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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

DOI Artikel:
Brinzinger, Adolf: Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien, [14]: das Augustinerkloster in Oberndorf a. N.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0122

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114

— 1779 im Januar besuchte der Fürst
von Hechingen das Kloster und die nen-
erbante Klosterkirche mit seinem Hofkanzler
Herrn v. Frank und schenkte dem Prior Ali-
pins Flurschütz eine sehr wertvolle Dose.
1779 17. September wurde Simon Sauer
zum Prior gewählt. Das bedeutungsvollste
Ereignis für das Klosterwar aber der Neubau
desselben und der Kirche, worüber wir im
folgenden Abschnitt ausführlich berichten
werden. Die Stuttgarter Archivakten geben
diesbezüglich genaue, jetzt vollständig un-
bekannte Nachrichten im Protokollbnch von
1749 — 1779.
D. DerNeubau d e s A n g n st i n e r-
klosters in Oberndorf (3. Februar
1772 bis Herbst 1774) und der Neu-
bau der Klosterkirche (29. August
1774—1777). Z,„ HeE 1771 den
30. Oktober kam ?. Theobald Kirschner
titrilo clirectoris aecliticii d. h. als Bau-
direktor des Klosters von Konstanz nach
Oberndorf, damals 64 Jahre alt, er hatte
im 43. Lebensjahr Profeß abgelegt. Er
scheint unter Prior Alipiuö Flurschütz
Bauleiter gewesen zu sein für die Neu-
bauten in Oberndorf. Das Klostergebände
war sehr defekt, auch alS-NovizenhanS für
Heranbildung der Kleriker der schwäbischen
Augustincrprovinz zu klein. Deswegen
wurde schon Ende 1771 ein Neubau des
Klosters geplant. Denn am 11. Dezem-
ber 1771 wurde in Altoberndorf ein
Zimmerplatz gepachtet für 60 Gulden auf
zwei Jahre als Lagerplatz und zum Be-
hauen von Bauholz für die Zimmerleute,
auch mit der Stadt ein Vertrag abge-
schlossen wegen „Steinbrechens für
den Klosterbau aus der Hochmössinger
Staig" (Stuttgarter Staatsarchiv Proto-
koll 1749—79, 5ub anno 1771). Zuerst
wurde der Flügel des Klosters gegen den
ehemaligen Klosterhof (jetzt Fabrikhof) und
gegenüber der Meierei (jetzt Laborantenbau
genannt) abgebrochen, welchen Flügel
1723 Prior Joseph Bassing errichtet hatte.
Der Chronist Benning berichtet uns genau
die interessante Geschickte dieses Baus.
„Den 3. Februar 1772 hat man ange-
fangen, das alte baufällige Kloster abzu-
brechen, zuerst den Flügel gegen den
Klosterhof und Meyerei oder den so-
genannten neuen Ban, weilen derselbe erst
1723 (19. April) von ?. Joseph Bassing

Prior war errichtet worden, wie auch den
Ban gegen den gemüßgarten von dem
Priorat an bis an die alte Bibliothek, wo
jetzo das zweyte StegenhanS ist, welche
beiden gebäude allbereit das halbe kloster
anSmachten, in dem noch übrigen halben
kloster logirten einstweilen noch alle Re-
ligiösen, und verblieb auch noch die knchel
und das Refektorium unverletzt. Ende
Februar lag das ganz gebäude darnieder,
und hat man schon angefangen, die fnn-
damente zu dem neuen gebäude zu legen.
Beim Abbrechen des Bassing'schen Gebäude
hat man befunden, daß die fnndamenten
sehr schlecht gewesen und das gemäner
fast auf der bloßen Ebene gestanden, wie
dann auch ein Maurer Joseph Sehn von
Delkhosen (Oberamt Spaichingen) auf
dem Henberg, welcher sich zu stark gewagt,
unter den Schutt gekommen, doch hat eS
demselben gottlob nicht an dein leben ge-
schadet, nicht weniger war auch alles ge-
bälk, ohnerachtet das Gebäude nur allbereit
48 oder 49 Jahre gestanden, gänzlich ver-
faulet. In diesem abgebrochenen neuen
Ban hat man eine Kapsel gefunden des
Inhalts, daß 19. April 1723 dies Ge-
bäude unter Prior Joseph Bassing erbaut
wurde samt den Namen der damaligen Klo ster-
insassen" (Protokoll S. 347). Auch die
Balken des Flügels vom Priorat bis
zur alten Bibliothek waren ganz faul.
Antonius Rehm, Sebastian Weiß, Maurer
und Johannes Sommer, Handlanger fielen
vom Gebälk herab, aber ohne Lebensgefahr,
auch haben die Zimmermeister ausgesagt,
daß „wann der Prior und die übrigen
I'nkres und Drntres gewnst hätten, wie
das kloster beschaffen gewesen, sie keine
stund lang in demselben verblieben wären.
Also war beschaffen das alte Kloster,
welches kaum über die 161 Jahre ge-
standen war, bei dem abbrechen dieses erst
beschriebenen Flügels hat man in der Eck
unter dem Priorat einen stein gefunden
mit dieser auSgehanenen Überschrift: „T^nno
Domini 1610 17. lVIn^ Iric Inpis positus
n. ?. stoanne Orei6sn3tein ?riore" (Pro-
tokoll S. 349). Andreas und Philipp
Kramer, Zimmermeister, haben 847 stam-
men Bauholz geliefert hiezu. Die Maurer
haben den Stein, den Prior Greiffenstein
gelegt hatte, wiederumb in das Fundament
in dem Eck unter dem Priorat gelegt."
 
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