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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Mone, Fridegar: Bemerkungen zu Herrn Detzels "Christl. Ikonographie", [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0129

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Bemerlimigeu
zu He rr u D e tz e l s „C h r i st l. Iko » o -
graphie" rc.
Von F. I. Mono in Karlsruhe.
X.
Nach dem vierten Abschnitte des ersten
Kapitels sollte, wie oben gesagt wurde,
als fünfter eine Abhandlung über die bild-
liche Darstellung des Reiches Gottes auf
Erden, d. h. der Kirche folgen. In denn
selben hätte nicht nur von dem Bau der
Kirchen, von der christlichen Kirche selbst,
von der Synagoge und von der Welt so-
wie von den sieben Sakramenten, sondern
auch von der heiligen Misse und den Er-
klärungen der Zeremonien in derselben und
vom geistlichen Schauspiele und der kirch-
lichen, dramatischen Kunst im Mittelaltee
die Rede sein sollen. Denn die Zahl de>
Bildwerke, welche sich auf diese liturgischen
Gegenstände undHandlungen und die bezüg-
lichen Sätze des Glaubensbekenntnisses be-
ziehen, ist überaus groß. Es existiert fast
kein mittelalterliches Gotteshaus und keine
alte Bilderhandschrift, in welchen sich nicht
Darstellungen finden, die mit den berührten
Artikeln des Credo in Verbindung stehen.
Zudem sind zum Verständnisse der Hymnen,
der liturgischen Schriften, der heiligen Messe
und des Brevieres, wie der alten Predigen
die Erklärungen derartiger Bildwerke förder-
lich. Nicht minder groß ist die Zahl der
Mcßkelche, Speisekelche,Monstranzen,Altar-
uud Prozessionskrenze, Decken der Evange-
lienbücher, Meßgewänder, Stickereien, Webe
reien und anderer Gegenstände, welche in
der Liturgie gebraucht werden, deren bild-
licher Schmuck aber den Katholiken, wie
den Protestanten nicht selten räiselhaft er-
scheint. Da sucht mau sich vor allem in
einem Buche über christliche Ikonographie
Belehrung.
Vor dem ersten oder vor dem zwecken
Kapitel hätte der Verfasser auch vom Alten
Testamente etwas sagen sollen. Den» aus
demselben sind in die kirchliche Kunst nicht
wenige bildliche Darstellungen ausgenommen
worden. Es handelt sich hier nicht nur
um die biblische Schöpfungsgeschichte, di,
Herr.Detzel im Anhänge auf zwei Seiten
(S. 562—64) bespricht, um den Sünden
fall und um den lheokratischen Staat der
israelitischen Volkes, sondern vorzugsweise.

um die Darstellungen der Psalmen und des
Hohenliedes, um die typologischen Gegen-
überstellungen des Alten und Neuen Testa-
mentes, um den Bau des Tempels, de»
Ornat des Obe, Priesters und um den jü-
dischen Gottesdienst. — Die bildlichen Dar-
stellungen ans dein Alten Testamente sind
ein integrierender Teil der christlichen Iko-
nographie. Es ist deshalb ganz verfehlt,
wenn man ausschließlich die Evangelien-
bilder als das Wese» der christlichen Bild-
werkekunde, d. h. der Ikonographie betrachtet.
Um nur einen Punkt hervorzuheben, will
ich an den Bau des Salomonischen Tempels
erinnern. Die Idee, welcke jenem Bau
werke zu Grunde lag, winde mututis mu-
tuncliZ auch in dem christlichen Gotteshause
bcibehalten. Darüber sucht man in einer
christlichen Ikonographie Belehrung.
Der wichtigsten und am häufigsten vor-
kommendcn bildlichen Darstellung in der
christlichen Kunst, dem sogen. Kanonbilve
und dem Kruzifix hätte Herr Detzel eine
eigene Abhandlung widmen sollen. Denn
das Kanonbild, d. i. Christus am Kreuze
und daneben Maria und Johannes, ist das
wichtigste Sinnbild oder Emblem der Er-
lösung sowie des heiligen Meßopfers (Wand-
lung) und des heiligen Altarsakramentes.
Was er über das Kreuz als symbolisches
Zeichen S. 9—14 sagt, genügt bei weitem
nicht. Ferner darf inan das Kanonbild
als Kreuzigung Christi in der christlichen
Ikonographie nicht unter die Evangelien-
bilder setzen, wie Herr Detzel gethan hat.
Denn diese Darstellung hat eine weit größere,
eine eminente Bedeutung. Logisch richtig
und der Dogmatik entsprechend ist es, das
Kanonbilo, d. h. Christus am Kreuze in
dem Abschnitte zu besprechen, der von der
zweiten Person der Gottheit handelt, also
in Detzels Buch S. 72—95 „Gott der
Sohn". -
Herr Detzel bespricht S. 692—414 die
Kreuzigung. Also in 22 Seiten wird die
historische Vorst ellung des Kreuzestodes
Christi behandelt. Aber Christus am Kreuze
ist in erster Linie das Sinnbild der Er-
lösung, der Menschwerdung Gottes und
des heiligen Altarsakramcntes, oder was
dasselbe bedeutet, daß Christus bei uns
auf Erden ist und bleibt bis aus Ende der
Tage. Zerlegt man das Kanonbild, d. h.
Christus am Kreuze und daneben Maria
 
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