Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Busl, Karl Anton: Ueber das alte und neue Schloß in Altshausen und des letzteren feierliche Grundsteinlegung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6 —

Stock durch einen stattlichen Erker belebt
wird, das andere Hintere mit dem schon
genannten Rundturm abschließt. Ein Flügel
zeigt auf der Seite gegen den Hofraum
einen eckigen Halbturm, der vermutlich eine
Treppenanlage in ,sich schloß, wozu auch
der oben genannte Rnndturm möglicherweise
gedient haben mag.
Vom Beschauer aus rechts von der Burg,
durch einen freien Platz von ihr geschieden,
liegt (gleichfalls innerhalb der inneren
Ringmauer), die jetzt noch bestehende, große
gotische Kirche, einschiffig, der Turm mit
abgetreppten Giebeln erhebt sich nördlich
beim Schiff. Zu ihr, bezw. auf den
freien Platz zwischen ihr und der Burg
führt über den Wassergraben vom „Vor-
hof" her eine zweite, weniger stark be-
festigte Brücke. — Nach dieser Zeichnung,
von der zum besseren Verständnis ein Fak-
simile leider nicht beigegeben werden kann,
bekommt man den Eindruck, daß sämtliche
Burgteile keinenfalls über das 15. Jahr-
hundert znrückreichen, manche, so der obere
Teil des großen Turmes dem 18. bezw.
17. Jahrhundert angehören. Jetzt steht
nichts mehr von ihnen. Wieviel davon
schon im Schwedenkrieg vernichtet wurde,
ist nicht bekannt. Das Gebäude, welches,
durch den sogenannten Kapuzinerbau mit
dem neuen Schloß verbunden, jetzt als
„altes Schloß" bezeichnet und zu Beamten-
wohnnugen benützt wird, ist allem nach
erst nach dem 30jährigen Krieg entstanden.
Hierüber giebt eine auf dem oberen Gange
in die Wand eingelassene schöne, steinerne
Denktafel mit dem nicht tingierten Hmnpis-
Waltramsschen Wappen und folgende In-
schrift Auskunft: „Joann Werner Huudtpis
von Waltrambs, Landkommethur hat disen
Stockh von Neweu und das ganze
Sch los im Schwedische Krieg ver-
b(r)ännt wider crbawe lassen. Anno
1655". Weiterhin ist im gleichen Gebäude
in einem Zimmer des Hofkameralamtsbuch-
halters eine Steintafel mit tingiertem
Wappen, ohne Inschrift, aber mit der Jahr-
zahl 1669 angebracht: gewerteter Schild;
im ersten und vierten Feld das Deutsch-
ordenskrenz; zweites und drittes geteilt;
obere Hälfte von Schwarz und Rot ge-
spalten, 'untere silbern; Helmkleinod: sil-
berner, mit dem Ordenskreuz belegter Flug;
Helmdeckeu schwarz-silbern: — das Wappen

des Landkomturs Hartmaun von Noggen-
bach.
Das unter dem Landkomtur Franz Bene-
dikt von Baden in den Jahren 1692
bis 1695 hergestcllte, dreiteilige und in
cluplo zu Altshausen noch verwahrte große
Urb ariu m über die Herrschaft Altshausen
giebt über das alte Schloßareal folgenden
Beschrieb:
„Das Schloß oder Houh A. Ist mit einer
Maur: von der Porten gegen den Fleckhen biß
ahn die Schuel, von der schuel ahn dem Schloß-
ösch uff linkher hnndt hinauf zum Bitzenhäuslin
(Bitze — Baumgarten, vom althochdeutschen Li-
rünim, — eingehegter Ort. Grimm, Deutsches
Wörterbuch II. 58.) bis an das Lustgartenhäus-
lin, Und von demselben bis ahn die sog. Fünfs-
Häuser, ahn dem Zeughaus;, welches an der oberen
Porten (die gegen den Gottßackher oder Bildösch
hinausgeht) umbsangon. Und den Baum- auch
Lustgarten in sich schließet samt dem Borhoff,
warinnen daß Mueterhauß, Scheinen, Stallungen,
Bach-Schmidten Und Wagnerhütten, Wie nit
weniger daß Bluemengärtlein Und große Rundöl,
warinnen ein gang uff rechter handt über den
Wassergraben in das innere Schloß gehet. —
Das Innere schloß und hoff ist mit einem
Wassergraben (darinnen die Wildt Endten, Junge
Ziglen auch auß- und einfliegen) Undt Maur
oder Zwinger genannt, Umgeben, hat von dem
äußeren Hofs herein ein Auszug-Pruggen, auch
ein solches Prügglein bepm Vespergang hinein zu
Unser Lieben Frawen-H und St. Michels Pfarr-
kirchen ; ahn dieser Kirch bei dem -Oehlberg hinaus;
durch zwei Porten gehet Mann uf das; ussere
Kleine Kirchhöfflein, so für die Beambte Und des;
haußes Bediente zuer Begräbnus; geordnet Und
mit einer Maur umgeben, hat ein Thor mit
doppleter thir uf den (so) genannten schwätzbüchel
hinaus;, der ganze Bezirkh umb dieses Schloß
haltet 1240 Schritt."
Diese Beschreibung aus dem letzten Jahr-
zehnt des 17. Jahrhunderts stimmt zn
einem guten Teil mit dem Bilde. Die
dort erwähnte Mauer, die übrigens keinen
fortifikatorischen Wert hatte, sondern nur eine
Umfriedigung bildet, geht auch auf dem Bilde
von Thorhaus zur Schule und von der
Bitze zum Lustgarten, dagegen ist eine
Verbindung zwischen Schule und Bitze
nicht nachweisbar. Die äußere Ringmauer,
zur Verteidigung bestimmt, hat einen engeren
Umkreis und schließt, wie oben bemerkt,
rechts und links an das Thorgebäude an;
Schule und Bitze liegen außerhalb der
Ringmauer draußen im Gelände.
H Der Titel der Deutschordenskirche in A.
„zu Unser Lieben Frau" ist in der Folge ein-
gegangen und nur der „zum hl. Erzengel Michael"
verblieben.
 
Annotationen