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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Brinzinger, Adolf: Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien, [16]: das Augustinerkloster in Oberndorf a. n.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0179

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171

Cvnde-Corps. Im Kloster wurde ein
Spital errichtet für 300 Mau», tu wel-
chem nach und »ach über 200 Menschen
starben, welche auf den, nahen Kirchhof
der Stadt, über der Neckarbrücke gelegen,
beerdigt wurde». Am 1l. Juli 1795
flüchtete das Spital nach Dittmaninge»,
einem fürstlichen Schloß in Salzburg. —
1796 im Juli nahm der gewaltthätige und
habsüchtige französische General Van-
damme (Dominique Joseph, Graf von Hüne-
bnrg, geboren 1771, 1793 Brigadegeneral,
1799 Divisionsgeneral, 1809 Befehls-
haber der württembergischen Division, ge-
storben 1830) im Angustinerkloster sein
Absteigqnartier, erpreßte Kontributionen,
und ließ sich reichlich bewirten. Beim Ab-
schied ließ er die Pferde und verschiedene
andere Dinge mitnehmcn, steckte in eigener
Person die silbernen Lössel ein und zwang
den Prior, ihm 12 NaStüchcr anöznliefern.
Kurz nachher nahm der Fürst von Fürsten-
berg mit den schwäbischen Kreistinppen in
Oberndorf Hauptquartier und marschiertem»
15.Juli nach Haigerloch. Am 28.März1799
kam Vandamme abermals inS Angnstiner-
klostcr, erpreßte wieder Kontributionen und
legte 2000 Soldaten in die Stadt, die
ibm 1100 Gulden, das Angnstinertlvster
1650 Gulden, die Dominikanerinnen
638 Gulden bar Geld erlegen mußten.
Den Angnstinern nahm er 5 Pferde und
die Chaise, ferner Silberlöffel, Schuhe,
Leder, Hemden, 100 Ellen Tücher, die
Stadt mußte ihm 20 Ochse» liefern (vgl.
Häßler, „Auszeichnungen, Pfarr-Negijtra-
tnr" 1799, S. 111). Am 31. März 1799
zog er ab, jetzt kamen die kaiserlichen Dra-
goner. — 1802 den 12. August wohnte
der Weihbischof von Konstanz Gras Ernst
Maria Ferdinand von Bissingen in, An-
gustinerkloster, spendete am 13. August die
hl. Firmung und Weihte am 14. August die
Klosterkirche ein bei den Dominikanerinnen.
— Ein neues Ungewittcr drohte dem Kloster
der Augustiner von Freibnrg im BreiSgan
im Jahre 1802. Die hohe Schule in
Freibnrg hatte durch den Krieg mit Frank-
reich für ihre ans 3000 Franken berech-
neten Einkünfte und Rechte, namentlich
für ihre Stiftsgüter in Oelenberg und
St. Ulrich im oberen Elsaß und für den
sechsten Ohmgeldspfennig im Fricklhal, um
sortbestehen zu können, als Entschädigung

durch die Friedensvcrhandlungen zu NegenS-
bnrg die Einkünfte einiger vorderösterrei-
chischen Klöster, nämlich das Karmeliter-
klvster in Notienbnrg, das Dominikaner-
kloster in Konstanz und das Angustiner-
kloster in Oberndorf mit allen Rechten
zugeschieden erhalten im Herbst 1802. Der
Senat und Rektor der Universität Frei-
bnrg schickten deswegen als Kommissäre
der Universität die- zwei Professoren Or.
MertenS und Or. Müller nach Oberndorf,
um vom Angustinerkloster Besitz zu neh-
men. Am 26. Okt. 1802 wurden dieselben
durch Stadtsyndiknö Gerber im Angustiner-
kloster introdnziert. Der Prior, Pater
Servilian Rathgeb, ließ den ganzen Konvent
znsammenrnfen, und das Jn-MissivnS-
Jnstrnment wurde jetzt promulgiert, der
Prior als Vermögensverwalter beeidigt
durch Handgelübde. Die zwei Kommissäre
nahmen im Namen der Universität Frei-
bnrg Besitz von dem ganzen beweglichen
und unbeweglichen Vermögen, Rechten und
Gerechtigkeiten des AngnstinerklosterS. Die
Kirchenparamente wurden vom vorderöster-
reichischen NeligionSfondS für arme Kirchen
Vorbehalten. Die ganze Klosterdienerschaft
wurde dem Vermögensverwalter unterstellt
und znm Gehorsam verpflichtet, auch von,
Prior ein UebernahmSinstrnment ausge-
stellt (Angnstiner-Klosterakten im Stadt-
archiv Oberndorf, und Häßler, „Anizeieh-
nnngen", S. 130). Diese Besitznahme
des AngnstinerklosterS Oberndorf und des
Karmeliterklosters Nottenbnrg wurde jedoch
sofort durch Dekret der Nottenbnrger Re-
gierung vom 9. Dezember 1802 als von,
Kaiser nicht bestätigt erklärt und die Wie-
derherstellung deS Klosters in den vorigen
Stand befohlen. — Kurz hernach, am
9. Oktober 1802 hielt der 75jährige Prior
Onnphnns Erbich mitten in jenen Kloster-
bcdrängnissen sein 50jährigeS Priesterjnbi-
länin. Er war gebürtig von Volkach bei
Wnrzbnrg in Franken, Prediger in Wnrz-
bnrg, in Breisach und Freibnrg, daselbst
auch Katechet. Die letzten 14 Jahre war
er in Oberndorf als Beichtvater der Klo-
sterfrauen und als Prior. In der Kloster-
kirche war feierlicher Gottesdienst. Zwei
Bnrgerwehr-Compagnien mit Gewehren
und Fahnen und türkischer Musik waren
dabei. Jubilar Erbich hielt selbst mit
jngendlieber Munterkeit die Seknndizpredigt
 
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