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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Brinzinger, Adolf: Beiträge zur Geschichte einzelner Pfarreien, [19]: das Dominikanerinnenkloster in Oberndorf a. N.
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0033

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— 29

Beiträge zur Beschichte einzelner
Vfnrrcicn.
4. Das Do minikau e rinnenkloster
in Oberndorf a. N.
Von Stadtpfarrer B rinrinqer in Obern-
dorf a. N.
(Fortsetzung von Nr. 1.)
Der vom hl. Dominikus gestiftete Orden
der Dominikaner wurde von Papst
Honorius III. im Jahre 1216 bestätigt.
Der weibliche Zweig dieses Ordens ist
noch älter. Schon am 27. Dezbr. 1206
gründete nämlich der Heilige zu Pronille
in den Pyrenäen, in der damaligen Diöcese
Toulouse, ein Nonnenkloster für 1 l Jung-
frauen. Er gab ihnen die Regel des
hl. Augustinus mit strenger Klausur, und
dem Gebote des Stillschweigens und der
Verrichtung von Handarbeiten in der freien
Zeit. Eine Prioriu stand an der Spitze.
Aus diesem Keim entstand 1208 das Kloster
der Dominikanerinnen mit weistem Habit
und weißem Schleier zu S. Sisto in Rom,
unter Leitung des Heiligen. Der Zweck
des Ordens war das beschauliche Leben,
mit strengem Fasten, Beten des mariani-
schen Offiziums und des römischen Offi-
ziums im Chor, später auch der Unterricht
der weiblichen Jugend. Im Mittelalter
fand dieser, weibliche Orden große Ver-
breitung, namentlich auch in Württem-
berg, welches einst 28 meist kleine Do-
minikaner-Frauenklöster besaß: in Altburg,
OA. Calw, Bergfelden und Binsdorf,
OA. Sulz, Dornstetten, OA. Freudenstadt,
GotteSzell, OA. Gmünd, Hirrlingen, Ober-
amt Rottenburg, Horb, Jtzingerbof bei
Kaltenwesten, OA. Besigheim, Kilchberg,
OA. Tübingen, Kirchberg, OA. Sulz,
Kirchheim n. d. Teck, Kreuzfeld, Gemeinde
Schrozberg, OA. Gerabronn, Lausten a. N., !,
Löwenthal bei Friedrichshafen, Mariaberg,
OA. Reutlingen, Menge», OA. Saulgau,
Nagold', Oberndorf am Neckar, Offenhaustn,
OA. Münsingen (Gnadeuzell, auch Maria-
Gnadenthal genannt), Renthin,OA. Nagold,
Rottenbnrg in Sülchen, Rottweil, Sirnau,
OA. Eßlingen, Sießcu, OA. Saulgau,
Steinheim a. d. Murr, OA. Marbach,
Sulz n»d Wildberg, OA. Nagold. — Wir
geben im folgenden einen kurzen Abriß
der jetzt vollständig verschollenen, und den
jetzt Lebenden unbekannten Geschichte des

Klosters der Dominikanernonnen zuObern-
dorf.
Das Dom in i k a n eri nn en kl o ster
in Oberndorf, jetzt Oberamtei, Franen-
kloster des Prediger-Ordens, auch weiße
Sammlung bei St. Michael genannt, von
der weißen Kleidung und wegen seiner Lage
in der Nähe der St. Michaelspfarrkirche,
ist sehr alt. Es soll schon 1272 gestiftet
worden sein, angeblich vom Herzog Hermann
von Teck und seiner Gemahlin Waldbnrgis,
geb. Pfalzgräfin von Tübingen, welche
nebst ihrem Sohne Hermann in diesem
Kloster begraben liegen. Eine andere An-
gabe bezeichnet das Jahr 1311 als Stif-
tungsjahr und zwei Oberndorfer Gräfinnen
als Stifterinnen. Die wenigen noch vor-
handene» Nachrichten über dies kleine
Frauenkloster, wollen wir (nach Köhler,
Häßler und Aulendorser Archiv-Notizen)
im folgenden hier kurz zusammenstellen:
Die weiße Sammlung der Frauen bei
St. Michael zählte höchstens 10—^Non-
nen. Ursprünglich ein beschaulicher Orden,
beschäftigte sich dieselbe in neueren Zeiten -
mit dem Unterricht der weiblichen Jugend
und mit dem Chorsingen. Die Aufsicht
führte der jeweilige Stadtpfarrer in geist-
lichen Dingen, im Namen des Bischofs.
Ein Pater des AugustiuerklosterS war der
ordentliche Beichtvater der Nonnen, der
Prior des Rottweiler Dominikanerklosters
ihr außerordentlicher Beichtvater. Urkund-
lich sicher wird dies Fraueukloster genannt
im Jahre 1322 und 1414, der Lehenhof
zu Böchingen war ihm schon 1593 zins-
bar. Bei den große» Bränden in der
Stadt 1612, 1618 und 1780 verbrannte
auch dieö Frauenkloster. Seine Urkunden
sind leider deswegen verloren gegangen.
Der jetzt noch bestehende Klosterbau, seit
1810 Sitz des Kgl. Oberamts, später
auch des Kgl. Forstamts, stammt vom
Jahre 1780, derselbe steht auf dem öst-
lichen Rand der oberen Stadt, nahe bei
der Stadtpfarrkirche zn St. Michael und
hat zwei Stockwerke, bestehend aus dem
ansehnlichen Hauptgebäude, einem Anbau
und der früheren Kirche, hinten mit Hof-
raum, Brunnen und freundlichem Garten
mit hübschem Ausblick ins Neckarthal. Im
Jahre 1446 an Jnvocavit verkaufen
Priorin und Frauen dieser Sammlung
ihre jährlichen Gülten aus zwei Höfen zu
 
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