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Doch scheint in Wiblingen unter den tüch-
tigen Aebten Heinrich III. 1327—46 und
Ulrich II. 1346—71 die gute Zncht fort-
erhalten worden zu jein. Dagegen ist
sonst bekannt, daß infolge des Kirchen-
bannes unter Ludwig dem Bayern, und
des sogen, babylonischen Exils, wie der
verheerenden Pest unter Klerus und Volk
vielfach die Sitten und Disziplin Schaden
litten .und Unordnungen aller Art ver-
kamen; indessen stehen diesen dunklen Bil-
dern auch viele erhebende Erscheinungen
gegenüber.
(Fortsetzung folgt.)
Dir. s. Lur Nllrreu Geschichte der
Vfarrei Nulineceii (GN. Uiedlingeii).
(Fortsetzung.)
Die fromme und wohlthätige Gesinnung
der Parochianen zeigte sich in ganz be-
sonderer Weise in der Stiftung von
K a p l a n e i e n. Schon im 15. Jahr-
hundert gab es in Unlingen drei Kaplaneien,
die P e t e r - n nd P a u l S k a p l a n e i,
die K a t h a r i n e n k a p l a n e i und die
St. S e b a st i a n s k a p l a n c i. Die
Stiftung der ersteren fällt noch ins 14. Jahr-
hundert. Projektiert war sie schon im
Jahr 1392. In diesem Jahr nämlich
(3. Juli) stiftete Jtal Bnrkli von Göffiugen
dem Peteröaltar in Unlingen und jeglichem
Kaplan desselben Alters 1Mannsmahd
Wiesen im Unlinger Markungsbezirk zn einem
Jahrtag (Perg.-Orig. in der Gem.-Reg.).
Die formelle Errichtung der Pfründe fällt
jedoch erst ins Jahr 1398. Nach der
unterm 4. Juli ansgestellten Dotations-
nrknude stifteten nämlich „ckiscreki viri,
universitas dominum ac sudlliti paro-
elnalis ecclesiae in dlnlenAsn'") mit
Konsens des Abts Wernher von Reichenau,
des Pfarrers Johannes Bischofs und des
') In der Beschreibung des Oberamts Ried-
lingon ;S. 286) und in verschiedenen Personal-
katalogen dos Bistums Rottenburg wird un-
richtigerweise Hermann Mayer von Unlingen als
Stifter und das Jahr 1468 als Stiftungsjahr
angegeben, was auf Verwechslung mit der Se-
bastiansknplanei beruhen mag. Das Original
der Urkunde fehlt bis jetzt. Von den drei in
Unlingen befindlichen, in verschiedenen Punkten
von einander abweichenden Kopien haben zwei
nach der Aufschrift die Bemerkung: „lUiMiUor
Hermanns blauer. VViUman Mit eUnm knnclator
in b'lvringenw was bei der dritten Kopie fehlt.
(Vergl. die folgende Anmerkung.)
Viceplebanus Hermann de Lnsnaw in
Unlingen „uuam missam Perpetuum
inlru publicum missum H.cclesiue cele-
bruuckum in /tlturi Leuti ?etri T^postoli
et uliorum c^uorunctam sunctorum bo-
nore consecruto sito in ubsicku siuistru
Hcclesiue extra cborum". Unter den
Fnndationsgüteru ist näherhiu nur ge-
nannt ein leuckum (ureu) in limikibus
villulue in lVlerinAen props IInIenAen I)
außerdem erhielt der Kaplan Einkünfte
aus Aeckern und Wiesen im Unlinger Di-
strikt und acht Pfund Heller nebst einein
Wohnhaus in Unlingen. Die Dorfrichter^)
in Unlingen erhielten das Präsentations-
recht, der Abt von Reichenau das Be-
stätigungsrecht. Der Kaplan war ver-
pflichtet, in Unlingen zn residieren, täglich
zu celebriereu, dem Pfarrer beim Gottes-
dienst getreulich mitzuhelfen. Sakramente
zu spenden soll er kein Recht haben, außer
der Pfarrer verlange es oder sei verhin-
dert. Bald kamen weitere Güter an die
Kaplanei. Im Jahre 1408 schenkte
Graf Wolfly von Beringen (ch 1415)
dem Peter- und Paulskaplan in Unlingen
einen Garten zu Unlingen, der vorher
Lehen von ihm gewesen war (Perg.-Orig.
