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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

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Beck, Paul A.: Schwäbische Wallfahrten
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0135

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Organ für Geschichte, MtertumDuude,
Minsk und Aultnr der Diärese Kottenünrg nnd der angrenzenden Geüiete.
Uerniisgegeben und ,edigiert von ^Imtsrichter a. D. Becti in KalicnKIilirg.
Beiträge, Korrespondenzen rc.. Rezensions-Exemplare, Tanschzeitschristen re. lvvlle»
stets direkt an Amtsrichter a. D. Beck in Ravensburg, Bestel lnngen nnd Reklamationen an
die Expedition des „Dentschen Volksblatts" in Stuttgart, Urbansstraße 94, gerichtet werden.

Nr.9u.40.
"ISS^

Erscheint monatlich einmal nnd ist halbjährlich durch die Post znm Preis von
M. 1.90 ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition um M. 2.10 (außerhalb des
dentsch-österr. Postgebietes M. 2.20) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Ps. An-
noncen rc., welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht znwiderlausen, werden von
der Expedition entgegengenommen nnd pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Ps.,
buchhändlerische Beilagen, Prospekte rc. nach Uebereinkunst berechnet.

W.
atzlW.

Schwäbische Wallfahrten.
Von Amtsrichter a. D. Beck.
Wallfahrten (Betfahrten, ahd. fart,
nihd. GottesVart, verte, lat. psreZrinukio,
supplicmtio rc.) ist das Besuchen eines
durch irgend eine religiöse Begebenheit,
z. B- durch wunderbare GebetSerhörungen
merkwürdig gewordenen Ortes, des Glau-
bens, Gebetes, Erflehens für sich oder
dritte, namentlich auch für Verstorbene,
des Dankes (Gelübdes), der Buße, Er-
bauung und seelischen Erholung wegen.
Es ist fast so alt wie der Gottesglaube
selbst. Die ältesten Wallfahrten in der
christlichen Kirche sind jene zu den heiligen
Stätten in Palästina, vor allem zum hei-
ligen Grab des Welterlösers nach Jeru-
salem und in Verbindung damit a» dessen
Geburtsstätte nach Bethlehem rc., vereinzelt
sogar schon im 2. Jahrhundert vorkommend,
sehr häufig dann seit der Zeit Konstantins
d. Gr. Mit der Ausbreitung des Christen-
tums nahmen natürlich diese Pilgerungen
noch mehr zu, nahmen aber wieder ab,
als Palästina im 7. Jahrhundert durch
die Araber erobert und den Christen ent-
rissen worden war. Wohl suchte Karl
d. Gr., welcher das Wallfahren für ein
gottselig Werk hielt, aber nicht selbst, wie
schon behauptet, im heiligen Lande ge-
wesen zu sein scheint, durch einen Vertrag
mit Harun al Raschid, welch' letzterer
ihm sogar dann die Schlüssel zu den
Kirchen und Thoren sandte, den Pilgern
Schutz und Sicherheit zu verschaffen, wie
auch hernach durch Gründung eines lat.
Klosters u. a. Stiftungen für die geistigen
und leiblichen Bedürfnisse derselben zu

sorgen. Aber es ließ den christlichen
Völkern des Abendlandes keine Ruhe, bis
die gottgeweihten Stätten des Orients den
Ungläubigen wieder entrissen waren und
auf den Mauern Jerusalems das christ-
liche Banner wehte. Dieser in dem kind-
lich-religiösen Mittelalter immer mächtiger
werdende Drang, eine unnennbare Sehn-
sucht nach dem gelobten Lande, wo der
Herr znm Heile der sündigen Menschheit
gelebt, Wunder gewirkt, gelehrt, gelitten
und gestorben, der grausame Fanatismus
der Saracenen, der empörende Anblick der
Entweihung der heiligen Orte durch die
Ungläubigen, rüttelten gegen das Ende
des 11. Jahrhunderts das ganze christliche
Abendland dermaßen auf, daß seine Völker
sich mit einer in der Weltgeschichte noch
nie gesehenen Begeisterung erhoben, um
in einer Reihe bewaffneter, mit dem hei-
ligen Kreuze gezeichneter Pilgerzüge, d. i.
der Kreuzzüge, welche eine eigene Epoche
in der Weltgeschichte bilden, die heiligen Orte
von dem Greuel, die christlichen Brüder aus
der schmachvollen Sklaverei zu befreien
nnd an jenen gottgeweihten Stätten das
Opfer der Liebe und des Dankes aus
überströmendem Herzen darzubriugen und
sie womöglich in christlichem Besitze zu
erhalten. Leider gingen dieselben gegen
Ende des 14. Jahrhunderts wieder an
die Ungläubigen verloren, in deren Besitze
sie in der Hauptsache heute noch sind und
werden von da an Wallfahrten in das
heilige Land wieder schwieriger und seltener.
Hervorzuhebeu ist, daß die Stadt Zürich,
welche auch i. I. 1351 sich zur Feier des
Sieges bei Tetwilen v. I. 1301 über die
Oesterreicher zu einer jährlichen offiziellen
 
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