Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Liebenau, Theodor von: Zur Geschichte des schmalkaldischen Krieges in Süddeutschland
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0115

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mann zu seinen aus Italien herausge-
führten Truppen zu werben suchte, wie
Bischof JHaiin, Mw-Koiistanz dein Naic
von Luzern'mitteilte.
Als das Heer der Schmalkalden gegen
die Kaiserlichen vorrückte, begann eine all-
gemeine Flucht im südlichen Schwaben
nach der Schweiz. Der Fürstbischof von
Konstanz floh ans der N e i ch e n a n ain
22. Juli nach seinem "Schlosse Güttin-
gen; mehrere schwäbische Prälaten flüch-
teten nach Arbon und Güttingen, der Abt
von Ochsenhausen suchte in Norschach
Zuflucht. Bürgermeister und Nat von
St. Gallen fürchteten, die Prälaten möch-
ten in der Abtei St. Galle» ein Asyl
suchen, wodurch ihre Stadt in große Ver-
legenheit kommen könnte, da von hier aus
„Anschläge oder Praktiken" ausgeheckt
werden könnten. Sie besetzte» deshalb die
Stadlihore, damit ja nicht der Bischof oder
der Abt von Ochsenhansen im Kloster
St. Gallen Einkehr nehme» könnte. Für
andere fremde Personen, die in der Stadt
Herberge beziehen wollten, namentlich für
die Schmalkalder, war dagegen die Stadt
geöffnet. Die Räte von St. Gallen wolllen
bereits weltlich gekleidete Priester im Kloster
St. Gallen gesehen haben. Der Abt gab
aber die Erklärung ab, daß die zwei Per-
sonen, welche den Bürgermeister ' der
Stadt, ja die ganze. Bürgerschaft, so in
Schrecken gesetzt halten, zwei „klain knaben"
seien, die in Kempten studiert hatten (27.Jnli).
Gleichzeitig klagten die Räte von St Gallen
und Zürich, der Landvogt im Nheiuthal
habe einigen kaiserlichen Soldaten den
Durchpaß gestattet.
Zu Anfang August wurde von den evan-
gelischen Orten das Gerücht verbreitet, die
katholischen Schweizer wollen dem Kaiser
die Pässe öffnen; ja sie haben selbst den
Kaiser ermuntert, durch die Schweiz zu
ziehen. In einem weitläufigen anonymen
Schreiben aus schmalkaldischen Kreisen vom
August 1546 wurde die Behauptung auf-
gestellt, Kaiser Karl V. gehe mit dem
Plane um,
„daS Herzogtum Schwaben wieder uffzul ich teil,
demselben alle und jede Richstett in Schwaben,
als lllin, Augsburg, Nördlingen und derglichcu
demselben zu eigen yelibeu und geben und solches
Herzogtum seinem Vettern Erzherzogen Maxi-
milian zu verliehen und geben."
„Er solle auch Ir MW noch nicht ersettiget

sin, bis sy das Babstumb auch in Ir Hand und
under sich bringt und solle am Hof davon vil
geredt werden, das Ir M t. dahin mit aller
geschwinden Listigkeit lrncht. sich selbs Babst zu
machen, nill uß nndacht, göttlicher cer und liebe,
sonder allein um übermässige bcgirde, die ganze
weit zu herrschen und under sich zn bringen,
es sye durch welchen weg es welle."
Der vorzüglichste Ratgeber des Kaisers
sei ein spanischer Mönch, ein böser, lisligcr,
ganz ungelehrter Mann, der das Amt
eines Beichtvaters versehe. Dieser Prediger
mönch habe nach Ansicht vieler den Kaiser
so bezaubert, daß Karl V., dessen ge-
heimster Ratgeber dieser Gleisner sei, ganz
sich nach den Intentionen dieses Mannes
richte.
Unter dem 24. August 1546 meldeten
Senior und Kapitel des Hochsliftes Kon-
stanz den katholischen Orten der Schweiz,
ein Heer der Schmalkalden habe die Gottes-
häuser Wiblingen, Not, Kempten,
W eing a rte n und S a l c m s chw eil ein-
gcnommen, gebrandschatzt und „verhergel",
auch den Gottesdienst in denselben abge-
stellt. Dieses werde alle und jede Stifte,
Gotteshäuser und Komtnreicn Schwabens
in gleicher Weise behandeln. Weil noch
kein Befehl des Kaisers zur Eröffnung
des Krieges eingetroffen sei, habe man in
Schwaben sich noch nicht zur Wehr gesetzt.
Dagegen sei ein Ausschuß ausgestellt wer-
den, welcher die Schmalkalden bitten soll,
nicht weiter vorznrücken, sondern das Land
zu verschonen. Das Stift bitte deshalb
mit Hinweis auf daS mit den Eidgenossen
abgeschlossene Bnrgrecht, sich durch eine
Abordnung bei dieser Gesandtschaft ver-
treten zn lassen, eventuell durch ein Schrei-
ben an die Schmalkalden dieses Begehren
zn unterstützen. DaS diesbezügliche Schrei-
ben wäre zu richten an Rudolf von Wesicr-
stetten, die verordneten Kriegsräte und
Hauptleute des schmalkaldischen Bundes.
Die Eidgenossen sollte» in diesem Schrei-
be» hervorheben, daß ihnen durch den Feld-
zug nach Schwaben großer Schaden er-
wachse, da ans Schwaben, namentlich aus
dem Höhgau, viel Korn in die Schweiz
eingeführt werde. Es sei auch des Krieges
wegen gar nicht abzusehen, daß dieser Aus-
fall durch Getreideeinfuhr aus Italien,
wie in früheren Jahren, oder aus Württem-
berg ersetzt werden könnte, weil daS schinal-
kaldische Lager aus diesem Kornkasten ge-
 
Annotationen