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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Schön, Theodor: Die Klosterhöfe in der Reichsstadt Reutlingen, [7]
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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [2]: Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0168

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160


andern katholischen Religionsexereitien enthalten
und nicht das katholische Gesuch aus der Bnrger-
schasft dahin ziehen und gewehnen solle. Denn
dises ivere nnsern Verträgen schnurstracks zu-
wider. Es war aber kurz zuvor ein böses und
lautes Geschwäz zwischen obgemeltem Herrn
Esse renn seiner Frauen an einem und Herrn
vr. Nobs seiner Magd Margrether andern
Theils vorgelosfen, welches beiderlei, Partheyen
zintlich hizig und sichwürig machte. Als nun
Herr Efferenn auf dem Weg ivar. mit Herrn
.Syudico in den Hoff zu gehen, schickte sie (des
Herrn Efferenns Frau) ihren Schwestermann
Johann Wucherer, Weisgerber, ins Gemein
Lang-Wacherer genant, hinnach, zu sehen, ivenn
die Sach zu hizig hinanslauffen, er ihrem Herrn
beistehen wolle. Als sie nun hineinkamen und
eines ehrsamen Raths Befehl abgelegt hatten,
liesfen zugleich ihre Privathandel mit unter und
kam (mit kurzem zu melden) die Sach so weit,
das; beiderseits große Betrvhnngen, zornige Wort
eulstaheu sind. Endlich beklagte sich das Gvtts-
haus; gegen einen ehrsamen Rath über Herrn
Esser enn und seinen Schivager Wucherer,
als hetten sie die Freyheiten des Marchlhalischen
Hvffs gar gröblich geschwächt. Da inan aber
lang nicht recht ihnen zum Brett gehen wolle,
schickten sie aus dem Kloster nach dem neuen
Jahr des 1661 gar ein scharffes Schreiben noch-
malen an einen ersamen Rath und verklagten
die beiden gar hart als fridbrüchige Verächter
der keyserlichen Freyheiten, sezlen darbey, daß
Herr Efferenu verwürkt hette das Lebe»,
1200 Neichsthaler und daß mau sein Weib und
Kind zur Statt hinaußweisen solle. Ein ehr-
samer Rath nam aber endlich sich der Sachen an
und sezte dem Herrn Efferenu 60 Neichs-
thnler, dem langen W u ch er er aber 40 Neichs-
thaler. Es war aber, wie man sagte, des Herrn
Praelatcn Meynnng nicht, den Herrn Efferenu
oder die Seinen nmb einigen Pfenning zu bringen,
sondern daß es nur den Nahmen (als seye eine
Straff angelegt) haben und Herr Efferenn
nmb Nachlaß desselben durch ein Schreiben an
das Gvttshauß bitten solle, Massen dann der
Herr Praelat seinem Herrn Obervogt anbefohlen,
dem Herrn Apotecker alle nachbarliche Frennd-
schafft zu überschreiben und ein Jnterceßions-
schreiben im Namen des Gvttshauß an einen
ehrsamen Rath für Herrn Efferenn nmb Er-
lassung der eingesetzten 100 Neichsthaler «straff,
welches auch geschehen, und wurde von einem
ehrsamen Rath den 9. Februar dises 1661 Jahrs,
Sambstag vor Septnagesimae, offt gedachtem
Herrn Efferenn alle Straff erlassen und also
— Gott sei, Lob — alles anfgehebt. Denn
Herr Efferenn war ein wohlverdienter Mann
dieser Statt."
Ueber diesen Hofmeister berichtet Hof-
ft etter in seiner Chronik') weiter:
den 25. April 1662 ist Herr Obervogt und
Herr Pater Prior von Obermarchtal samt einem
Päpstlichen und kayserlicheu notario pnblico al-
hero kommen und haben beim Rebstock eiugekehrt,
haben dem Herrn Efferenn, Apotecker gleich
einen Botten geschickt, ihm crzehlet, daß sie
') S. 533.

