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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Beck, Paul A.: "Der Schwäbische Bauer auf der Bühne", [1]: ein Beitrag zur Kunde des schwäbischen, bezw. Ulmer Dialektes und Schuldramas
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0041

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Gryan für Geschichte, AltcrtumMunde,
Nunst und Luitur der Diücesc Gottentnirg und der angrenzenden Gebiete.
tserausgogeben und redigiert von Amtsrichter a. D. Becst in KabenKburg.

Beiträge, Korrespondenzen re., Rezensions-Exemplare, Tauschzeitschriften re. ivvllen
stets direkt an Amtsrichter a. D. Beck in Ravensburg, Bestellungen und Reklamationen au
die Expedition des „Deutsche» Bolksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, gerichtet werden.

Br. Z.

Erscheint monatlich einmal und ist halbjährlich durch die Post zum Preis von
M. 1.90 ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition um M. 2.10 (außerhalb des
dentsch-österr. Postgebietes M. 2.20) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Ps. An-
noncen rc.. welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht znwiderlansen, werden von
der Expedition entgegengenommen und pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Ps.,
buchhändlerische Beilagen, Prospekte re. nach Uebereinknnst berechnet.

"15.


„Der schwäbische Bauer auf der
Wuhne" —
ein B e i tr a g z u rKnndedes schwä-
bischen, bezw. Nlmer Dialektes
und Schuldramas.
Von Aintsrichter a. D. Beck.
In der von uns gleichzeitig besprochenen
„Geschichte der schwäbischen Dialektdich-
tung" von A. Holder ist bei der Ab-
teilung: „Der Schwabenbaner ans der
Bühne" (S, 7 ff.) mit Grund der Ver-
mutung Ausdruck verliehen, e§ möchte noch
mancher Schatz der schwäbisch-mundart-
lichen Dichtung und Darstellung ans
früheren Zeiten, namentlich a»S dem
17. Jahrhundert, welches hierin eine be-
dauerliche Lücke zeige, noch nicht gehoben
sein. Bei der von uns u. a. in dem seiner
Zeit schon im 16. Jahrhundert sehr ge-
pflegten, übrigens fast ganz unter Straß-
burger Einfluß stehenden Ulm er Schul-
de a m a gehaltenen Umschau sind wir nun
in der That ans einiges Einschlägige ge-
stoßen, was wir ais Beitrag zu diesem
Kapitel der Holderschen Darstellung geben
möchten. So begegnen wir in der i. I.
1618 in 8° im Druck erschienenen und
das Jahr zuvor durch Ulmer Gymnasiasten
aufgeführten
„Lonkla^ratio Lockomias, ein erschröcklich
§oeclia von erbärmlichem Untergang nnd Ver-
derben 8ockc>mae nnd übrigen umliegenden
Stäkt; agirt im Monat August» -c. c. 18t 7 in
Ulmensl, und um der Zuschauer willen,
so lateinischer Sprach unerfahren anS dem lateini-
schen Exemplar rrnckreas Saurü in tentsche
Reime gebracht," (bei Gottsched, „Nötiger Vor-
rat zur Geschichte der;dentschen dramatischen Kunst
rc." I. S. 175, aber mit sehr ungenauem Titel),
welches das grob-realistische Element stark

hcrvorkehrende Stück nichts anderes als
eine Nachahmung der i. I. 1607 zu
Straßburg gedruckten und jedenfalls anf-
geführten gleichnamigen Verdeutschung des
dortigen Magisters Wolfhart Spangenbcrg
ist, bereits einem s ch wäbi s ch en Baue r-
lein, welches seinen hoffnungsvollen
Sprössling auf die Hochschule verbringt
nnd mit demselben zu beider Unheil einem
versoffenen „Magister", dem Arithmeticus
und Parasiten Heber in die Hände fällt,
welcher im Stücke die Hauptrolle einnimmt
und einen Kreis von lustigen Stndenten-
brüdern um sich gesammelt hat, mit denen
er, von einem Wirtshaus inS andere ziehend,
Tag und Nacht allerlei Streiche und Lum-
pereien auSdenkt nnd ansführt nnd welcher
den Bauernsohn nun in allen feinen Künsten
unterweisen soll. Dieser saubere Patron
läßt sich zur Vorsicht das Honorar, zum
Teil in nnturnlibu8 voranszahlen — ein
ganzes Kalb, einen Hahn, zwei Würste,
einen Käse und — last not lenst —
einige Goldfüchse! Bei der nun beginnen-
den Prüfung traut der biedere Landmann
seinen Ohren kaum ob dem, was er da
alles zu hören bekommt: der nen rezipierte
Jünger soll nämlich fressen, und noch ein-
mal fr., saufen und noch einmal
s. nnd soft. Die Seele dieser n. a.
Ulmer Gymnasistcnaufführungen war der
zu Ulm i. I. 1583 geb. Schulmann
Joh. Konr. Merk, zuerst Präzeptor,
dann Professor und zuletzt Rektor des
dortigen Gymnasiums (s. über denselben
Weyermann, Ulmiscke Nachrichten rc.,
I. S. 391—393). In Straßbnrg ge-
bildet, arbeitete er im Schnldrama auch
meist nach Straßburger Mustern. Straß-
 
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