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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Vogelmann, Albert: Besuch des letzten Fürstpropstes von Ellwangen in dieser seiner Residenz im Jahre 1793, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0010

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Unter anderem sollen zwei neue Betten ge-
macht werden für Prinzessin Kunignnde
und Prinz Xaver, „sauber und anständig,
jedoch ohne sehr großen Aufwand", alles
im Einverständnis mit dem Schloßver-
walter sZimmerle) und dem Hofkammer-
rat Hefele. Alles soll bis Anfang des
nächsten Monats fertig sein, weil nm diese
Zeit der Kurfürst in E. einzntreffen be-
absichtige. Nach einem Schreiben Hefeles
vom 18. August müssen „die 6 alte sehr
schlecht bestellte Spieltische mit neuem
grünem Tuch überzogen werden. Da ich
von Tapezier Weiß gehört, daß Se. Chnr-
fürstliche Durchlaucht zu Zeiten auf dem
Flügel zu spielen gnädigst Belieben tragen,
so hätte ich mich nach dem Vorgang vor
vier Jahren unterfangen, dieses Instru-
ment durch den hiesigen Chorregent und
Stistsvrganisten Dreyer ses war der seiner
Zeit weitnm bekannte Kirchenkomponist „im
Zopfstil") so viel thnnlich in brauchbaren
Zustand Herstellen zn lassen; allein selber
hat mich versichert, daß solches dermal
und zurzeit nicht wohl mehr zn reparieren
sei". Welche Hände mögen in der Zwischen-
zeit von 4 Jahren diesen Flügel bearbeitet
haben! —
Im Gefolge deS Kurfürste n be-
fanden sich 62 Personen, worunter der
Dompropst von Ungelter, auf dem erwähn-
ten Kalender anfgeführt als Johann Ne-
pomuk August Ungelter, Freiherr v. Deissen-
hausen, Bischof zn Pelle, Dompropst und
Lu6l'LlAaneu8 /uAustanu3. (Er war
demnach Bischof in xmrtibus von Pella,
der ehemaligen, jetzt in Trümmern liegen-
den, Hauptstadt von Macedonien.) Ferner
der Minister Dnminiqne (so ist sein Name
stets geschrieben, auch von ihm selbst); —
ein Kapitular Baron von Haacke; —
der Neisemarschall Baron von Thünefeld, 2
Geheime Räte, 2 Hofräte, 1 Geheimer
Sekretär, 2 Kanzlisten, 1 Oekonvmie-
schreiber, 1 Kontrolleur und 1 Schloß-
verwalter (vielleicht anS Augsburg oder
Oberndorf). Die übrige» 48 gehörten der
Dienerschaft an: Köche, Lakaien, 1 Knr-
schmied sRoßarzl), Bediente der höheren
Beamten, Kutscher, Vorreiter, Postillone
n. s. w.
Der Kurfürst war aber noch von drei
anderen „höchsten Herrschaften" begleitet,
nämlich 1) von der Frau Kur für st in

von Bayern/) in deren Gefolge sich
eine Frau Gräfin don Seefeld, ein Baron
Segesser, Leibmedikus Professor Bader be-
fanden nebst 13 dienstbaren Geistern für
sie selbst und ihr Gefolge. — 2) Die schon
wiederholt genannte Schwester des Fürsten,
Ihre König!. Hoheit Prinze ssin Kuni-
gunde. Sie hatte bei sich ein Fräulein
von Nauendorfs und den Hofrat von
Schmitz nebst 12 dienenden Personen,
worunter ein Friseur. Mit vollem Namen
hieß sie Marie Kunigunde Dorothea, geb.
10. Nov. 1740, war Aebtissin von Essen
und Thorn, kam im Spätsommer 1769
zum Besuche bei ihrem Bruder, in der
Absicht, einige Moncue bei ihm zu bleiben.
Ans einigen Monaten wurden aber viele
Jahre.— 3) Seine Königl. Hoheit, Prinz
„Xavier", geb. 25. Ang. 1730, war ein
Bruder des Klemens W. Während der
Minderjährigkeit seines Neffen, deS Kur-
fürsten von Sachsen, Friedrich August III.
(1763—68) war er türsächsischer Admini-
strator, später französischer Generalliente-
nant, floh aber beim Ausbruch der Revo-
lution mit seiner Familie in die Schweiz
und kam dann im Sommer 1791 nach
Koblenz. In seinem Gefolge hatte er nur
einen Leibmedikns, einen Sekretär und drei
Diener.
In Begleitung des Kurfürsten waren
somit drei Geschwister von ihm.
Neben der in Ellwangen ansässigen
ständigen Dienerschaft mit 13 Personen
(z. B. Kutscher, Läufer, Kanzleidiener)
und neben der, die aus Oberndorf, Augs-
burg und Dillingen mitkam, waren noch
20 Personen ans der Stadt Ellwangen
zur Aushilfe nötig, zum Teil-zu ganz
untergeordneten Verrichtungen. Da waren
z.B. 10 Spülerinnen, 1 Laternenanzünder,
1 Handlanger, im Stall. — Auch eine
Qnarti erliste ist vorhanden, wonach
84 Personen im Schlosse Platz fanden,
obwohl für den Kurfürsten allein 5 Ge-
lasse bestimmt, der Kurfürst!» von Bayern
und dem Prinzen Fr. Xaver samt Diener-
schaft 14 Zimmer eingeräumt, auch der
') Ohne Zweifel Marin Anna Sophie, Tochter
des Kurfürsten von Sachsen Friedrich August II.
(als König von Polen August III. genannt), also
eine Schwester von Klemens W., Witwe des im
I. 1777 verstorbenen letzten Kurfürsten von
Bayern Maximilian Joseph.
 
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