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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 15.1897

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Schön, Theodor: Die Klosterhöfe in der Reichsstadt Reutlingen, [8]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18487#0183

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Stadt dem Kloster einen Revers auSge-
stellt haben, daß der Hof nicht mit Ans-
lagen zn beschweren sei. Diese Urkunde
ist datiert am 9. Oktober 1360. Kaiser
Karl IV. vereinte beide Teile „nnd snllen
sie nnd ihren Hof ze Rüttlingen weder
an Litten, noch an Gnt beschweren weder
mit Zollen, Sturen, Wachten, Schatzungen,
noch dhainer schleicht Ufflcgnngcn. Dann
sie bclibcn snllen bi der Gnad nnd Fry-
hait, die sie haut von römischen Küngcn,
Kaysern. Am 29. Januar 1361 ver-
machte sodann Conz der Genseler seinem
Sohn, Bruder Walter, Konventbrnder des
Klosters Zwiefalten, 30 Schilling Heller
ewiger Gült, die er genießen sollte bis
an seinen Tod.
.,Weime derselbe Bruder Walter nit einst, er
belebe in dein Cluster vder löst nßer dem Kloster,"
so sollen die 30 Schilling Heller ewig
fallen nnd dienen dem Kloster an den Tisch.
Von den 30 Schilling Heller gingen 1 Pfund
auf Martini aus des SalherS HanS
gelegen zn Reutlingen hinter dein Zehnt-
hof nnd 10 Schilling Heller ebenfalls
auf Martini auö Heintz Mantzen HanS
zn Reutlingen?) (Fortsetzung folgt.)

kleinere Milroiluugnn.
Zur Ortsgeschichte von Vvllmnriugeu
(Juden und Hexen daselbst).
Von Pfarrer Reiter.
In dem interessanten Vogtbncy von Vollma-
ringen und Göttelfingen ll. a. 1564 (beide Orte
gehörten zusammen) findet sich auch eine Be-
stimmung, welche die Juden betrifft. Es heißt
dort: „Wie eS mit den verflnochten Inden halber
gehalten werden soll. Nachdem die Inden Gott
dem Allmechtigen der natur vnd allem christen-
lichcn Folckh vnd derselben Anordnungen vnd
Satzungen widerwcrtig, hässig vnd nssätzig der-
massen sind, >va Inen möglich wäre, allen
christenlichen Stammen vnd Namen in der
Wurzel, an seel, Leib, Ehr vnd gnct zu ver-
derben, so sollen alle vnd jede nnderthanen sich
weder mit ihrem leib oder guot, liegendem vnd
fahrendem, weder vmb khlein noch granß, nit
versenen, verschreiben vder verpflichten einlnssen,
vnd sv oft das geschehe, solle jeder der Obrig-
keit 10 fl. Straf geben, oder die Obrigkeit seine
guter zn ihren Hand ziehen." (Auch kein Zi-
geuner soll im ganzen Ncnhansen'schen Gebiet
geduldet oder beherbergt werden.)
Im Jahre 1658 ließ I. Rudolf Streikt von
Jmmendingen, zn Winterbach, Vollmaringen
nnd Göttelfingen, das Vogtbuch erneuern und
ordnen. Der eben angeführte, die Jude» be-
treffende PassuS findet sich in der erneuerten

Ordnung nicht mehr; es waren also die Juden
unter der Streitt'schen Herrschaft im Herrschafts-
gebiete geduldet. So wurde im Jahre 1689.90
Veit Lewe von der Herrschaft in Schutz an-
genommen nnd bezahlte dafür ein Beschntzgeld
von 12 fl. Im folgenden Jahre bezahlte der
alte Jud Chrißens für ein halbes Jahr 7 fl.
30 kr. Schutz- nnd Schirmgeld. Derselbe durfte
im SchützenhäaSle bei dem unteren Thore (Voll-
maringen hatte früher zwei Thore) wohnen nnd
erwirkte spater seinem Sohne die Heiratserlaub-
nis seitens der gnädigen Herrschaft. — Daß auch
im achtzehnten Jahrhundert Inden hier ansässig
waren, kann nicht bewiesen werden; dagegen ist
sicher, daß Beziehungen zwischen Inden nnd
den hiesigen Einwohnern stallgesnnden haben,
lieber die Art dieser Beziehungen verbreitet
einiges Licht die Nezeßanfnahme über die nach der
Besitzergreifung von Sr. hochsrciherrlichen Gnaden
dem Herrn Baron von Hornstein ansgcgangenen
Anordnungen vom 28. Mai, 2. und ff. Juni 1773.
Rezeß 12 lautet: „Alle Contraete mit Inden,
welche den Wert von 5 fl. übersteigen, müssen
bei der Herrschaft zn Protokoll gegeben und
vom Gulden Os kr. Tax bezahlt werden, um
Betrügereien nnd Schlichhäudlu vorznbengen;
eine »»protokollierte Schuld wird confisciert
und erst noch Christ und Jnd gestraft."
Hexenwesen.
Das schon genannte Streitt'sche Vvgtbnch
verlangt n. a.: „Bei dem Vvgtgerichl soll
jeder anzuzeigen schuldig sein, ob jemand mit
Hexerei, TenfelSbeschwörnug und unnatür-
lichen Segen und Mitteln Leut und Vieh zn
cnrieren sich unterstände."
Zn dem Jahre 1718 enthält der cala-
IciAus mortuorciiu der hiesigen Pfarrei folgenden
merkwürdigen Eintrag:
„ViZssimo tertio (fall, praelati anui Iclicllael
Käfter allolsscens llouestus trellecim circiter
arcuorum allolescentiam tuam instar atgui
Ulrosiricis felicissims reuovavitt cum etenim
a magicls incantationibus maltum tarn llolo-
r!s guam aerumnac psrpessus clemum pre-
tiosisslma all victimam aromata palientiae et
clrristionae constautiae postguam comparavit lle
rallüs Solls (gui Lllristus SSt) accenllit sicgus
ipse coelo innncentissima vlctima concrsmata
tormoslsslmnm inter angelorum et innocentum
costum s llammis allolescens prosilivit seguens
agnum guocungue ierit".
Andere Städtchen — andere Necht-
ch en. Unter allen deutschen Staaten ist Bayern
mit Partiknlarrechten, zum Teil ans jetzt würt-
t e m b e rg i s ch e n Gebieten, Statuten, Lokalge-
wohnheilen, Observanzen und wie alle diese
RechtSqnellen sonst noch heißen mögen, am reich-
sten gesegnet, nnd bietet die Nechtskarte Bayerns
ein gar kunterbuntes Bild, sind ja häufig die
zivilrechtlichen Bestimmungen nicht etwa bloß
nach Städten, Dörfern, Weilern, sondern sogar
nach Ortsteileu, Hausnummern und — sage —
Hansteilen geschieden, infolge dessen nicht so
selten über die Anwendbarkeit von Nechtssätzen
! nicht nur des ungeschriebenen, sondern auch

st Staatsarchiv nnd Snlger I, 301.
 
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