Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. Ben. im französischen Ueberfall vom 8. Mai 1800 bis 24. April 1801, [4]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0188

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
180

Die NeicMaütei Welugarten O. S. L.
im französischen Lleberfall er.
Nach dem Tagebuch des M Joachim Kramer
zu Weingarten.
(Fortsetzung.)
Ebenso macht es das Hauptquartier iu
Rücksicht auf Geldprellereie», wovon viele
ziemlich allgemein bekannt nnd selbst im
Hauptquartier angezeigt worden. Das Ko-
nnte giebt ein Zirkular in Druck, teilt es
an allen Orlen ans und will, daß man
solche Prellereien dokumentiere und im
Hauptquartier angebe, auch beim Konnte
davon Anzeige mache. Ravensburg that
es schon vor diesem Zirkular, wirkte aber
nichts nnd ist vielmehr besorgt, dieser Schritt
möchte üble Folgen haben: selbst die an-
gesehensten Franzosen lassen sich verlauten,
daß solche Geldabgabcn nur Auslösungen
seien für die requirierten Naturalien und
wirklich begleitelen die Franzosen ihre Geld-
forderungen in den ersten Tagen mit Na-
turalrequisitionen, welche zehn Armeen ans
lange Zeit hätten erhalten köpnen. An-
dere Ausflüchte stehen ihnen nach Belieben
zu Gebot; Quittungen gaben sie in diesem
Falle niemand, wenigstens, uns nicht; wie
sollten wir also doziere» ? Wir entschlossen
uns, stille zu seiu; nutzen wird es uns nie-
mals, wohl aber haben wir Schaden, Pla-
gereien nnd Verdruß zu befürchten, beson-
ders va der Adjutant Friedolzheim (er ist
mit seinem General Molitor nicht weit
von uns — in Lindau) gedroht, dem-
jenigen, welcher hievon etwas knndmachen
würde, eine Kugel für den Kopf zu geben.
Dies ist vermutlich nur Drohung; da wir
aber in seinem Arrondissement liegen, wür-
den wir tausend Plagen auszustehen haben.
Heute reiset unser Herr Oberamtmann
nach Anlendorf, um den dortigen Ober-
amtmann Spiegler, welcher nach Augsburg
reise, zu ersuchen, daß er die hiesigen
Rechnungen über gelieferte Naturalien ein-
gebe und besorgt sei, daß wir doch wegen
dem uns allzuhoch angesetzten Rest Er-
leichterung bekommen nnd dem Magazin
in Lindau die hieher gehörige Weisung zu-
gefertigt werde.
Die Aemter Aichach, Blitzenreute und
Fronhofen haben zusammen 84 Köpfe;
sie handeln mit dem Kapitän dahin, daß
sie iir toto 25 Monturen ü 11 fl. be-
zahlen wollen. Der Gerichtsammann von

Ebenweiler hatte das gedruckte- Verbot des
Moreau bei sich, vermöge dessen dergleichen
Partikular-Reqnisitionen von Kleidungs-
stücken untersagt sind; er legte es dein
Kapitän vor, welcher aber antwortete,
dieses sei ihm nicht unbekannt, er requiriere
nicht, sondern mache bloß ans freiwilliges
Geschenk den Antrag; wenn aber dieses
sollte ausgeschlagen werden, so würde der
gemeine Mann aufgebracht werden und
nicht gut im Quartier zu haben sein rc.
Der GerichtSammann von Ebenweiler hatte
sich vorhin schon gegen unsere Ammänner
geäußert, er wäre entschlossen, diese For-
derung abznweisen, wolle jedoch dem Ka-
pitän ein clouceur von 33 sl. machen; er
werde sich jedoch nach dem fügen, was
den übrigen gut zu sein scheine. Bei der
Einquartierung rechnen die Franzosen in
Rücksicht auf die Kosten jeden Offizier
für 4 oder 5 Mann.
In der Naturalienrechnung, welche Herr
Oberamtmann Spiegler mit sich nimmt,
wird folgende Ausgabe des Klosters und
der Unterthanen seit dem 9. Juni, wo die
schon gemeldete Requisition nach der Re-
paration des Komite zum Vorschein kam,
bis 15. August mit Bons und Necepissts
bewiesen:
Korn 544 Ztr. 36 Pfd.
Roggen 339 „ 73
Heu 2520 „ 96 „
Stroh-Futter 103 „ — „
Fleisch 313 „ 43V4 „
Habersäcke 1138?/8 Boiß.
Unter dieser Summe ist das nicht be-
griffen, was man seit 8. Mai bis 9. Juni
gegen Quittungen abgegeben; ebensowenig
dasjenige, was wir nnd unsere Unter-
thanen seit dem Anfang des Feldzuges bis
heute hergegeben haben, ohne eine Quit-
tung erhalten zu haben. Beide Summen
machen ein Beträchtliches ans.
Am 18. August kam den ganze» Tag
nichts besonders Verdrießliches und ich
glaubte, endlich einmal wieder eine ruhigere
Nacht genießen zu können. Allein wie
sehr betrog ich mich I Abends um 9 Uhr
schickt Herr Sekretär Fezer einen Expressen
von Lindau und meldet, daß der Kommissär
der Fourage Hazardaiu ihm heute eröff-
net habe, daß übermorgen zehn Husaren
auf Exekution nach Weingarten einrücken
werden, wenn nicht morgen den 19. der
 
Annotationen