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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

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Beck, Paul A.: Schwäbische Künstler in Konstanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0143

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von Württemberg um seine Verwendung
für den fleißigen, aber unbemittelten Mann.
(Missivbuch der Stadt K. 1467.) Das
Ergebnis dieser Intervention ist leider
nicht berichtet. — Einer der berühmtesten
Kvnstanzer Mnnsterwerkmeister war Vin-
zenz Ensinger, Sohn des Matthäus
Ensinger, welch' letzterer als Dombau-
meister in Bern, Straßburg und Ulm
sich einen großen Ruf erworben hatte.
Vinzenz arbeitete zuerst unter seinem Vater
in Bern und nach dessen Berufung nach
Ulm 1449 leitete er den Bau in Bern.
Obschon er sich, daselbst großes Ansehen
erworben und auch Mitglied des großen
Rates geworden war, siedelte er doch bald
nach Konstanz über und auf dem großen
Steinmetzentag in Regensburg 1459 er-
scheint er als Werkmeister am Münster
von K. und unter derselben Bezeichnung
auch in einer Urkunde von 1462. (Zeit-
schrift f. Gesetz, des Oberrheins VIl, 384
und XVI, 82.) In K. entfaltete er nun
eine lange Thätigkeit, die nur ab und zu
durch seine Bciziehnng zu auswärtigen
größeren Bauten unterbrochen wurde; so
weilte er 1460 zu Kolmar und 1472 in
Basel, als daselbst der kleine Krenzgang
gebaut wurde. Nach Schobers Ansicht
(„Das alte Konstanz", S. 36) sind ihm
der größte Teil der gotischen Um- und
Anbauten dieser Periode und besonders
die charakteristischen Sarkophage der Bi-
schöfe mit den zierlichen Giebelüberbauten
znznschreibe». Im Jahre 1477 (I V post.
lVliclnrelis) siedelte laut Bürgerbneh auch
sein jüngerer Bruder „maister Moriz En-
singer, der staininetz von Ulm", der 1465
seinem Vater als Baumeister am Münster
zu Ulm gefolgt nnd in diesem Jahre vom
Rat auf zehn Jahre angestellt worden
war, nach K. über und erhielt das Bürger-
recht geschenkt. Der Grnnd, weshalb der-
selbe Ulm, wo er unter sehr günstigen
Verhältnissen angestellt war, verließ, nach
K. kam nnd sich hernach nochmals unter
viel schlechteren Bedingungen in Bern
verwenden ließ, ist unbekannt. Doch ist
seine schon beanstandete Identität durch
die von Kraus, „Die Knnstdenkmäler des
Großh. Baden" I, 120, angeführte Ur-
kunde vom Jahre 1479, in welcher „maister
Vineenz werkmaister zu dem thninb zu
Costanz" den Moriz E. von Bern seinen

l. Bruder nennt, außer Zweifel gestellt.
Zudem enthält das Kvnstanzer Stadtarchiv
auch eine Originalurkunde (Pergament mit
dem Siegel Ensingers) vom 1. Februar
1478 (S. Bridentag), der zufolge Mori-
cins Ensinger von Bern, „Bürger zu
Konstanz", an die Bürgerin Christina
Diemin v. Snndelfingen um 30 fl. den
oberen Teil des Hauses verkaufte, in dem
die gen. Christina wohnt, zwischen seinem
Hause gen. „zur Schur" nnd Kaspar
HelinS Haus hinter der Pfalz zu K.
Moriz starb i. I. 1483 zu Bern nnd
geriet Vinzenz wegen des Nachlasses noch
in Prozesse. Im Jahre 1487 scheint
Meister Vinzenz sein Amt als Werk-
meister am Dome niedergelegt zu haben,
sofern in diesem Jahre Meister Döb-
linger als sein Nachfolger urkundlich
bezeugt wird. Doch weilte er »och meh-
rere Jahre in Konstanz. Dafür sprechen
n. a. die Steuerbücher von 1489—92.
in denen er als Besitzer eines Hauses am
Fischmarkt aufgeführt wird nnd 1492 ein
Vermögen von 1370 Pfund Pfennig ver-
steuert. Da er in den kommenden Jahren
aus den Steuerbüchern verschwindet, so
wird man seinen Tod wohl in das Jahr
1493 setzen dürfen. Gleichzeitig mit ihm
nennt das Steuerbuch auch einen Konr.
Ensinger, der aber in keiner Beziehung
zu Meister Vinzenz zu stehen scheint. Ende
des 15. Jahrhunderts erscheint zn K. Lnp
Böblinger, der vierte Sohn des Meisters
Hans B. nnd vor seiner Anstellung Palier
unter seinem Vater in Nlm. Er arbeitete
am K. Dome bis zum Jahre 1505, wo
er starb, war zweimal verehelicht und
hinterließ mehrere Kinder; doch ist eS
zweifelhaft, ob die in der Fabrikrechnung
von 1500 und 1506 gen. Gesellen Jörg
und Michel B. seine Söhne waren. Er
bezog eine Jahresbesoldnng von 20 Pfund
Pfennig und dazu einen Taglohn, so daß
er sich im Jahre auf ungefähr 80 fl.
stellte. — In der Zeit von 1500—1520
wechselte die Zahl der Steinmetzen zwischen
20 nnd 30, dazu kamen dann »och einige
„Löwhawer", Hawer des Laubwerks und
nach Bedürfnis ebenso Versetzer; natürlich
fehlen auch Handlanger und Lehrjnngen
nicht. Der Taglohn eines Steinmetzen
betrug im Sommer 26 Pfg., des Laub-
Hauers 28 Pfg. und des VersetzerS 30 Pfg.;
 
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