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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0111

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110

Geistlicher und Lehrer anglstellt für die
Protestanten in der Gewehrfabrik. Die
Seelenzahl betrug damals 1529. Der Klo-
stergarten gegenüber dem Oberamt wurde
1820 von der Stadt angetanst, daselbst das
jetzige SchnlhauS erbaut und 5. November
1821 eingeweiht. 14. Oktbr. 1822 und
10. Okt. 1823, den 19. April 1825 und
25. Juli 1831 besuchte König Wilhelm
Oberndorf. In Kirche und Schule hul-
digte Mauser den damaligen Grundsätzen
der sogenannten Aufklärung. An, 7. Juni
1832 wurde er Pfarrer in Mühlhausen,
Dekanat Wurmlingen, und starb am 3. Febr.
1843. Gr schrieb mehiere Abhandlungen
in Längs Kirchenblätter.
.2. Sein Nachfolger war IohannBa p-
tist Zipfehli, geb. Nottweil 24. Sept.
1789. ordiniert 17. Sept. 1814, 18. Okt.
1817 Repetent in Tübingen, 1821 14. Juni
Präzeptor, Reallehrer und Franz-Kaplan
in Ravensburg, 18. Jan. 1829 Pfarrer
in NaSgenstadt, seit 10. Februar 1829
Kamerer für Ehingen, 31. Dezbr. 1833
ernannt als Dekan und Stadtpfarrer in
Oberndorf, 24. März 1834 investiert, re-
signieile als Dekan, und wurde 4. Jan.
1844 Pfarrer in Mühlhausen (wie sein
Vorgänger Mauser), er starb am 13. Febr.
1859. Im Herbst 1834 hat er das ein-
fache bescheidene StadtpfarrhanS in Obern-
dorf erweitert, die Scheune überbaut und
zwei neue Zimmer gewonnen mit 1 600 fl.
Aufwand der Kirchenpflege. 1836 wurde
hier das Armenhaus gebaut, jetzt Spital
zugleich und am I.Jnli feierlich eröffnet. Im
Herbst 1836 war Dekanats- und Psarrvisi-
tation durch Kirchrnratsassessor Mattes und
Domkapitular Ströbele. Im Jahr 1842
waren acht Brandstätte, am 1. Juni wur-
den 35 Häuser ein Raub der Fla,innen,
ein 11 jähriger Knabe Johann Baptist Wal-
liser war meistens der Brandstifter. Zipfehli
schrieb 1832—34 mehrere Abhandlungen
in Längs Kirchenblätter.
3. Der Nachfolger von Zipfehli war
Dekan Marzell Binder, von 1845
bis 1883 über 37 Jahre Stadtpfarrer in
Oberndorf. Er in geboren i» Ertingen
7. Okt. 1802, ordiniert in Nottenbnrg
28. Sept. 1829, erhielt 1827 eine öffent-
liche Belobung für Lösung der theolog.
Preisanfgabe, 1828 durchs Los den zwei-
ten katechetischen Preis, wurde 1830 Re-

petent in Tübingen, 24. Okt. 1831 provi-
sorischer, 1836 definitiver Präzeptorats-
Kaplan in Gmünd, 3. Okt. 1837 Professor
und St. Christophs-Kaplan in Biberacb,
10. Dez. 1845 Dekan und Stadtpfarrer
in Oberndorf, 25. Mai 1846 investiert,
Ritter des kgl. Friedrichsordens 5. März
1867, des Kronordens 2. Klasse 1. Okt.
1879. Nach der Pensionierung deS Dekan
Thomas von Maier in Gmünd (st 10. Sept.
1875) wurde Binder nn Herbst 1874 als
ältester Dekan Mitglied der Kammer der
Abgeordneten, er starb 13. Sept. 1883.
-Er erlebte in Oberndorf die unruhige Zeit
der Revolution im Herbst 1848 und Früh-
jahr 1849. Am 24. Sept 1848 verkündigte
Glasfabrikant Ran von Gaildorf die Re-
volution in Nottweil, wurde aber in Obern-
dorf auf der Post am 28. Sept. verhaftet
und nach Hohenasperg abgeführt, weil er
die Schwarzwälder Rotten bewaffnet nach
Cannstatt führen wollte. Im Frühjahr
1849 bildete sich in Oberndorf der radi-
kale Volksverein und veranstaltete am
Pfingstmontag 28. Mai 1849 eine revo-
lutionäre Volksversammlung, am Pfingst-
dienstag eine geheime Versammlung, in
welcher die berüchtigten Nentlinger Beschlüsse
proklamiert wurden. Die Oberndorfer und
Schwarzwälder Demokraten schwärmten für
de» Zug nach Baden, um dort der Re-
volution zum Sieg zu verhelfen, dann
Württemberg anfznwiegeln. Aber am 3.
bis 8. Juli zog das Reichsheer unter
General Pencker 18 000 Mann stark durch
de» Bezirk. Neichsgeneral Pencker und
Obcrstlientenant von Biel hatten an, 4. Juli
Quartier bei Dekan Binder. Der württem-
bergifche General v. Miller zog mit einem
ivürttembergischen Corps über Oberndorf
gegen Frendenstadt und die revolutionäre
Hitze erkaltete. Or. Mayer, Mnsterlehrer
Strigl und Kaufmann Betzler wurden als
demokratische Häupter in Oberndorf ver-
haftet. Im Sommer 1857 liest Dekan
Binder eine Mission in Oberndorf abhalten
durch die Jesuitenpatres Zeit, Leiprecht
(st 25. April 1878 in Wolfegg), Dolfinger
(st 21. Nov. 1893 zu WynandSwerde in
Holland). Am 24. Mai 1874 feierte Binder
sein 25jähr.Pfarrjnbilänm,mitgrosterZähig-
keit hielt er aber fest an seinen Acmtern, er
starb 81 Jahre alt am 13. Sept. 1883
und ist beerdigt rechts vom großen Krnzisip
 
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