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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [3]
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Kleinere Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0071

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Bärten (Scheinbart) ein wenig entstellt,
vergönnt." — Doch auch die deutschen
Schüler spielten im 16.Jahrhundert Komödie.
Im Jahre 1351 wurde dem deutschen Schul-
meister Lamprecht Baumgartner vergönnt,
die angezeigte Komödie von der Erschaffung und
dem Fall des Menschen mit Adam und Eva
zu halten. Im Jahre 1552 durfte er das Spiel
vom König Tullus Hostilius auf dem Schuhhnus
halten, doch von einer Person nicht mehr als
1 Pfenning nehmen. Zum erstenmal ging in Ulm
ein nicht biblischer Stoff über die Bretter. Im
gleichen Jahre spielte er die Komödie vom ge-
duldigen Hiob, 1554 in der Fastnacht vom Pro-
pheten Jonas, von der Sündstut, 1555 von der
Belagerung der Stadt Snmaria, 1556 in der
Fastnacht von der Hochzeit zu Kana. Am 7. Febr.
1500 wurde ihm erlaubt, die Komödie vom
Propheten Elisa und der armen Wittib zu rezi-
tieren, am 26. Februar die von der Suscmnn
die Fastnacht über zu spielen. Noch am 15. Jan.
1562 heißt es: „Meister L. Baumgartner
soll sein vorhabende Comoedi und Spihl, sofern
nichzit schmahligs darin begriffen, zu halten ver-
gönnt sein".
Doch bald schlugdiesedemKomödienspielen gün-
stige Stimmung um. Schon am 28. Dezember 1565
wurde Unser Frauen Pfarrkirchenpfleger beauf-
tragt, die vom deutschen Schulmeister L. Baum-
gartner vorgelegte Komödie zu übersehen. Er
erklärte am 4. Januar 1566, es sei am Besten
ihm die Erlaubnis, diese spielen zu dürfen abzu-
schlagen. — Indessen war Baumgartner nicht
der einzige deutsche Schulmeister, der in jenen
Jahren Komödie spielte. Am 8. Februar 1563
wurde dem deutschen Schulmeister Gallus Spen-
lin vergönnt, die von ihm dem Nat über-
gebene Komödie, mit deren Prüfung der Stadt-
schreiber am 3. Febr. 1563 beauftragt morden
war, zu spielen. Am 15. März gestattete man
ihm, am 19. März aus dem Schuhhnus zu spielen
und von jeder Person.1 Pfenning zu nehmen,
ebenso 9. März 1564 dem Daniel Spenlin,
eine Tragödie auf dem Schuhhaus zu spielen.
Am 7. Jan. 1566 wurde seine Komödie von den
Baupflegern besichtigt, am 11. Jan. ihm sie zu
spielen vergönnt, doch wurde er an die Fehler
und Mängel erinnert. Am 25. Febr. 1566 er-
laubte man ihm, am 26. Febr. im Schuhhaus
Komödie zu spielen gegen 1 Pfenning Entree.
Ebenso wurde ihm am 10. Jan. 1567 vergönnt
Tragödie zu spielen, desgleichen am 14. Febr.
Komödie an einem Sonntag ein- oder zweimal
nach der Menge der Besuchenden zu spiele».
Noch «in 9. Dezember 1569 wurde eine Komödie
Daniel Spenlins den Pfarrkirchenpfleger» vor-
gelegt als vierter deutscher Schulmeister gesellt
sich hinzu Jerg Hoeld, dem am 10. Januar 1564
erlaubt wurde, wie bisher, Komödie zu spielen.
Am 23.Februar gestattete man ihm, die zwei nächsten
künftigen Sonntage nach einander auf dem Schuh-
Hause zu spielen gegen 1 Pfenning Entree.
Der fünfte im Bunde war David Selzlin,
Modist, Schul- und Rechenmeister. Nach dein
Natsprotokoll vom 11. April 1567 sollte Unser
Frauen Pfnrrkirchenbaupfleger die von ihm uorgc-
legte Komödie auch übersehen und, so darin keine

Mangel befunden würden, sollte ihm und seinen
Mitkousorten vergönnt sein, diese zu spielen. Am
18. Februar 1568 heißt es dann im Ratsprotoll:
David Selzlin darf seine Komödie, so der
weihe Sonntag vorüber ist, die zwei nächsten
Sonntage im Schuhhnuse gegen 1 Pfenning Entree
spielen. Am 7. Dezember 1569 wurden die
Pfarrkirchenpfleger mit einer Prüfung einer Ko-
mödie David Selz lins beauftragt.
Daniel Spenlin und David Selzlin ver-
banden sich zum gemeinsamen Spielen. Am
5. Januar 1568 wurde eine Tragödie derselbe»
Unser Frauen Pfarrkirchenpfleger übergeben, uni
sie zu übersehen und ihnen am 16. Januar ver-
gönnt, dieselbe „bescheidener Maßen" zu halten,
ebenso ihnen am 23. Dezember 1569 bewilligt,
ihre Komödie „doch nit uff dem Schuh- und
Tanzhaus zu halten" und sollten dem Selz l i u
die Aenderungen, so er thun sollte auch angezeigt
werden. Ebenso erhielten beide am 1. Februar
1570 die Erlaubnis, je einen Sonn- und Feier-
tag Komödie im Schuhhause spielen zu dürfen.
Am 2. Mai 1579 führte vormittags auf der
Zeche Simon Mayer, deutscher Schulmeister,
das Spiel vom Reichen und armen Lazarus
nach erfolgter Prüfung durch die Baupfleger und
Prädikanten aus.
Neben der deutschen Schule traten am
Beginn des 17. Jahrhunderts auch die
Findelkinder mit Kcnnödienspielen auf.
Am 13. April oder Mai 1610 führten
diese die Komödie von der Stadt Ninive
auf. 1639 spielte der „Fundenvater" mit
den „Fnndenkindern" während der Weih-
nachtsfeiertage in dem dazu hergerichteten
Stadel vom Fnndenhaus (gegenüber dem
Gänsthor, früher Mönchshof genannt,
von 1553 an „Fnndenhaus" für die
Waisen- und Findelkinder, als solches
1811 oder 1812 aufgehoben, dann Zwangs-
arbcitshanS, jetzt Hans der Militärsträf-
linge). — Die Waisenkinder spielten noch
später Komödie unter dem am 8. Oktober
1661 gestorbenen Waisenvater Hans
Trost. Noch um 1740 oder 1741
wurde von den Waisenkindern Komödie
unter dem Waisenvater Johann Adam
Bloß (1737-1747) und dem Waisen-
schullehrer Häberlin gespielt. Der Vater
des Sporers Farr spielte den Hanswurst.
— Endlich spielte auch noch im 17. Jahr-
hundert ein Stadtmnsikus oder Sladt-
pfeifer mit seinen Schülern oder Burschen.
(.FEsM, ncs^ölgkl) >

M inmire M i tce i luuyoli.
Zur Geschichte der Pfarrei Kehlen
(vormals Chelunß Lnndkapitels Tettnang.
Nach einer Notiz in dem jetzt zu Frauen-
feld liegenden Archiv des früheren Augustiner-
 
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