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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographien: Matthäus Kern, Maler aus Riedhausen (1801-1852)
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Mone, Fridegar: Bemerkungen zu Herrn Detzels "Christl. Ikonographie, Handbuch zum Verständnis der christl. Kunst" (Freiburg, 1894-96, bei Herder, 2. Bde.), [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0056

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52

war sehr intelligent, gebildet, verstand und
sprach mehrere Sprachen nnd war unge-
mein liebenswürdig, von ticsem Ge-
müt und von den besten Formen im Um-
gänge, wie er ja auch am allerhöchsten
Hofe gerne gesehen und geschätzt war.
Allerdings war ihm ein berechtigtes Selbst-
gefühl zu eigen, welches die Welt oft
schwer verzeiht und welches auch ihm die
Pfade der Kunst gerade nicht erleichterte.
— Man weis; nun wohl nnd kann es
sich einigermaßen znrechtlegen, das; manche
mittelalterliche Meister kaum mehr dem
Namen nach bekannt sind; wie es aber
möglich wurde, das; ein moderner Künstler
von solcher Bedeutung gleich so ganz in
Vergessenheit versinken konnte und weder
in einem österreichischen noch schwäbischen
Nachschlagewerke rc. irgendwie angeführt
ist, läßt sich nur ans seinem frühen, in
einer Zeit der Reaktion und Stagnation
erfolgten Ableben, sowie aus seiner nahezu
vollständig ausländischen Wirksamkeit und
ans seiner fast ausschließlich nur den aller-
höchsten und hohen Kreisen gewidmeten
Thätigkeit erklären, infolge welcher seine
Arbeiten fast alle in feste Hände kamen
nnd in solchen blieben und nur äußerst
selten in den Handel gelangten. Nunmehr
hat die Nachwelt an ihm gut zu machen,
was bisher an ihm versäumt wurde nnd
wollen wir den Staub von dem Golde
wegwischen, aus daß wieder erglänze der
Name eines unserer feinsten Maler, der
sich als Jüngling lieber enterben ließ, als
seiner Kunst zu entsagen, der Name eines
Landsmannes, der die schwäbische Kunst
in der Ferne so sehr zu Ehren gebracbt,
der Name: Matthäus Kern!
Bemerkungen
zn Herrn DetzelS „Ehrt st l. Iko n o-
graphie, Handbuch; u in Vcrstän d-
nis der christl. Kunst" (Freibnrg,
1894—96, bei Herder, 2 Bde.).
Von F. I. Mone in Karlsruhe.
I.
Der Fleiß des Verfassers nnd das Ziel
welches er sich setzte, sind lobenswert
nnd aller Anerkennung würdig. Ob aber
wirklich ein vollkommenes Verständnis der
christlichen Kunstdenkmalc bei den Lesern

durch diese zwei Bände angebahnt oder
erreicht werden kann, ist eine andere Frage.
Ein praktisches Bedürfnis nach einem
Handbuch der christlichen Ikonographie
und nach einem Verzeichnisse der Heiligen
in ikonographischer Hinsicht liegt unzweifel-
haft vor. Ein solches Bedürfnis haben
sowohl die Vorstände der historischen Mu-
seen und der Gemäldegalerien, als auch
die Seelsorger, NeligionSlehrer nnd die
Freunde der christlichen Knust, wie die
ausübenden Künstler, Maler, Bildhauer,
Architekten und die Sammler von Kunst-
sachen schon längst empfunden. Nicht
minder haben viele Reisende, welche Kirchen,
Galerien nnd Museen des In- und Aus-
landes besuchen, eS bedauert, daß ihnen
in dieser Hinsichl die nötigsten Kennt-
nisse abgehen.
Die Frage, ob auch in wissenschaftlicher
Hinsicht und im Interesse der Theologie
nnd der katholischen Kirche oder der Staats-
leitung ein Bedürfnis nach einem wissen-
schaftlichen Werke, etwa einem Lehrbuchc
der bildenden Künste im Dienste der An-
dacht, für die Mittelschulen vorhanden sei,
wurde bisher weniger in den Vordergrund
gestellt. Jetzt, nachdem die bildenden Künste
in der allgemeinen Bildung eine so große
Rolle spielen und nachdem eine ansehn-
liche Litteratnr darüber in Deutschland
vorlicgt; jetzt, wo man seit 1891 von
einer Revolution in der bildenden Kunst
spricht (Robert Miclke, Berlin 1891),
jetzt, wo man von „Nembrandt-Kultnö"
in Deutschland seit 1891, von Idealismus,
Naturalismus, PleinairiSmnS, SccessionS-
malerei, von phantasielosem Streben nach
Natnrw ahrhcit, oder von GlaubenS-
lvsigkcit und Ideenarmut der Künstler,
von knnstblind nnd maniriert u. s. w.
überall reden hört, jetzt, wo fast kein Land
oder keine größere Stadt existiert, die nicht
ihre Kunstgeschichte oder Baugeschichte
hätte, kann die theologische Wissenschaft
wie die Staatslcitnng die bildenden Künste
nicht mehr ignorieren. Auch in weiteren
Kreisen fühlt man ein wissenschaftliches
Bedürfnis nach einer christlichen Bilder-
knude oder Bilderbeschreibnng. Hier han-
delt es sich nur um ein mehr oder
weniger und nur um ein größeres oder
geringeres Bedürfnis in diesem oder jenem
Lande, bei dieser oder jener Bevölkerung,
 
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