i. d. Gem.-Reg.). 1409 verkaufte Dekan
Wernz zu Unlingen an die Kaplanei einen
Aehuftu aus einer Hub zn Unlingen (Perg.-
Orig.). Im Jahr 1427 verrauschten der
Kaplan Hans Wackerstem und die Pfleger
des St. Peter-Altars an die Mutter und
Schwestern der Klause zu Unlingen gegen
ein Haus und Hofstatt samt Zubehör einen
Garten und gaben dazu den Schwestern
noch 20 Pfund Heller. Abt Friedrich
von Reichenau bestätigte diesen Tausch im
folgenden Jahre (Perg.-Orig.). 1472
0 Nach den beiden ersteren Kopien hätte
Hermann Mayer >>n-uus ln villa
dieses Gut um 340 Pfund Heller von der Aeb-
tissin in Heiligkrouzthal gekauft und damals auch
bebaut. Das Gleiche wird in der Stiftungs-
urkunde der St. Sebastianskaplanei (Perg.-Orig.)
unter Weglassung des Namens des Käufers
(Hermann Mayer) und Angabe desselben Kauf-
preises mit sonst ganz gleichen Worten von einem
Fundationsgut ausgesagt. Dagegen kommt in
der dritten Kopie der Name Hermann Mayer
gar nicht-vor, während Wittman als Bebauer
jenes Guts darin aufgeführt wird.
2) Die Zahl der Dorfrichter in Unlingen be-
trug von alters her zwölf; 1810 wurde das alte
Dorsgericht aufgelöst.
Doch scheint in Wiblingen unter den tüch-
tigen Aebten Heinrich III. 1327—46 und
Ulrich II. 1346—71 die gute Zncht fort-
erhalten worden zu jein. Dagegen ist
sonst bekannt, daß infolge des Kirchen-
bannes unter Ludwig dem Bayern, und
des sogen, babylonischen Exils, wie der
verheerenden Pest unter Klerus und Volk
vielfach die Sitten und Disziplin Schaden
litten .und Unordnungen aller Art ver-
kamen; indessen stehen diesen dunklen Bil-
dern auch viele erhebende Erscheinungen
gegenüber.
(Fortsetzung folgt.)
Dir. s. Lur Nllrreu Geschichte der
Vfarrei Nulineceii (GN. Uiedlingeii).
(Fortsetzung.)
Die fromme und wohlthätige Gesinnung
der Parochianen zeigte sich in ganz be-
sonderer Weise in der Stiftung von
K a p l a n e i e n. Schon im 15. Jahr-
hundert gab es in Unlingen drei Kaplaneien,
die P e t e r - n nd P a u l S k a p l a n e i,
die K a t h a r i n e n k a p l a n e i und die
St. S e b a st i a n s k a p l a n c i. Die
Stiftung der ersteren fällt noch ins 14. Jahr-
hundert. Projektiert war sie schon im
Jahr 1392. In diesem Jahr nämlich
(3. Juli) stiftete Jtal Bnrkli von Göffiugen
dem Peteröaltar in Unlingen und jeglichem
Kaplan desselben Alters 1Mannsmahd
Wiesen im Unlinger Markungsbezirk zn einem
Jahrtag (Perg.-Orig. in der Gem.-Reg.).
