Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Die Kirchen und Kapellen des mittelalterlichen Reutlingen, [4]
DOI Artikel:
Kleinere Mitteilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0096

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 95

privatim bei vc 'chlvssenem Hufe in
der Kapelle zn beten und Ncesse zu lesen, ans
guter Nachbarschast n a ch gesehen, gegen Fremde
aber, Tansen, Beichte, Kvmmnnivn innner Ver-
bat »nd dlbstellnng gelhnn warben. Am 4. Mai
1669 erklärte der Abt dagegen: er könne nichts
Erhebliches darin finden, den Hvf nbznsperren,
wenn die heilige Messe gelesen werde, nnd will
keine» üblichen, kathvlischen Gattcsdienst ans-
geschlvssen nnd die im Hase geborenen Kinder
der Hofmeister daselbst im Hofe getansl tvisseti.
Indessen am 23. Mürz 1669 erklärte I NÜchnel
Schab, ss. U. Or., Hosmeister deS Klvstcrüvss:
dem Hofmeister nnd seinen Hausgenossen sei die
Netigionsnbnng, besonders wenn Zwiefaltische
Religiösen dagetvesen seien, nie verweigert wor-
den. Fremde werden sic idie Renitinacr) nicht
gerne znlassen. Im Jahre 1671 ließ der Zwie-
faltische Hofmeister in der That keine fremde
Geistliche oder Laien in die Hafkapelle znm
Gottesdienst ein, reiste vielmehr an hohen Festen
nach Rvttenburg oder saust wohin. Im Jahre
1693 lieh der Äbt der Stadt 2000 fl. nnd erbat
sich, weitere 1000 fl. zn geben für die bloße
Erlaubnis, die zwei verstummten Glocken der
Jvhanniskapelle nur nni gewisse Zeit nnd
Manier anziehen zn dürfen. Im Juli 1694
begann wieder stärkerer Znlans in den Hof an
Sann- nnd Feiertagen. Deshalb wurde das
Läuten nicht gestattet. 1696 untersagte der Rat
die össentliche Ansiibnng des katholischen Gottes-
dienstes. Indessen besuchten in den Jahren
1698, in welchem Jahre an ziemlich viele daS
Abendmahl gespendet wurde, nnd 1699 hohe
Offiziere den Gottesdienst. Es wurden Soldaten-
ehen cingesegnet, Soldatenkinder getauft, ja 1704
nnd 1709 erkrankte Soldaten in der Stadt öffentlich
versehen. An Sonn- nnd Feiertagen kam Bern-
hard Engelhart, Statthalter des Klosters
Zwiefalten zn Groß-Engstingen, nach Reutlingen,
den Privalgottesdienst z» halten. So ging im
Jahre 1704 auch am 2. September Gras Her-
mann von Thüngen, der für Kaiser Joseph 7.
die Huldigung einnahm, morgens 8 Uhr in
die Messe. Ja am 1. Juni 1710 kopulierte
er de» stucliosus lAiilosopbiae Jdseph Gabriel
Mietinger von Dillingen mit Maria Renata
Rennerin von dort. In der Weihnachts-
zeit 1712 wurde der Gottesdienst in der Hof
kapellc öffentlich bis über Mitternacht fortge-
setzt nnd von den katholischen Soldaten deS
Rittmeisters v. Gemmingen besucht. Am
20. März 1723 drohte ein katholischer Schneider-
geselte den Stadtdienern, die ihn vom Hvf ab-
halten wollten, mit dem Geivehr (ebenda 273 ^
bis 2801. In, Jahre 1795, dursten die franzö-
sischen Emigranten vom Corps des Prinzen
Cvndä ihren katholischen Gottesdienst in der
Kapelle des Marchthaler Hofes Hallen (ebenda
Seite 326). Sie waren vom 20. Januar bis
29. März in der Stadt im Quartier.
Gahler II, 269. Nachzntragen ist noch,
daß 1309 Mahlhill von Nntlingcn, genannt die
Smidin, der Kapelle nnd dein Altar St. Io- !
hannis auch ihren Weingarten am Breilharl
nnd 4 Gnchart Ackers beim Hanse der Armen
am Felde vermachte, damit ein Priester deS :

