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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographieen: Rupert II Neß aus Wangen i. A. , Reichsprälat von Ottobeuren
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Vogelmann, Albert: Baugeschichte der groszen Kirche auf dem Schönenberg bei Ellwangen, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0133

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132

Betreiben des ihm persönlich sehr feind-
selig gesinnten nnd früher in Ottobeuren-
scben Diensten gestandenen Kanzlers Phil.
Kögel, wenn auch n»r ans ganz kurze
Zeit, mit dem öffentlichen Kirchenbann
belegt wurde. Die Vollendung des neuen,
von ihm in Angriff genommenen Pracht-
tempels, eines ihm ans innerste Herz ge-
wachsenen Werkes, durfte der am 20. Ok-
tober 1740 nach 30jähriger vorzüglicher
Regierung Dahingegangene, welcher eigent-
lich ein ganz neues Ottobenren schuf,
einer seiner größten Aebte, wo nicht der
größte, war nnd an welchem dasselbe, wie
Feyerabcnd schreibt, seinen zweiten Stifter
verlor, freilich entfernt niebt mehr erleben,
und mußte er es in den ersten Baustadien
seinem aus Ravensburg gebürtigen Nach-
folger Ans. Erb überlassen; nnd auch
unter diesem wurde der Riesenbau mit
seinen zwei, je 286 Fuß hohen Türmen
erst im Jahre 1766 unter Beziehung i. I.
1741 des vordem in Ochsenhansen thätig
gewesenen Münchner Baumeisters Joh.
Mich. Fischer sowie nach Vornahme einer
nochmaligen gründlichen Banrcvision im
Jahre 1744 durch den bayerischen Ban-
direktor Effncr und nachdem ans denselben
weit über eine halbe Million Gulden auf-
gewandt worden war, fertig gestellt. Ist
auch der Stil der in Krenzcsform anf-
geführten 312 Fuß langen, 210 Fuß
breiten dreiknppeligen Kirche gewöhnlich
als der der Spätestrcnaissance bezeichnet,
genauer bestimmt innen wie außen der
des feinsten, aber auch viel geschmähten,
neuerdings aber wieder sehr zu Ehren
gekommenen Barvckos, so darf man, um
nicht ungerecht zu sein, der genialen Kon-
zeption des ganzen Baues, seinen kühnen
Dimensionen und wirksamen Verhältnissen
die Anerkennung nicht versagen; diese archi-
tektonischen Maße, wie man sie hier zu
schauen bekommt, sind so glücklich gewählt,
daß sie selbst Gegner dieser Bauart zur
Bewunderung hinreißcn. Die Fassade bietet
von außen geradezu einen prachtvolle» An-
blick; und tritt man durch das Hanptportal
in das Gotteshaus, so macht das Innere
durch seinen Umfang, Höhe, seine lichten
Räume, durch seine in lebendiger Kompo-
sition, vollendeter Technik und Farben-
pracht gehaltenen Decken- und Wandgemälde,
durch seine Bildsäulen nnd alle übrigen

so reichen Verzierungen einen überwältigen-
den Eindruck. Nicht minder ist das im Hin-
tergrund auf einer kleinen Anhöhe und ganz
freistehende, in einem Vierecke nnd in 3—4
Stockwerken anfgeführte, im Prachtstile (oder,
wie auch schon gesagt wnrde, im Prälaten-
stile) des 18. Jahrhunderts gehaltene
Klostergcbände innen und außen von
wahrhaft fürstlichem Ansehen. Will man
sich eine richtige Vorstellung von einem
echten Neichsstifte ersten Ranges aus dem
vorigen Jahrhundert machen, so muß man
sich Ottobenren, „Schwabens Escurial",
wie man es nicht ohne Grund schon ge-
nannt hat, ansehcn; und solange Kirche
und Kloster, von welchen einst der Linzer
Bischof Greg. Thom. Ziegler an König
Ludwig I. von Bayern schrieb, daß crstere
in ihrer Art noch nirgends erreicht, viel
weniger übertroffen worden sei und letzteres
ein Muster der Baukunst nicht bloß in
Deutschland, sondern ans dem ganze» Erd-
kreis bilde, noch stehen, werden sie für den
Erbauer und das Slist selbst ein rühm-
liches Zeugnis bleiben und zu den groß-
artigsten Denkmälern der Spätestrenaissance
in Deutschland zählen.
Eine einläßliche Beschreibung von Kirche und
den Klostergebändcn, welche hier über den Nahmen
dieser biographischen Skizze hiuausgingc, geben
der Ottobeureuer Ncneditiiner, ?. Mag. Bern-
hard, in seiner Schrift über O- (ebendas.,
2.Anft., 1883) nnd in neuester Zeit Korn. Gnr-
litt in Westermanns Monatsheften, 35. Jahrgg.,
1891, S. 500—522, nebst Abbildungen (zu vgl.:
derselbe, Gcsch. des Barockstils und des Rokoko
in Deutschland, Stuttgart, Ebner n. Senbert
(Paul Reff), 1889, S. 298 .ff.) sowie Bar-
mann, Gesch. des Allgäus, III. S. 426—435.
Im Bilde ist-O. in O. Auflegers Prachtwerk:
„Die Klosterkirche in O." (60 Bl. in Lichtdruck,
München 1890/1891, Bnchhvlz und Werner,
würdig verewigt. Im Kloster von O. befinden
sich noch vier in -Oel gemalte Brustbilder von Neß,
deren Meister aber nicht mehr bekannt ist; nach
denselben scheint der Prälat ein stattlicher, aber
etwas hagerer Mann gewesen zu sein; außerdem
malte Spicgleri. I. 1124 in der Kuppel des ge-
heimen Kabinetts der Abtei den Prälaten, wie der-
selbe die hl. Dreifaltigkeit anbetet, welches Gemälde
indes als mißlungen bezeichnet wird. Ein Bildnis
in Kupferstich re. ist mir nicht bekannt geworden.
Baugeschichte der graszen krieche auf
dem Schüneiikierg bei Eilwaiuieii.
Von Professor n. D. Dr. Albert Bogelmnnn
in Ellwangen. (Schluß.)
X. Woher das Baumaterial ge-
holt wurde, ist für das Holz und das
 
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