Die formelle Errichtung der Pfründe fällt
jedoch erst ins Jahr 1398. Nach der
unterm 4. Juli ansgestellten Dotations-
nrknude stifteten nämlich „ckiscreki viri,
universitas dominum ac sudlliti paro-
elnalis ecclesiae in dlnlenAsn'") mit
Konsens des Abts Wernher von Reichenau,
des Pfarrers Johannes Bischofs und des
') In der Beschreibung des Oberamts Ried-
lingon ;S. 286) und in verschiedenen Personal-
katalogen dos Bistums Rottenburg wird un-
richtigerweise Hermann Mayer von Unlingen als
Stifter und das Jahr 1468 als Stiftungsjahr
angegeben, was auf Verwechslung mit der Se-
bastiansknplanei beruhen mag. Das Original
der Urkunde fehlt bis jetzt. Von den drei in
Unlingen befindlichen, in verschiedenen Punkten
von einander abweichenden Kopien haben zwei
nach der Aufschrift die Bemerkung: „lUiMiUor
Hermanns blauer. VViUman Mit eUnm knnclator
in b'lvringenw was bei der dritten Kopie fehlt.
(Vergl. die folgende Anmerkung.)
Viceplebanus Hermann de Lnsnaw in
Unlingen „uuam missam Perpetuum
inlru publicum missum H.cclesiue cele-
bruuckum in /tlturi Leuti ?etri T^postoli
et uliorum c^uorunctam sunctorum bo-
nore consecruto sito in ubsicku siuistru
Hcclesiue extra cborum". Unter den
Fnndationsgüteru ist näherhiu nur ge-
nannt ein leuckum (ureu) in limikibus
villulue in lVlerinAen props IInIenAen I)
außerdem erhielt der Kaplan Einkünfte
aus Aeckern und Wiesen im Unlinger Di-
strikt und acht Pfund Heller nebst einein
Wohnhaus in Unlingen. Die Dorfrichter^)
in Unlingen erhielten das Präsentations-
recht, der Abt von Reichenau das Be-
stätigungsrecht. Der Kaplan war ver-
pflichtet, in Unlingen zn residieren, täglich
zu celebriereu, dem Pfarrer beim Gottes-
dienst getreulich mitzuhelfen. Sakramente
zu spenden soll er kein Recht haben, außer
der Pfarrer verlange es oder sei verhin-
dert. Bald kamen weitere Güter an die
Kaplanei. Im Jahre 1408 schenkte
Graf Wolfly von Beringen (ch 1415)
dem Peter- und Paulskaplan in Unlingen
einen Garten zu Unlingen, der vorher
Lehen von ihm gewesen war (Perg.-Orig.
i. d. Gem.-Reg.). 1409 verkaufte Dekan
Wernz zu Unlingen an die Kaplanei einen
Aehuftu aus einer Hub zn Unlingen (Perg.-
Orig.). Im Jahr 1427 verrauschten der
Kaplan Hans Wackerstem und die Pfleger
des St. Peter-Altars an die Mutter und
Schwestern der Klause zu Unlingen gegen
ein Haus und Hofstatt samt Zubehör einen
Garten und gaben dazu den Schwestern
noch 20 Pfund Heller. Abt Friedrich
von Reichenau bestätigte diesen Tausch im
folgenden Jahre (Perg.-Orig.). 1472
0 Nach den beiden ersteren Kopien hätte
Hermann Mayer >>n-uus ln villa
dieses Gut um 340 Pfund Heller von der Aeb-
tissin in Heiligkrouzthal gekauft und damals auch
bebaut. Das Gleiche wird in der Stiftungs-
urkunde der St. Sebastianskaplanei (Perg.-Orig.)
unter Weglassung des Namens des Käufers
(Hermann Mayer) und Angabe desselben Kauf-
preises mit sonst ganz gleichen Worten von einem
Fundationsgut ausgesagt. Dagegen kommt in
der dritten Kopie der Name Hermann Mayer
gar nicht-vor, während Wittman als Bebauer
jenes Guts darin aufgeführt wird.
2) Die Zahl der Dorfrichter in Unlingen be-
trug von alters her zwölf; 1810 wurde das alte
Dorsgericht aufgelöst.