Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. Ben. im französischen Ueberfall vom 8. Mai 1800 bis 24. April 1801, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0169

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Organ für Geschichte, Airerciimülouide,
kstimst und Aultur dcr Wiüeese ftottenvurg und der -uigreuzeudeu Gebiete.
tseransgegeben und icdinwrt von Amtsrichter a. D. Berti in Kaven-Uinra.
Beiträge, Kvrr esp v n d en z e n re., Rez e n s i o n Z - Eremp la re, Tanschzcitschriften rc. ivvlle»
itets direkt au Amtsrichter a. D. Beck i» Ravensburg, Bestell»»gen und Neklainativnen n»
die Expedition des „Deutschen Bvlksblatts" in Stuttgart, llrbansstraße 94, gerichtet iverde».

Nr. 4-t.
4SSS.

Erscheint monntlich einmal und ist halbjährlich durch die Post zum Preis bon
M. 1^90 ohne Bestellgebühr; durch alle Buchhandlungen sowie .gegen Einsen-
dung des Betrages direkt bon der Expedition um M. 2.10 (außerhalb des
dcutsch-österr. Postgebietes M. 2.20) zu beziehen; einzelne Nummern 40 Ps. An-
noncen rc., welche der Richtung dieser Zeitschrift nicht zuwiderlausen, werden bon
dcr Expedition cntgegengeuommen und pro Petitzeile oder deren Raum mit 15 Ps.,
buchhändlerische Beilagen, Prospekte rc. nach Uebereinkunst berechnet.

-ir.
Nah iM.

Vie GeichFnbtei Weingatten O. S. U
im frnnzüsischen Neberfiitl :c.
Nach dem Tagebuch des N. Zvachiin Kramer
zu Weingarten.
(Fortsetzung.)
26. Juli kommt ein Stabsoffizier, be-
sichtigt das Gebäude und Ställe, sagt nns
weuigst 5,0 Husaren iuS Quartier an. Die
Truppe» ziehen sich allenthalben weiter zu-
rück und dehnen sich in ganz Schwaben
ans. — Heute hatten wir sehr ungezogene,
spritzige und beleidigend föppelnde vier
Offiziere zu Mittags und Abends bei der
Tafel; im Flecken logieren sie.
27. Juli reist Herr Oberamtmann aber-
mals nach Lindau, nimmt den Metzger-
meister mit sich, weil es um eine beträcht-
liche Ochsenschätzung zu Ihn» ist; auch
sollte die Requisition der Leintücher be-
richtigt werden. Wenn der Kommissär
Brek und Spitaldirektor Margaine, der
vor wenigen Tagen wieder nach Lindau
zurückgekehrt ist, zu sebr intraktabel sein
sollten, wird sich Herr Oberamlinann an
den kommandierenden General Molitor
wenden, dessen Hauptquartier seit gestern
nach Lindau verlegt ist. Brek ist in der
ganzen Gegend sehr übel berüchtigt; 6ou-
ceur nahm er von unserem Oberamtmann
zwar keines, es trägt ihm und dem Direktor
aber weit mehr ein, wenn sie jedermann
so unter ihre Klanen fassen, daß man mit
ihnen und ihrem Unterhändler Musche über
olle Artikel traktieren und in aller Eile
um enorm hohen Preis accordieren muß.
28. Juli kommt Herr Oberamtmann
schon um 7 Uhr früh nach Hause. WaS
wir befruchten haben, trat wirklich ein!
Nämlich der Direktor Margaine bekennt i

zwar, uns gesagt zu haben, daß wir 300
statt 400 Paar Leintücher zu liefern hätten,
er habe sich aber geirrt und Brek habe
die Nrparlition aufgeschlagen und fordere
für jedes Paar 21 Francs; sogar ver-
spricht dieser Mensch unserem Oberamt-
mann ei» clouceur, wenn er ihm zu diesem
Kontrakt verhelfen würde.
Am 28. Juli, beiläufig 10 Uhr vor-
mittags, kommen 3 Compagnien zn 215,
Köpfen mit 12 Offiziers, 15 Unteroffiziers
und bei 12 Personen Troß von Wangen
bei uns an. Im Flecken bekamen die
Bürger beinahe die nämliche Zahl. Gleich
in der eisten Stunde siel dem Obrist-
lentnant Minal als Kommandanten dieser
Truppe allerhand ein. Zuerst wollte er
eine Chaise, man wies ihm alle ün Kntschen-
schopf, es gefiel keine; er verlangte also
ein recht gutes Wagenpferd: natürlich
zögerten wir und machten Vorstellungen,
daß die Herren Franzosen ohnehin schon
beinahe alle unsere Pferde weggenommen
hätten. Allein man ließ nnS nur gar zn
deutlich merken, was wir im Weigerungs-
fälle zn erfahren haben würden — man
wäre beordert, für die sämtliche Mann-
schaft Wein zn fordern — die Mannes-
zucht stehe in der Gewalt ihres Komman-
danten — und um uns sogleich einen Vor-
geschmack zn geben, wurde über die Speisen
bei der Tafel, über den Wein, über Ab-
gang deö Kerschenwassers (alles ist schon
lang getrunken) tapfer geschimpft. Wir
deliberierten in der Nacht noch und sahen
leicht ein, daß uns eine Verweigerung oder
Verzögerung in kurzen Tagen mehr kosten
würde als zehn Pferde wert sind. Wir
ließen ihn also des andern TageS eine
 
Annotationen