Vorkommen.
UllerhinijMu auf dom GelirimdeiM.
Von ?. Benv. Stengels in Würzburg.
Ans einem der schönsten Punkte des
Gchrenberges, etwa ^ Stunden östlich
von Markeorf, stund die ehemalige Wall-
fahrtskirche Allerheiligen, neben der in den
ersten Zeiten eine Einsiedelei sich befand.
Diese uralte Wallfahrt geschah jedoch nicht,
wie die Benennung vermuten ließe, zu
allen Heiligen, zu deren Ehre diese Kirche
geweiht war, sondern vielmehr zur Kö-
nigin aller Heiligen, zur allerseligsten
Jungfrau Maria. Infolge der Zeit be-
kam diese Wallfahrt eine eigene Kaplanei.
Obwohl sie schon sehr alt ist, wird sie
doch erst am Ende des 14. Jahrhunderts
zum erstenmale in Urkunden genannt. Die
früheste hieher gehörige ist die Notiz im
Inder marcarum vom Jahre 1360, wo-
nach die Allerheiligen-Kapellenpfründe drei
Mark jährlich ertrug?)
Durch Urkunde 6. 6. Markdorf, 2. März
1388 erklärten des Ritters Konrad von
Homburg Witwe Ursula als Patronin der
auf dem Gehrenberg innerhalb der Pfarrei
Markdorf gelegenen und zur Ehre aller
Heiligen geweihten Kapelle und der ohnehin
ein reichliches Einkommen habende Pfarrer
Johannes Jung von Markdorf, beide von

dem Wunsche beseelt, dieser mit ganz ge-
ringen Einkünften begabten Kapelle und
ihrem zeitlichen Kaplan Albert von Reut-
lingen (Rüblingen) behilflich zu sein, daß
alle dort anfallenden Opler und Almosen
dieser Kapelle und ihrem Kaplan verbleiben
sollten. Sie ließen diese Urkunde zur
bessern Bekräftigung vom Propst und Ge-
neralvikar von Konstanz, Bnrkard von
Howe», besiegeln, was drei Tage später
geschah.2) Unterm 29. Juni 1419 stellte
der Bischof Otto von Konstanz daselbst
folgende Urkunde ans: in Anbetracht, daß
in der Kapelle Allerheiligen ans dem Gehren-
berg, dieser im Zeitlichen und Geistlichen
unterworfenen Waldeinsiedelei der Gottes-
dienst bisher blühte und daß sowohl Priester
als Laien um so lieber geneigt wären,
dort dem Allerhöchsten zu dienen und der
Kapelle ihren Nachlaß zu vermachen, wenn
sie sicher wäre», daß von seiten der welt-
lichen Herrschaft dieselbe in diesem Nach-
lasse belassen und beschützt würde, so er-
klärte er, daß jeder derartige Nachlaß,
bestehe er in Mobilien oder Immobilien,
der dortigen Kapelle und den dort befind-
lichen Brüdern rechtmäßig gehören sollte?)
Durch Urkunde U 6. Konstanz, 19. De-
zember 1419 übertrug der dortige Dom-
herr Albert Blarer diese Kapelle mit der
Einsiedelei und allem Zubehör, wie er sie
von dem Priester Johannes Jung und
dem Laien Johannes Affensteltern als bis-
herigen Inhaber bekommen hatte, dem
Priester Heinrich Sartorius (Schneider).
Diese Uebertragung bestätigte am 5. Febr.
1436 der Erwählte und Konfirmierte, aber
noch nicht wirkliche Bischof von Konstanz,
Friedrich Graf von Zollern, in Anbetracht
der Tugenden und Verdienste, welche nach
dem Zeugnisse glaubwürdiger Personen
den erwähnten Heinrich Sartorius anS-
zeichneten?) Unterm 24. Ikoveniber 1425
beauftragte Papst Martin V. auf Be-
schwerde dieses nämliche» Kaplans über
die durch Johann Distel, Johann Brod-
becker, Johann Hagow alias Dietlein,
sämtliche aus Markdorf, und andere An-
gehörige der Diöccse Konstanz erlittene»
Beeinträchtigungen an Zehnten, Besitzungen
und andern zur Kapelle Allerheiligen auf
dem Gehrenberge gehörigen Gütern, den
Kantor der Propstei Zürich mit der Unter-
suchung dieser Klage?)
 
Annotationen