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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Mone, Fridegar: Hans Holbein d. J. in Konstanz 1514, [2]
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Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0078

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'70

eines Kunstwerkes 1514 nur nun Hugo
von Landenberg selbst ausgegangen sein.
(Schluss folgt.)
Geschichte deK AcheaterF in Mm.
Von Theodor Schön.
(Schluß statt Fortsetzung.)
Es war dieses Georg Reinhard S ch w a r z-
kopf, Bürger und Stndtnmsikus, welcher schon
>665 eine Komödie nasführte. Am 10. April
>668 erhielt er vom Magistrat die Erlaubnis,
Komödien aufzuführen, am 30. Dezember 1670
wurde ihm vergönnt, 3 geistlichen Komödien und
zwar jede zweimal auf dem Theater im Binder-
hof zu künftiger Fastnacht zu präsentieren. Er
sollte aber, wie 1669, in welchem Jahre er also
auch gespielt hatte, von einer Person 4 kr. und
von Kindern 2 kr. nehmen. Am 1. Februar 1671
bekam er die Schlüssel zum Theater, seine „Pursche"
>a actto»« 8ce,ttea zu exerzieren, zugleich aber
Befehl, solches bei Tage zu thun und das Ko-
mödienhaus um 5 Uhr zu schließen. Am 38.
Febrnar 1672 erhielt er die Erlaubnis, seine
drei Komödien noch einmal zu spiele».
Die denlschen Schüler, die Findel- und
Waisenkinder, die Lehrbnrschen des Stadt-
»insikuS spielten, wie man sah, in der
Reichsstadt Komödie. Ihre Leistungen
wurden aber weit übertroffen durch die der
Lateinschüler oder, wie sie seit 1622
hießen, Gymnasiasten. —Seit 10. November
1559 war Rektor oder, wie es damals
hieß, lateinischer Schulmeister in Ulm,
Martin Balticus. Derselbe . hatte
schon früher in München von ihm ver-
faßte, religiöse Schauspiele aufgeführt, so
l556 ^.clelplropulne (die Brnderver-
känfer). OrnmL-comico-krnAicum Iiisto-
rium sacram Jossplri )acodi 6lii com-
plexus, 1558 cliLmü-comico tra^icum
Ouirielis proplrekLe leoiribus olasecki et
ab LNAelis I)ei rursrm libeiaki bisto-
riutti compleckens. Dieses setzte er in
Ulm im Barfüßerkloster mit einigen dazu
nichtigen Schülern der lateinischen Schule
fort. Die Stücke waren anfangs in
lateinischer Sprache verfaßt.
Am 28. Januar 1866 übergab der Rat die
uorgelegte Komödie des lateinischen Schulmeisters
Unser Frauen Baüpflegern, welche' sie mit dem
Superintendenten Ludwig Rabus übersehen
sollten, wo sie nichts Bedenkliches darf» finden
winden, sollte ihm diese zu halten vergönnt sein.
> 570 wurde deni B alticus vergönnt, Tragödien
zu halten, lateinisch und deutsch, z. B. die Ns
äilnvin von der Sündflut. Im Jahre 1579
verfaßte Balticus; Joseph ns, üoc e-n
comoecNa saccnm sosepbi Ittstc-ri'-cm complec-
tens. Am 23. Februar 1579 wurde dem Martin

Balticus vergönnt und zugelassen, seine Ko-'
modie auch außerhalb der Schule bei andern, so
es begehrten, mit der Jugend zu agieren und^ zu
halten. Dagegen wurde es am 25. Februar 1579
ihm verweigert, seine Koniödis auf dem Schuh-
hause agieren und halten zu lassen. Weil nicht
bloß Gelehrte sondern auch Bürger bei diesen
Komödien Zuschauer waren, ließ Balticus
auch durch seine Schüler, Schauspiele in deutscher
Sprache aufführen. Das erregte Widerspruch
bei der Geistlichkeit und seinen Kollegen. Am
16. August 1585 heißt es in einem von allen
Predigern und Schulkollegen unterschriebenen
Bedenken über die lateinische Schule: „dieweil es
sehr disputirlich, daß die Knaben, so principaliter
zum Latein sollen auferzogen und angehalten
werden, mit deutschen Komödien (dazu sie dann
auch viel guter Zeit uud Stunden versäumen)
sollen beschwehret werden, so stellen die Unter-
schriebenen die Verbesserung eines solchen in ihrer
Obern günstiges und vernünftiges Bedenken". Am
17. September 1585 erfolgte der Bescheid: „dem
lateinischen Schulmeister soll unbenommen seyn,
seine Komödien oder Tragödien deutsch oder
lateinisch zu halten wie er es jederzeit für gut
ansehen wird". 1588 verfaßte Balticus
LdristoZonia corvoectta äs nativilctts Lbiisti.
Solange er in Ulm war, führte er neben den
^ lateinischen deutsche Schauspiels auf. Wegen
der Komödie, welche Balticus in die Schule
> eingeführt hatte, wurde in einem Bedenken der
Schulvisitation von 1592 anfangsweise erinnert,
daß „weile selbigS bisher teutsch' und zur Früh-
lingszeit, da man sich auf die Examina praeparieren
sollte, nicht ohne Nachteil' der Jugend gehalten
j worden, man dieselbige fürohin mit Vorwissen
! der Visitator», sonderlich aber mit günstiger Be-
! willigung eines ehrsamen Raths lateinisch auf
! die Hundstnge zum Ergoz auch der Knaben und
l prasLeptorum vorstellen möchte". Am 22. Juni
1592 starb der Superintendent vr. Rabus,
der Gönner des Balticus. Noch bei dessen
! Lebzeiten hatten die Prediger in einem Bedenken
verlangt, daß Balticus „des schon so oft ver-
wiesenen Unfleißes und anderer gegen ihn ge-
führten Beschwerden wegen removirt" werde.
Balticus wurde daraufhin entlassen. Mit
ihm bekamen auch die deutschen Komödien ihren
Abschied, doch nicht auf. lange.
1606 wurde Präzeptor der 5. Klasse
der lateinischen Schule in Ulm Johann
Konrad Merk. Dieser gab schon 1610
mit den Lateinschülern Schauspiele.
Seine erste deutsche Komödie, die er aus-
führte, war Judith, „ain nützliche History durch
ain herrliche Tragödie in Spielweiß für die Augen
gestellt durch Betulius, gedruckt zu Augspurg
bei Philipp Uhlhart anno 1539". Merk ist der
Rektor, dem 1611 mit andern Schuldienern 30 fl.
ex aer-crio verehrt wurden. Die Stücke hatten
gehandelt vom gottesfürchtigen Tobias, der Re-
bekka, Judith, Opferung des Isaak. Er hatte
anfangs lateinische Schauspiele gegeben. Durch
Unterstützung des Schulkonvents brachte er. es
aber dahin, daß die Schüler auch deutsche Ko-
mödien nufführen dürften. So gab er 1615 die
 
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