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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Saupp, ...: Denkwürdiges aus der Geschichte des Klosters Wiblingen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0070

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66

Soldaten, ein Kloster stiften, ein Werk,
welches sie nach glücklichem Anfang in
diesem Jahr zn stände brachten. Die Kirche
sei in diesen, Jahr 1099 von Bischof
Gebhard III. von Konstanz — aus
dem herzoglichen Geschlecht von Zähriugen
— feierlich eingeweiht worden. — So
schon und anmutig nun diese Erzählung
lautet, ergeben sich doch gleich bei Fest-
Haltung dieses Gründungsjahres unüber-
windliche Schwierigkeiten. Die beiden
Stifter sollen den Kreuzzng mitmachen,
Jerusalem miterobern helfen, im gleichen
Jahre die Kreuzreliquie heimbringen und
n», ihr Gelübde zu lösen und dem Kreuz-
partikel eine würdige Stätte zu bereiten,
das Kloster mit Kirche bauen und ein-
weihen lassen — alles in Einem Jahre
—, solche Leistung wäre selbst bei den
modernen Verkehrsmitteln und technischen
Einrichtungen unmöglich, geschweige in
damaliger Zeit. Da indessen auch alle
andern Quellen die Vollendung »nd Ein-
weihung des Klosters in dieses Jahr setzen
und der Annalist eine Bulle des Papstes
Urban II. (st 1099) wörtlich anführt,
von welcher eS heißt: »13ulln ckata Imte-
rnill /enrio 1099 tartio blonns ^prilis«,
in welcher dieser Papst die dem apostoli-
schen Stuhl gewidmete Schenkung des
Klosters annimmt, so bleibt nichts übrig,
als nach der Pfarrchronik als eigentliches
StiftungSjahr das Jahr 1093 und
als Jahr der Vollendung das Jahr
1099 anzunehmen. Ob freilich die edlen
Stifter des Klosters schon im Jahr 1093
sich mit dem Gedanken trugen, am Krenz-
zug teilzunehmen, wird mehr als zweifel-
haft sein, und die Klostergründung wäre
dann auch nicht, wie der Wortlaut es
darstellt, als zur Lösung des Gelübdes
nach glücklicher Rückkehr vom Kreuzzug
erfolgt anzusehen.
Ebenso unsicher wie das Jahr der Grün-
dung ist nach den Quellen. der Ort oder
Boden, auf welchem zuerst das Kloster
errichtet ward. Der Annalist berichtet
nämlich: »sacobo UuA^er nuotore VVib-
lirlAsnse Loenolllum n1> exorckio coir-
structum nsseritur in Monte Qnckerlllrclr-
berZensi, cpni rnocko paroclllnlem lliccle-
sinm sustinet, rucke kunckntum et a cqui-
Uuscknm trntriUus cnltum, et rnonte tantae
molis impatients nreckinm sui Portern

! in Ilieruin proeeipitonts tronslotum
ojunt in praesens solum, olim WitiisAen
nppelatum uncke oppickurn VViblZen
Ltcque rerunr successu WilllinZn nonri-
notum«. Zu dieser Erzählung macht
Felix Faber — aus dem Ulmer Domini-
kanerkloster — die Bemerkung: er glaube,
wenn die Verleger des Klosters gewußt
hätten, was jetzt die Patres erleben, dann
würden sie das Kloster nicht an diesen
Platz gebaut haben, daß nämlich der Illln-
rius kluvius — demnach würde Iller von
Illinois oder blllnrius lluvius abgeleitet —
wie ein kur et roptor die Erde vom Garten
wegreiße und oft wie ein Feind grausam
ins Kloster selbst einbreche. Für die Sage,
die auch in andern alten Urkunden sich
findet, daß ursprünglich das Kloster auf
dem Hügel in Unterkirchberg gestanden sei,
der jetzt noch die dortige Kirche und das
Pfarrhaus trägt, und mit einem Teil
des Gottesackers in die Iller gestürzt sei,
würde der Umstand sprechen, daß die
Benediktiner gewöhnlich ihre Klöster auf
Hügel bauten — »Leneckictus colles nmn-
bot« und ebenso ist Thatsache, daß das
Terrain dieses Hügels gegen die Iller hin
starke Rutschungen aufweist. In der
Pfarrchronik heißt es indessen, die ersten
Mönche hätten einige Zeit v o r und
während der Erbauung des Wiblinger
Klosters im Pfarrhaus zu Unterkirchberg
gewohnt — nach Braigs Geschichte der
Abtei Wiblingen (S. 19) in einem den
Stiftern gehörigen zweiten Schloß daselbst,
— und dieser Umstand habe vielleicht An-
laß zn obiger Sage gegeben. Sicher ist,
daß in Unterkirchberg um diese Zeit
bereits eine Pfarrei mit Kirche bestand,
die von Bischof Gebhard III. mit den dazu
gehörigen Gülten und Zehnten dem Kloster
geschenkt wurden, während der Ort Wib-
lingen sein Entstehen jedenfalls dem Kloster
verdankt, durch dessen Bemühung die vorher
unwirtliche Gegend erst kultiviert wurde.
Zwar soll nach einem Chronisten (cfr.
Braig S. 16) schon vorher ein königliches
Meiergut oder eine cnrtis reZin in Wib-
lingen gestanden sein, aber da sich sonst
hierüber nichts findet, dürfte es eine Ver-
wechslung sein mit dem fränkischen Kron-
gut und späteren palatium reZium in Ulm
Der Name Wiblingen wird verschieden
abgeleitet. Außer dem bereits angeführten
 
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