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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Oberländer Spitzbuben-Chronik, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0049

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Oberländer Hpitzdubeu-Olironili.
Bon Amtsrichter a. D. Beck.
(Fortsetzung.)
Eine cause celedre im Bistum Ko»stc>nz
bildete damals die Prozedur mit dem
Or. sur. Weinbuch, welche allenthalben
ungemein viel von sich reden machte.
Dieser Mann, des Kardinals, Bischofs
und Reichsgrafen von Schönborn zn Kon-
stanz Finanzrat und corisiliarius intimem,
wie vormalen der Jud Süß bei dem un-
glücklichen hochseligen Herzog Alexander
von Württemberg, wurde nämlich un-
mittelbar ans das Ableben des genannten
Kirchenfürsten unversehens in seinem Hause
zu Mors bürg überfallen »nd ihm durch
den Domherrn, Grafen von Wolfegg,
der Arrest angekündigt und mit bewaffneter
Hand in die Residenz, von da aber, weil
man seinen Ausbruch befürchtete, nach
Konstanz in die Pfalz abgeführt. Man
ging mit diesem sonst ehrlichen und wackeren
Mann sehr hart um und wollte man, weil
er viele Schmierbalien und zwar simoniae
mocko angenommen haben soll, von De-
gradation gesprochen wissen. Es gingen
auch von Konstanz zwei gedruckte Lanf-
zettel ans, in denen alle getreulich er-
mahnt wurden, anzuzeigen, waS man dem
Or. Weinbuch oder dem Fiskal Gnldinast
auf solche Art gegeben oder geschenkt habe.
Allein dieser gute Hr. Doktor muß un-
schuldig befunden worden sein, weil er
nachmals mit allen Ehren entlassen worden.
Dies war gegen Ende November der Fall;
er wurde bei seiner Entlassung für un-
schuldig erklärt; für 3000 fl. allein solle
er noch Satisfaktion geben müssen und
habe versprochen, aus alle Weise sich zu
verantworten, wohin diese 3000 fl. hin-
gekommen. Wie man damals sagte, soll
er wegen seiner erschrecklichen Insinuation
nach Luzern (tem Sitz der apostolischen
Nuntiatur) und nach Rom selbst appelliert
haben. Es ist auch, relata relero, das
ganze Konstanzsche Domkapitel n sumrno
pontilice suspendiert worden, weil selbes
in letzter anZeria secke vacante et non
re^uisito summo pontitrce ordiniert
worden. Was wird wohl Hr. Doktor
biezn gedacht haben?! Eine Harle Probe
war für ihn die Sache!
Zn M it t e lb i b e r a ch, einem dem
Freiherrn von Ulm zu M. gehörigen Pfarr-

dorfe schlug dieser Tage (im November)
der Feldwebel in dem Nachtlager den
Marketender an der Seile seiner Frau
tot. Letztere soll als nclulterinn complex
des Feldwebels diesen hiezu instigiert haben,
um mit ihm copnliert werden zn können.
Ein Bauer entdeckte diese Mordlhat, wo-
rauf der Thäter echappierte, die Kanaille
aber geschlossen weiter abgesührt wurde.
1744: In der Reichsstadt Biberach
sind vor und nach Weihnachten 1746 sehr
viele, teils katholische noch mehr aber lu-
therische Kinder verzaubert worden; sie
schienen die Gichten gehabt zu habe» und
machten erstaunliche Verkrümmungen des
Gesichtes als auch der übrigen Glieder. Sie
stunden auf den Kops, liefen, sprangen,
knieten und setzten sich auf die Stühle
mit so unnatürlich rückwärts gelegtem Kopfe
daß jedermann „die Granen darüber ans-
gegangen". Weil nun dieses Nebel in
dem Spital zuerst bemerkt worden und
die Kinder bald Nägel, bald Haare, bald
etwas anderes in den Speisen bekamen,
wurde der Verdacht ans dasige Spital-
verwalterin oder Waisenmutter, welche
ungefähr 30 Jahre alt war, geschöpft und
dieselbe endlich gar eingezogen. Die ka-
tholischen Kinder sind sämtlich von Pater
Maxeutio, Kapuziner aus Ravensburg
benediciert und alle von diesem Nebel be-
freit worden. Den 11. Januar wurde zu
H e i l i g e n b e r g, dem Hanptorte der
Fürstenbergschen Grafschaft, die leibliche
Schwester eines Schnssenrieder Kloster-
geistlichen A. Sch., zu dessen grenzenlosem
Schmerze wegen Kindsmords decapitiert;
sie soll heiligmäßig gestorben sein und
auch sonst sehr fromm gelebt haben. 14.1. N.
Zu Biberach wurde ein Geldmünzer,
der den Münzstampf in der Hntknpfe ver-
borgen hielt, geköpft, ein Dieb aber auf-
gehängt; beiden ist dabei ihr Handwerk
vergangen. — De» 28. August wurde des
sogenannten Martin Kochs (?) Weib auf
den Pranger gestellt, mit Nuten ausge-
strichen und relegiert, weil sie ihrem neuen
Mann, der es aber beizeiten vermerkt,
mit Gift hat vergeben wollen und solches
bei hiesigem Kramer Jos. Dangel gekauft
hat. Man hat starke Suspicion, daß sie
auch ihrem ersten Mann vergeben. Den
25. Oktober, abends 7 Uhr, verbrannten
zn Um men dort fünf Häuser, welche
 
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