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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 16.1898

DOI Artikel:
Bach, Max: Der Hochaltar des Doms zu Chur
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https://doi.org/10.11588/diglit.18488#0183

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Organ für Geschichte, UltertuiilDuiide,
Kunst und Kultur der Diärese Kotteudurg und der angrenzenden Geinctc.
Serausgcgcbeii und redigiert von Amtsrichter ri. D. Berti in NavenKüurg.
Beiträge, Korrespondenzen re., Nezensions-Ereurplore, Tanschzeitschriften rc. wollen
stets direkt an Amtsrichter a. D. Beck in Nauens bürg, Bestellungen und Reklamationen an
die Expedition des „Deutschen Volksdlntts" in Stuttgart, Urbausstraße 94, gerichtet werden.

42,
4S9S,

Erscheint monatlich einmal und ist halbjährlich durch die Post zum Preis von
M. 1.90 ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie gegen Einsen-
dung des Betrages direkt von der Expedition um M. 2.10 (außerhalb des
deutsch-österr. Postgebietes M. 2.20) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Pf. An-
noncen rc., welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht zuwiderlansen. werden von
der Expedition entgegengenommen und pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf.,
buchhändlerische Beilagen, Prospekte rc. nach Uebereinknnst berechnet.
Aüonnemempeinladung aus i. Mnuar ik'>99

is.

Der Hochaltar deK Doinä zu Ghtir.
Bon Max Bach in Stuttgart.
In meiner Abhandlung über den an-
geblichen Bildhauer Friedrich Schramm im
Jahrgang 1896 dieser Blätter habe ich auf
die Inschrift am (chnrer Altar hiugewiesen,
als Beleg dafür, daß es gewöhnlich nicht
Sitte war, selbst bei einem größeren Altar-
werk die Namen des oder der Verfertiger
zu nennen. An anderer Stelle („Archiv
für christliche Knnst", 1896) zählte ich
ferner eine ganze Reihe von Inschriften
ans, woraus zu ersehen, daß auf der
Mehrzahl derartiger Flügelaltäre die Le-
gende sich nur auf Angabe des Verfer-
tigungsjahres beschränkt.
Durch das schöne Werk über den Kirchen-
schatz des Chnrer Doms von Emil Mo-
linier (Paris 1895 sol.) wurde ich neuer-
dings wieder ans den Altar aufmerksam
und bin jetzt in der Lage, eine genauere
Beschreibung davon geben zu können. Für
uns Schwaben ist das Werk ja besonders
wichtig, weil der Künstler ein Ravens-
burger ist, dessen Namen man erst seit
20 Jahren') kennt.
Der Altar nimmt in der Kunstgeschichte
überhaupt einen hervorragenden Platz ein
und steht speziell in der Schweiz an erster
Stelle aller dort erhaltenen Flügelaltäre.
Der Dom zu Chur war die Hauptkirche
des Bistums, der Chor wurde 1178
geweiht, die Kirche aber erst gegen Ende
des 13. Jahrhunderts vollendet. Im Aenßern
') Siehe Anzeiger f- Schweizerische Geschichte
1875, Stück 55.

durchaus einfach und schlicht, birgt die Kirche
aber in ihrem Innern eine Reihe höchst
interessanter Kunstdenkmäler, teilweise von
hohem Alter, welche schon öfter Gegen-
stand litterarischer Publikation waren und
neuerdings in dem schon angeführten Werk
von Molinier, welches mit Unterstützung
des Fürsten von Lichtenstein erschienen ist,
eine treffliche Monographie erfahren haben.
Der Altar besteht, wie üblich, aus drei
Teilen: der Predella, dem eigentlichen Schrein
und der Krönung, oft fälschlich Tabernakel
genannt. Die Predella enthält in drei Ab-
teilungen Passionsscenen in frei gearbeiteten
polychromen Figuren, und zwar in der
Mitte die Geißelung Christi, zu deu Seiten
die Dornenkrönung und das Gebet am
Oelberg. Dazwischen stehen unter zier-
lichen Baldachinen vier Propheten mit
Spruchbändern; an den Schmalseiten ein
Kriegsknecht und Christus als Gärtner,
an der Rückseite Pilati Händewaschung,
Kreuztragung und Kreuzigung. Der Schrein
selbst enthält eine Verherrlichung der Jung-
frau Maria und der Schutzheiligen des
Bistums in einer Weise, wie man sich's
schöner kaum denken kann. Die Gottes-
mutter sitzt auf dem Thron, das Kind
auf dem Schoß haltend und demselben
eine Birne reichend, über ihr halten Engel
eine Krone übers Haupt, während acht
andere Engel mit langen, nach oben sich
ansbreitenden Flügeln deu Teppich halten,
welcher als Hintergrund der Figurengruppe
dient. Besonders sinnreich ist der Gedanke,
anstatt des sonst üblichen architektonischen
Postaments, worauf die Maria thront
 
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