Befehl hetten, im Nahmen des Herrn Praelateu
und ganzen Convents dem Doctor Peter N o b -
sen als derinaligen ihrem Rath und Hoffmeister
allster ein scharffes Schreiben zu insinniren und
zugleich anzukiinden, daß er innerhalb Monats-
frist den Hoff räumen und ganz qnittiren wolle
und solle. Die Ursach solch schnellen Procedere
ist, daß er Nobs mit einem Banren und
seiner Magd große Händel angefange», sie nmb
Unschuld an ihren Ehren beschmuzet, ancht leicht-
fertige Schreiben hin und her geschincet, den
Herrn Praelateu selbsteu mit heßlichen Lügen
eigenhändig berichtet. Daranff ist er den 29.
April von hier ans dem Hoff hiuweggeritten,
seine vermeynte Jungfrau und Magd hinter-
lassend, welche seine Sachen nach und nach ihme
nach Rotenburg gcschikt und alßdnnn auch noch
zu ihm gezögert sind." (Forts, folgt.)
Weinere Mitteilungim.
Der Tod der Abtrünnigen. In einem
>n den „Bl. f. tv. Kirchengesch." n. F., Heft 2,
S. 90/91 veröffentlichten Aktenstücke des Stadt-
archives von Biberach: -Ilorrenckl obitus apo-
statarum ex Libsraeensidns pracipuoruin- . . .
„Lutherische Kirchenstiirmer, so die bilder zue
Biberach helffen ns; der kirchen mustern, wie sie
gestorben", heißt es vom Bürgermeister Veit
^öcklin in Biberach, welcher vordem Mönch im
Prämonstratenserkloster Schnssenried, bald
nach Ausbruch der Reformation, als seine Familie
in Biberach sich zur neuen Lehre bekannte, aus
dem Gotteshanse entwich und ebenfalls abfiel
(s. Beck, Schnssenried ec. S. 29): „Bürgermeister
Begglin, ain nßgeloffner mnnch voll Schus-
senriedt-, last ine am abcndt balbieren, will am
sontag nf ain Hochzeit, der sicherer schirt ime
daS haar uß der näßen, rizt ir eilt klain, das
es blueth: stirbt daran." Nach einer Randbe-
merkung desselben Manuskriptes („in isIiZione
existens per septenelnin ackininlstravit paroeblarn
dlnettensellvvez-ler") versah Böcklin ivährend
seines Atönchstandes, vom Kloster aus dessen
Wechselpfarrei Mnttensweiler-Steinhansen sieben
Jahre lang. Bon einem anderen Biberacher
Biirgermaister Gräter heißt es: „Stoffel Greller,
burgermeister, stürbt hiuder der stubenlhnr an
der Handtzwehl; sagt für und für, man soll ime
die schwarze kazen vor dem fenster hinweglhuen;
hat das hvcher sacrament zue Stafflangen
(gleichfalls eine Schussenrieder Klosterpfarrei seit
dem Ende des 14. Jahrhunderts, ußgeschntt".
Eine Fußnote sagt dazu: ,,in xaxo all ss ipsuin
spsetants, ndi catllolicnin sacsrckolein airrovit
et radulain lutllerannin eonckuxit, paulo post
tainein per ^ustriacos — tvegen daselbs haben-
der hohen obrikheit -- remotuin." Von einem
weiteren apostasierten Mönch steht geschrieben:
„Benedict (Widmann), ain ußgeloffener Münch
von St. (Gallen?), nimbt ain außgeloffne nnunen,
ist alste predicanth (Zivinglianer) lvürl mit
seinem mitpredicanten ob dem nachtmahltisch
nneinß, kompt in ain naßenblnethen an, stirbt
daran." —

Briefka sten.
I 1?. ll. Lenes ssnes senilia tractant!

Stuttgart, Buchdruckerei der Akt.-Ges. „Deutsches Volksblatt".
 
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