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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

DOI Artikel:
Mone, Fridegar: Bemerkungen zu Herrn Detzels "Christl. Ikonographie, Handbuch zum Verständnis der christl. Kunst" (Freiburg, 1894-96, bei Herder, 2. Bde.), [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0079

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weil sie weiß, daß ihr Sohn mit seinem
Tode die Schuld au deu Teufel bezahlen
muß. Wenn nun unwissende Künstler
aus Wohldicnerei gegen das Fürstentum
ans jenem Apfel einen Reichsapfel, andere
eine Kegelkugel, wieder andere eine Welt-
kugel oder Erdkugel gemacht haben, so
geht das den wissenschaftlichen Jkono-
graphen als solchen n i ch t s an. Die
Ikonographie hält sich an den lateinischen
Namen des ChristnSkindes mit dem Apfel.
Dasselbe heißt rsckempkor, d. h. der
Wiedertäufer, Zurückkänfer, Anslöser, weil
er (emo kaufe, reckimo kaufe zurück) den
Apfel der Eva znrückkanft. An die Be-
hauptung, das Christnökind halte in der
Hand einen Reichsapfel oder eine Welt-
kugel knüpft sich die sehr ernste Frage,
wie läßt sich das mit der Stelle im Neuen
Testamente in Einklang bringen,, an wel-
cher Christus von sich selbst sagt: er sei
in die Welt gekommen, um zu „dienen"?
Wie kann das „Dienen" symbolisch durch
eiu Attribut des höchsten irdischen Macht-
habers ausgedrückt werden?
Warum hat Detzel bei Maria Heim-
suchung nicht die Abbildung der Gnaden-
berger Maria (im Germ. Museum) ge-
geben? Jene Statue gehört zu den vor-
züglichsten Kunstwerken der deutschen Plastik
und stellt Maria dar, wie sie den wunder-
vollen Sang anstimml: mnAniücLt nuimn
men Dominum.
Manche Darstellungen des Christus-
kindes bei Maria hat der Verfasser nicht
verstanden und deshalb entweder gar keine
oder eine nicht richtige Erklärung gegeben.
Z. B. Band 1, S. 114. „Das Kind
(Christus) — etwas spielend dargestellt,
indem es nach dem Buche greift." Das
ist keine Spielerei vom ChristuSkiude,
sondern das ist eine sehr ernste dogmatische
Frage. Der Künstler hat der Annahme
in dem Bilde Ausdruck verliehen, daß Maria
und ihre Mutter Anna eine individuelle
Offenbarung von Gott gehabt haben, daß
dieses ihr Kind wirklich der verheißene
Messias sei. Das Christuskindchen greift
deshalb nach dem Alten Testamente, d. h.
den Büchern der Propheten, um seiner
Mutter und Großmutter die Stellen der
Propheten aufznschlageu, welche ans seine
Geburt sich beziehen. So hat Balduug
Grien noch 1520—1545 das Christnökind

mehrmals gemalt, wie es in den Büchern
der Propheten blättert, um der heiligen
Anna und der heiligen Maria die be-
züglichen Stellen anfzusnchen.
Mit dem, was im Bande 1, S. 142
bis 149 über die Darstellung des Teufels
gesagt ist, bin ich wohl im allgemeinen
einverstanden, aber das, was nicht gesagt
wurde an jener Stelle, hätte vor allen
Dingen kurz besprochen werden müsse».
Die älteste und bei den Deutschen und
Franzosen am meisten gebräuchliche bild-
liche Darstellung vom Teufel schließt sich
direkt an die Aussprüche Jesu Christi
an. Christus vergleicht die Menschen,
d. h. die menschliche Seele, mit den Fischen
des Meeres. An diesem Bilde oder Sym-
bole, oder Gleichnisse haben die erste»
Christen schon zur Zeit der Apostel mit
Zähigkeit festgehalten und führten kon-
sequent, getreu der Naturkunde, dieses
Bild oder Gleichnis weiter fort. Der
größte und gefährlichste Feind der Fische
des Mittelmeeres und des Ozeans ist der
Flohkrebs (Onrnmnrus pulex) und die
Languste oder der Seekrebs (Lnlinurus
vuio'ni-is). Diese beiden Tiere hat man ans
dem oben angegebenen Grunde als «Sym-
bol des Teufels angesehen und diesem
letzteren die Gestalt des Flohkrebses oder
der Languste in der bildenden Kunst ge-
geben. So findet man ans Gemmen des
zweiten Jahrhunderts schon den Flohkrebs
über dem Fische, oder zwischen beiden das
Wort der Heiland (Christus). Daß
aus der Gestalt des FlohkrebseS und der
Languste die Deutschen den Lindwurm
(auch Lintwnrm), d. h. das Krokodil oder
den Drachen gemacht haben, ist bekannt.
Das hätte aber alles in dem Buche gesagt
werden sollen, dann wäre dem Leser auch
ein Verständnis der ältesten christlichen
Gemmen und des Lindwurmes zu teil ge-
worden. (S. Ferdin. Becker, die Dar-
stellung Jesu Christi unter dem Bilde deö
Fisches, 1866 S. 87.)
Wenn man vom Teufel spricht, so muß
man auch vom Tode etwas sagen, denn
dieser ungebetene, selten willkommene Gast
spielt ebenfalls eine große Nolle im christ-
lichen Leben und in der christlichen Welt-
anschauung und deshalb auch in den bil-
denden Künsten. Insbesondere hat der
Tod die Maler bei ihren Kompositionen
 
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