Ordens alle Tage an dem Altar Messe singe
oder spreche.
Meiiiere Mitteilllligini-
H i st ori s ch e r B i l d e r nt l a s. Der vor einiger
Zeit unter dieser Aufschrift erschienene Katalog 87
historischer Flugblätter, „Verzeichnis einer Samm-
lung von Einzelblättcrn (Flugblätter in Holz-
schnitt nnd Kupferstich, gedruckte Erlasse u. s. >v.)
zur Kultur- nnd Staatengeschichte"(788 Nummern;
I. Abteilung bis znm Jahre 1600) von Lndw.
Nosenthals Antignariat in München
bringt einen sehr interessanten Beitrag zur
Geschichte der Zeitung, da er eine große Samm-
lung der Vorläufer unserer heutigen Zeitungen,
lauter „Extrablätter", beschreibt. Ehe die
Zeitungen regelmäßig das Publikum über alles
Rene unterrichteten, brachten fliegende Blätter
mit Bild nnd Text diesem Kunde, „wenn hinten
tief in der Türkei die Völker auf einander
schlugen." Solche durch den Verbrauch un-
gemein selten gewordene Blätter beschreibt dieser
allen Geschichtsfrennden zn empfehlende, mit
Hilfe eines genauen Registers sehr gut benütz-
bare Katalog und in chronologischer Folge zieht
hier an nnseiem geistigen Auge alles vorüber,
was das 16. Jahrhundert bewegte: Reformation
nnd Gegenreformation, Türkennot, Mnnzver-
schlechternng, der Freiheitskampf der Nieder-
lande, die französischen Wirren re. — Alles
scheint wieder aktuell zn werden. — Auf die
bereits angekiindigle Fortsetzung dieses „hist.
Bilderatlas" darf man gespannt sein. -ob.
Beziehungen des bekannten Poly-
histor s G e v r g W i l h. Z a p s zu W ü r11em -
berg. Der nachmalige so produktive Litterar-
histvriker und Forscher Gg. Wilh. Zapf, ein
geb. Nördlingcr, oder wie er mit seinen offizielle»
Tileln hieß: Fürst!. Hohenlohe-Waldenbnrg-
Schillingsfürstlicher Hosrat nnd Kais. Hvipsalz-
graf zu AngSbnrg, auch Chnrfürstlich Mainzscher
geheimer Not, machte im Lande Württemberg
in der „Schreibstube" Schule nnd erlernte auf der
Stadtschreiberei zn Aalen, welcher bald darauf
der Bruder des Dichters Schubart, Jak. Scbn-
bart, Vorstand, zuerst die „Schreiberei". Von
Hans ans mittellos, bildete sich der strebsame,
wissensdurstige Jüngling in seinen freien Stun-
den durch rastlosen Fleiß ans sich selbst znm
Gelehrten nnd vielbelesenen, vielwissenden Littera-
tor heraus. Um das Licht zn sparen, stieg er
oftmals ans den Kirchturm und las und schrieb
bei der Lampe des ihm wohlwollenden Tnrm-
wächteis manche gute Nacht hindurch, bis der
Tag anbrach. Ein Ergebnis dieser seiner Thätig-
keit ist die von ihm im Druck heransgegebenc
Sammlung von NefvrmationSnrknnden der
Reichshanptstadt zn Aalen, für welche man
ihm heute noch dankbar sein muß. Im Augs-
burger Stadtarchiv ist der gesamte Briefwechsel
ZapfS in vielen stattlichen Bänden nnfbewahrt.
Unter denselben befinden sich auch die Aner
kennnngsschreiben des Rates der Reichsstadt Aalen
nnd vieler Reichsstädte, denen Zaps seiner Zeit
de» Druck dedizierte. Später gab er nvch „Mut-
maßungen über den Ursprung nnd das Alter
der hl. röm. Reichsstadt A alcn" heraus, welche,
 
Annotationen