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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Beck, Paul A.: "Der Schwäbische Bauer auf der Bühne", [2]: ein Beitrag zur Kunde des schwäbischen, bezw. Ulmer Dialektes und Schuldramas
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0065

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„Der schwäbische Bauer auf der
Bichue" —
ein Be itrag zur Kunde des^s.ch w ä-
bischen, bezw. Ulmer Dialektes
und S ch u ldra m a s.
Ban Amtsrichter a. D. Beck.
(Fortsetzung.)
Im 4. Aufzuge erblicke» nur ein Gegenstück
zum vorigen — in den Große» des Reiches, den
Fürste» Manasse. Du», Naphthali u. a., tvelche
sich in Anpreisung der Vorzüge und herrlichen
Eigenschaften der neuen Königin gegenseitig über-
bie'lcn; mur allein der alte Hofmeister OliadiaS
mit seinem Sohn weiß an ihr den Greuel der
Abgötterei ansznstellen, worauf ihm Ahab gleich
mit der Aussicht begegnet, seine Gemahlin zu
dem wahren und allein seligmachenden jüdischen
Glauben zu bekehren. Obadins will sich aber
davon nicht überzeugen, meint im Gegenteil, es
werde eher der schönen listigen Jesabel gelingen,
den König zu ihrem Baalsglauben hernmzu-
bringen. „Was kann Weiberlist nicht ansrichten ?"
ruft der alte Menschenkenner Obadias ans.
„Was vermöge» die Frauen und Jnngfranen
nicht durch ihr Schmeicheln? Gedenket an den
allerweisesten König Salomo», Ivie seine vielen
Weiber sein Herz so schändlich bethört und in
welches Unglück sie ihn gestürzt haben!" Ahab,
ein Genußmensch vom echten Schlag, hat indes
dafür kein Ohr und zieht sich i» sei» Kabinett
zurück, um der Ruhe und dann der Liebe zu
pflegen. Engel in den Wolken nmsingcn ihn:
Jetzt ist es nicht Zeit zu schlafet,!
König Ahab! wache d»,
Und vertreib die müde Ruh!
Willst du anderst Friede schaffen
Deiner nnchgcstellten Seel'
Von der argen Jesabel.
König Ahab! Wache! Wache!
Wache! Ach! was schleifest du?
Und hast deine Augen zu?
Wach! und sieh zu deiner Sache,
Denn du schwebest in Gefahr,
Die dich schleunig stürzet gar.
Du wirst traun noch ärger werden
Als die vvr die Königsstell'
Hielten über Israel,
Deren Nam annvch ans Erden
Darum wach! ach schlafe nicht
Eh' man gar das Urteil spricht.
Aber ach! cs ist geschehen
Nnnmehr uni dein' arme Seel'
Und das ganze Israel,
Weil du nicht hast wollen sehen
Nach der Gnaden vff'ne Thür.
Wehe Ahab! wehe dir!
Die Engel fahren zu den Wolken hinauf,
worauf ein Teufel zu Ahab kvmmt und spricht:
„Nein! König Ahab, schlafe immer fort und
folge deiner Jesabel." Der Teufel macht als-
dann einen Satz und schreit: „Nun Hab' ich das
Feld erhaltet,, nun Hab' ich's gewvnnen;" und
macht sich davon.
Ahab halt nach seinein Erwachen ein Schäfer-
stündchen mit seiner zu ihm ins Kabinett ge-

tretenen Gemahlin, welche im Verlaufe das Ger
sprach geschickt ans die Religionsvcrschiedenhei
zu lenken weiß; entgegen ihrem Geinahle er-
blickt sie in derselben ein Hindernis zur Voll-
kommenheit deichehelichen Liebe und hält, seiner
Majestät — allerdings post kestunr — eine
förmliche, tvic es scheint, etwas tendenziöse Stand-
rede gegen die gemischten Ehen: Nie und
nimmer — sagt sie — kann die Liebe vollkommen
sein, wo zwo 'Personen von ungleicher Religion
in einer Ehe lebet,; denn da giebt es immer
ein Mißtrauen: eines eifert mit den, andern,
man betet ungleiche Gebete, ein jeder Teil sucht
die erzengten Kinder ans seinen Glauben zu
bringen. Was können wir für Freude haben,
wenn schon die Götter nnS Prinzen oder Fräu-
lein bescheren, wenn sie doch nicht in unserer
Konfession erzogen werden?! Als ihr darauf
Ahab die Zninntnng stellt, den jüdischen Glauben
nnzniiehmen, gerät sie ganz außer sich und droht
ihm, wenn im Gegenteile nicht er alsbald zu
ihrer Religion übertrete, ihn und seinen Hof
zu verlassen. Der schwache Ahab läßt sich da-
durch nach und nach auf erneuertes Zusehen
und Hervvrkchren aller Vorzüge der Baalsreli-
givn dermaßen einschüchtern, daß er nicht nur
seine» Uebertrilt zu derselben erklärte, svndern
dieselbe auch zur Staatsreligion zu machen ver-
spricht, was den Würdenträgern und Großen
des Reichs sofort in feierlicher Versammlung
verkündigt wird. Es ist ergötzlich zu .sehen, Ivie
sich die Schar der Höflinge gleich i» die neue
Religio» zu finden weiß; es zucken zwar ver-
schiedene ob dieser Botschaft die Achseln und die
jüngeren Prinzen kratzen sich am Kopf; das Drvh-
lvvrt der Jesabel, daß sie, wenn sie sich nicht
allsvgleich bequemen wolle», aller ihrer Ehren-
ämter sollen entsetzt werden, bringt sie aber rasch
wieder zur Besinnung; und Fürst Manasse hebt
also an: „Gnädigster König! Es ist zwar eine
schwere Sache, seine Religion, die man von
Muttermilch eingesogen, so bald zu verlassen.
Allein, ich bin schuldig, Eurer Majestät in allen
Dingen zu gehorchen; Könige und Herren haben
Macht zu gebieten, die Uuterthanen aber sollen
den Befehl allsführen. Deswegen ich für meine
Person hinfürv dem Baal opfern und denselben an-
beten werde." Fürst D an erklärt: „Ebenso bin ich
gesonnen und will den Baalsdienst nach äußer-
stem Vermögen befördern helfen; ja wenn Eure
beide» Majestäten ein größeres von mir begehren
würden, so tvvllte ich dem gehvrsamlich Nach-
kommen." Eine ähnliche Erklärung giebt der
Fürst Nnphthali ab. Prinz Rüben zeigt sich
als gehorsamer Sohn, wenn er sagt: „Wie mein
Herr Vater seine Religion verläßt, so will ich
ihn, auch hierin Nachfolgen; Baal, Baal soll mein
Gott sein. Prinz Gnd läßt sich folgendermaßen
verlauten: „Liebster Bruder! billig lobe ich deinen
Gehorsam; mir hat die jüdische Religion nie
gefallen; jetzt bin ich von Herzen froh, daß ich
meine Religion verändern darf." Am ernstesten
ist es wohl dem Prinzen Ca leb, der meint:
„Liebster Vetter! Wie oft bin ich wegen des
verdammten jüdischen Glaubens von meinem
piaeceptors geschlagen worden; jetzund können
wir ein weit besseres und freieres Leben haben,
drum weg mit dem Gott Israel!" Aehnlich
 
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