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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Die Kirchen und Kapellen des mittelalterlichen Reutlingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0003

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genen, Maricnkapelle wäbrend des Mittel-
Alters n i ch t Nachweisen. Daß 1412 Hof
und Kapelle genannt werden (Gayler I, 37)
ist kein Beweis. Erst als die Frauenkirche
dem katholischen Gottesdienst entzogen
wurde, erscheint wieder eine Marienkapelle
im Marchthaler Hof, ans welche sich die
in einem Kalendarium von 1427, später
von einem Registrator beigefügte Be-
zeichnung: cwirin NarclrkUnUeirsis ek cn-
pelln ejugclem aurine in civikake 14euk-
linAen bezieht und welche erst von Abt
Snnon G ö tz (1482—1314) erbaut wurde.
Es fällt demnach der Ban gerade in die
Zeit, in welcher die Kämpfe oer Reichs-
stadt mit dem Bischof von Konstanz be-
gannen. (1514 ff.) 1621 singt Fizion
von der Kapelle im Marchthaler Hof in
seiner Chronik S. 70:
„dvrzu ein Kirchen und Cnpell,
dvrin inan brauchen därfs kein G'schell,
aber so herrlich scheu geziert»
Daz du dich drob verwundern wiest."
Die Kapelle, in der noch 1646 eine
Klarissin ans Pfullingen begraben wurde
und 1649 katholischer Gottesdienst statt-
fand, diente später als Glockengießerei,
setzt als Freimaurerloge. (Nene OA.-Be-
schreibung II, 49.)
2. Die Kirche St. Petri.
Der zweite kirchliche Ban (nach
G. Bessert, cnk. loco I. S. 6, ein
Neubau an Stelle der um 650—700 er-
bauten ältesten Neutlinger Pfarrkirche)
wurde am 6. März 1246 H eingeweiht,
nämlich die Kirche St. Petri und St. Panli.
Dieselbe war die Pfarrkirche und stand
mitten auf dem nach ihr benannten
St. Peterskirchhof. Im Jahre 1275 be-
zog der Rektor dieser Kircbe, abgesehen
von seinem Einkommen als ArchidiakonnS
oder bischöflicher Vikar, 148 Pfund Heller
(— 2960 heutige Reichsmark). Er mußte
an Abgaben an seine kirchliche Obern
hiervon 14 Pfand 16 Heller 10 Pfennige
zahlen?) Er war zugleich Archidiakon
von 13 Dekanaten (Owen, Heiningen, '
Eßlingen, Ringingen, Ehingen, Hayinge»,
Gomadingen, Blaubenren, Sitzen, Bins-
wangen, Tengen,OA.Saulgan, nndBnchan).
Jedenfalls war die Stelle eines Rektors
der Pfarrkirche St. Petri eine sehr be-
gehrte, und so findet man denn als ersten
Pleban am 2. und 4. August 1270 Hein-

rich von Entringen (ans dem Hause
der Herren von Hail fingen), einen
BrnderScnkel der Straßburger Domherren
Eberhard (1247—1278) und Otto (1247
bis 1259) von Entringen. Letztere
waren sicher bekannt mit Meister Erwin
von Steinbach, der 1277—1318 am
Munster thätig war. Da nnn der Grund-,
riß der Frauenkirche merkwürdig an den
des Straßburger Münsters erinnert, so
liegt es nahe, anznnehmen, daß durch Ver-
mittlung des Rertlinger PlebanS Heinrich
von Entringen und dessen GroßoheimS,
des Straßburger Domherrn, der Rat
Meister Erwins für den neuen Kirchcn-
odcr Kapellenban gewonnen wurde.
Um ans die Pfarrkirche St. Peter zurück-
znkominen, so erscheint am 13. Dezember
1279 an derselben als Vizepleban Werner.
(St.-A.) Da derselbe 27. Februar l289
SLcerUvZ Wernher von Nntlingen und
18. Juni 1291 Pfaff Wernher von Rut-
lingen heißt (St.-A.), ist er wohl später
Pleban geworden. Im Jahre 1312 war
er tot. Urkundlich kommt die Parochial-
kirche St. Peter in den Weiden schon 1313
vor?) Im Jahre 1320, um den 24. Juni,
heißt die Marienkapelle zu Reutlingen eine
Tochter der Parochialkirche St. Petri und
war Johannes genannt von Diezen-
Hoven, Rektor der letzter»?) Die Rechte
der Pfarrkirche (Spendung der Taufe und
andere Sakramente) teilte die Kirche St.
Petri mit der Tochterkirche. Dagegen blieb
der Kirchhof bei St. Petri?) Am 24. April
1325 wird als Linpriesler (Leutpriester)
Pfaff Heinrich Mnzi genannt?)
Im Jahre 1326 am 11. März wurde
die Pfarrkirche St. Pelri, deren Einkünfte
jährlich 100 Mark Silbers betrugen, dem
Kloster Königsbronn inkorporiert. Der
ständige Vikar, der fortan mit drei Priestern
der Kirche Vorstand, sollte alle Gabe» und
Opfer znm Seelenheil beziehen und dem
Kloster jährlich 100 Pfund Heller davon
entrichten, sonst aber nichts weiter an-
sprechen als 1 Urne Weins, 1 Wagen
Heu, 1 Wagen Stroh. Alle und jede
andere Natural- und Geldeinkünfte sollten
dem Kloster gehören?") Auch nach der
Inkorporation der Kirche in das Kloster
bedachte der fromme Sinn der Bürger
dieselbe reichlich. Am 14. Dezember 1350
vermachte Priester Brr, genannt Mndel,
 
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