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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Schön, Theodor: Die Klosterhöfe in der Reichsstadt Reutlingen, [7]
DOI Artikel:
Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [2]: Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0166

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158

ohne des Pflegers Kosten. Jselin ver-
sprach auch, daß er das Hoflein, Haus,
Scheuer, Hchvaithe, Uecker und Wiesen
in guten Ehren, ziemlichen Ban und Wesen
zu Dorf und Feld halten wollte, die Aecker
und Wiesen „ryten, sybern, rumen und
vermachen", diese auch nicht ganz oder
zum Teil wüste und nngebaut liegen lassen,
sondern mit Düngen und allem gewöhn-
lichen Bau zu rechter Zeit versehen ohne
des Lehensherrn Kosten. Jselin wollte
auch kein Stroh verkaufen, sondern Stroh
und Mist auf diesem Hof bleiben lassen,
wie es das Hofrecht verlangt. Wenn er
das Höfleiu oder ein Stück desselben nicht
in ziemlichem Bau und Wesen „zu Dorf
und Feld" hielte, oder Stroh oder Mist
davon entfremdete, so hatte zu jeder Zeit
der Pfleger, sein LehenSherr, Recht und
Gewalt, ihn von diesem Höflein zu treiben.
Zog er vom Hof weg oder stirbt er, so
waren zehn Schilling Heller von ihm oder
seinen Nachkommen zu Weglösin zu zahlen.
Am 28. November 1547 bestand Jörg
Walcker zu Kusterdingen vom Kloster
Marchthal unter Abt Heinrich dessen und
der Kaplanei zu Reutlingen Hof, Haus,
Hofraithe, Scheuer, Garten sowie Aecker
zu Erblehen. (St.-A.) Ebenso bestand
24. März 1549 Ludwig Rösser zu
Sickenhausen zu einem steten Erblehen
vom Kloster Marchthal unter Abt Johann
dessen und der Kaplanei zu Reutlingen
Grundstücke um ein Drittel des Ertrages.
(St.-A.)
Die Richter der Stadt Reutlingen ent-
schieden am 10. Juni 1569 einen Rechts-
streit zwischen der Witwe des Matthäus
Weiß, Klägerin, und Herrn Hans
v. March thal, Beklagten, wegen einer
Rinne an der neuen Scheuer des March-
thaler Hofs zu Reutlingen, dahin, daß
die Rinne zwar bleiben könne, aber ver-
bessert werden müsse, damit das Wasser
ohne Nachteil der Klägerin laufen möge.
(St.-A.)
Im Jahre 1575 bezog der Hof an
jährlichen Zinsen in Reutlingen auf Mar-
tini 11 Pfund 120 Schilling 30 Heller
lls Pfund Wachs, 5 Hühner ü 1 Schilling,
auf Georgii 1 Pfund 61 Schilling 20
Heller, 1Hühner u 1 Schilling, auf
St. Joh. Bapt. 11 Schilling 12 Heller,
ans St. Michaelis I Pfund 20 Schilling

und in Betzingen 17 Schilling 14 Heller.
(St.-A.) An den Gebäulichkeiten im rück-
wärts liegenden Hof wurde 1569 das
Wappen des Abts Christoph Schenz an-
gebracht, während am Hauptgebäude in
einem Fenstergiebel au Abt Heinrich
Stölzle 1518—1538 eine Traube auf
Dreiberg, von vier Sternen beseitet, dar-
über H. K?) erinnern. Schon im 16.
Jahrhundert begannen die Reibereien des
Klosters mit der protestantisch gewordenen
Reichsstadt. Im Jahre 1572 sollte nach
einem Natsprotokoll vom letzten Dezember
der weiße Mönch (der ganz in Weiß ge-
kleidete Prämonstratenser) aus dem Kloster-
hof mit glimpfligen Worten in die Stadt
gebracht und in ein glimpflig Gefängnis
wegen eines Vergehens gelegt werden.
Er sollte angeblich mit einer Magd Un-
zucht getrieben haben. Im folgenden
Jahre, am 19. Januar 1573 wurde der
Marchthalische Hofmeister HanS Weber
um 35 fl. wegen eines Delikts (Kinds-
schwängerung) gestraft, sodann am 14. März
1573 der weiße Mönch und sein Knecht
abermals wegen freventlicher Handlung,
jeder um 30 Schilling gestraft und
im gleichen Jahr am 22. Juli 1573
der weiße Mönch vor dem Rat ver-
klagt, weil er ein Kind (angeblich „seinen
Bankert") außerhalb der Stadt katholisch
taufen ließ?) Im Jahre 1574 wurde
Anna, Töchterlein des Hans Hecht, Hof-
meisters deS Marchthaler Hofes, der prote-
stantisch gewesen sein soll, und der Bar-
bara M e h l k n e ch t i u in der Frauenkirche
protestantisch getauft. Jedenfalls wollte
die Stadt den katholischen Pflegern der
Kiesigen Klosterhöfe nicht gestatten, ihre
Kinder anderswo als in hiesiger Kirche,
er§o protestantisch taufen zu lassen?)
Das gab natürlich Anlaß zu Streitigkeiten.
Urbani 1607 bezog der Hof eine Gelt
von vier Scheffel Hafer und acht Viertel
Kernen sowie 16 Pfennige. (K. A.) An
Beginn des 17. Jahrhunderts war Jakob
Lieb, ehemaliger Bürgermeister von Tü-
bingen, im Marchthaler Hof wohnhaft.

0 Neue Oberamts°Beschr. II, 49.
u Gratianus II, 445—448; bestbegriindete
rechtliche Relativ 1114, Beylage L die warhaffte
Widerlegung 1119 S. 41 meint hierzu: ordinarie
hat Marchthnl einen Burger zum Hofmeister.
Garster I-, 521.
 
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