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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [31]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0087

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79

erklären, so könnte man versucht sein, einen
Turmwächter in demselben zu finden. In-
dessen sind einige.Erklärungen des Namens
denkbar, z. B., daß das Wohnhaus dieses
Patriziergeschlechts bei einem Thorturme
oder bei einem kleinen Kircheutnrme lag,
oder daß aus irgend welchem Grunde ihr
Haus in der Stadt Freiburg selbst ein
solches Türmchen gehabt habe. .In Frei-
burg i. B: existierte allerdings eine Patri-
zierfamilie Türner, welche angeblich
dasselbe Wappen wie „der Dinner" führte,
aber dies beweist noch nichts. Denn es
ist möglich, daß der Dichter einen fingier-
ten Namen und ein ebensolches Wappen
sich beilegte, weil er gleich einem Turm-
wächter und Turner (Tagwächter) seine
Nebenmenschen hüten, beschützen und warnen
wollte.
Die zunächstliegende Erklärung ist, daß
der Dichter aus einem Dorfe oder Städt-
chenstammte, das den Namen Turn, Thürn,
Düren oder Dürrn führte, wie etwa
Angel-Thürn, Wald-Dürn oder Wcill-
Dürn, Kocher-Thürn, Duren, Heidenischen
Türn, Dürrn bei Pforzheim. Aus solchen
Ortsnamen entstanden nicht selten die
Familiennamen. Die Namen Muckensturm
(Muckensturm), d. i. Turm, bei welchem die
jungen Schweine vorbeigetrieben werden,
wie das Dorf Muggensturm, oder in Brei-
sach das Thor Mnckensturm können hier
auch in Betracht kommen.
Da in der Nähe von Freiburg i. B. in
der Pfarrei St. Märgen ein Berg und
ein kleines Dorf mit Namen Thurner
existiert, so wird man wohl annehmen
dürfen, daß von dieser Ansiedelung die
Freiburger Patrizierfamilie den Namen
habe. Wahrscheinlich gehörte dieser Familie
jener Komplex von Höfen.
Der Turnier-Gegner des „Du rn e r" hat
im Manesse Codex einen ganz roten Schild
ohne jegliche Heroldsfigur. Man dachte
deshalb daran, daß der Miniaturmaler
das Bild nicht vollendet habe. Indessen
gab es wirklich eine Adelsfamilie, welche
„Zum roten Schilde" hieß und dieses
Wappen, d. h. einen ganz roten Schild
führte. Vorausgesetzt, daß die Figur des
Gegners keine Phantasiegestalt ist, so führt
die Untersuchung in der Frage nach der
Heimat des Dichters aus diesem Umstande
nach Speyer. In dieser Stadt kommt l 3l 6

und 1320 ein Harm und t oder Hart-
muth zum roten Schilde vor, siehe
Ran, die Negimentsverfassung von Speyer,
S. 32. Es kann also angenommen wer-
den, der DÜrner von Freiburg sei ans
einem Turniere in Speyer gewesen, oder
es gab auch in der Pfalz eine Familie
Namens DÜrner vom Dorfe Düren bei
Sinsheim oder Dürrn bei Pforzheim.
Zu anderen Resultaten führt jedoch die
Untersuchung über diesen Dichterling, wenn
man die Familie der Turner in der Stadl
Freiburg i. B- inö Auge faßt.
Im Mittelschiffe des Freiburger Münsters
ist als Konsole unter der Statue des
Apostels Jakobns minor das Wappen der
„Turner" in Stein ausgehauen und be-
malt, aus dem Anfänge des 14. Jahr-
hunderts stammend, angebracht. Dasselbe
weicht so bedeutend von demjenigen im
Manesse Codex gegebenen ab, daß man
stark zweifeln muß, ob der Dichterling „der
Dürner" der Stadt Freiburg znzusprechen
sei. Die Helmzier zeigt einen Hundskopf
mit herabhängenden Ohren, der silberne
Schildrand hat goldene oder schwarze
Buckeln, der Schild ist rot, der gelbe Turm
mit vier Zinnen gedeckt, steht auf einer
gelben Mauerzinne (ebenfalls vier Zinnen).
Im wesentlichen und allgemeinen stimm!
dieses Wappen mit dem in Nr. 96 der
Züricher Wappenrolle gegebenen überein.
Dieses letztere zeigt einen weißen Hunts-
hals mit schwarzen, herabhängenden Ohren,
einen roten Schild, ohne Schildrand und
einen weißen Turm mit drei Zinnen auf einer
Mauer ohne Zinnen fußend. (Forts, f.)
Dtleinere Mirceilumieii.
lieber das Dominikanerinnonkloster
Kirchberg, von welchem in neuester Zeit, so
in den W. Vierteljahrsheften, n. F. Il u. Ul, in
der Alemannia XXI re. viel gehandelt wurde,
geben die „Denkwürdigkeiten" K. Fr. Di zingers,
welcher als Landeskommissär der Klosterauf-
hebungskommission bei der Einziehung dieses
Gotteshauses mitzuwirken hatte, einige interessante,
in den vorerwähnten Darstellungen nicht ange-
zogene Notizen. Nach denselben wären die Kloster-
frauen von Kirchberg weit strengeren Regeln und «
einer strengen Klausur unterworfen gewesen, als
die Nonnen gleichen Ordens in dem benachbarten
Kloster Binsdorf. Es wird sich dies, wenn e§
überhaupt richtig ist, daraus zu erklären haben,
daß die Schwestern von Kirchberg eben einer
schärferen Regel des Ordens des hl. Dominikus
angehört haben, als die von Binsdorf. Das
Tagewerk der Kirchberger Nonnen war Beten und
 
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