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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [32]
DOI Artikel:
Mone, Fridegar: Bemerkungen zur "Christl. Ikonographie", [13]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0050
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den zwei Walkhölzern im Wappen, in die
Züricher Wappenrolle nicht aufgenommen
worden, weil er nie existierte, sonder»
jene Benennung nur ein Ueber- oder Spott-
namen auf einen Vagantendichter war.
Die Tasche kommt übrigens in der
Heraldik und als -Emblem nicht selten vor,
wie die Pilgertasche bei St. Jakobus dem
älteren, die Geldbörse im Schilde der
Burschat (Burscheid?) bei Grünenberg,
drei rote Geldbörsen (Bursen) in weiß;
in der Züricher Wappenrolle Nr. 11
(Marzach) und Nr. 168 die Familie Mont-
sort eine gestürzte schwarze Börse in weiß.
Eine sinnbildliche Erklärung des Namens
Te fehl er und der Tasche als Herolds-
figur hat man auch versucht. Die Aeso-
pische Fabel von dem Manne, welcher zwei
Taschen an sich hängen hat, eine vorne
und die andere hinten, war dem Mittel-
alter wohl bekannt. Aus der vorderen
zieht der Mann unausgesetzt Verlenm-
dungen gegen seine Nebenmenschen heraus,
in der Hinteren hält er sein eigenes Sünden-
register weislich verborgen. Bildliche Dar-
stellungen dieser äsopischen Fabel kommen
im 15. und 16. Jahrhundert in Süddentsch-
land vor. — Ob der etymologische Unter-
schied zwischen Täschner als Taschen-
ansertiger nndTäschler als Taschen-
träger sprachlich berechtigt ist, lasse ich
unentschieden. Die Bedeutung von Täschler
nach dieser zuletzt gegebenen Erklärung
war etwa die eines Verleumders oder eines
scheinheiligen Menschen.
(Fortsetzung folgt.)

Wemerüungen
zur „Christl. Ikonographie" re.
Von F. I. Mone.
XIII.
Nachdem Herr Detzel das Spottkrnzifix
von 212 erwähnt hatte, durfte man er-
warten, daß in seinen! Buche auch die
wichtigsten bildlichen Darstellungen von
Christus am Kreuze ans späterer Zeit in
der Staffelei-, Wand- und Glasmalerei,
sowie die in Elfenbein, Metall, in Stein
und in Holz angefertigten und die Wnnder-
kruzisixe u. s. w. aufgezählt, benannt und
mit einem kurzen Kommentare versehen,
oder mit einer Erklärung besprochen würden.
Wenn auch nicht alle diese Bildwerke das

Resultat des betrachtenden Gebetes sind,
so sollen sie zu diesem hinführen. Sie
gehören also in die christliche Ikonographie.
Es sind gegen hundert solcher Kruzifixe
bekannt, welche von jeher Gegenstand des
Studiums der Maler, Bildhauer, Archäo-
logen und Theologen geworden sind, oder
eine besondere Verehrung genossen haben.
Jedes jener Kruzifixe ist Sinnbild und
Beweis einer speziellen Andacht und einer
besonderen mystischen Auffassung. Daß
man in einer christlichen Ikonographie
über solche Bildwerke einen genügenden
Aufschluß zu erhalten wünscht, versteht sich
von selbst. Die meisten der bildlichen Dar-
stellungen von Christus am Kreuze sind
Sinnbilder zur Unterstützung des betrach-
tenden Gebetes (des Erinnernngs- oder
RecordationsgebeteS). So ist das Veronika-
bild nach dem Liede: „O Haupt voll Blut
und Wunden" Symbol der Dornenkrönung
und des Kruzifixes selbst dasjenige für die
Wandlung. — Man hat nicht mit Unrecht
behauptet, jedes sogenannte Kanonbild oder
jedes Krnzisix sei das HanplbeweiSstück für
die Nichtigkeit der Worte Christi, mit wel-
chen er das heilige Altarsakrament ein-
gesetzt hat. Ans diesen Standpunkt stellt
sich der Künstler, welcher im Sinne der
christlichen Ikonographie arbeitet.
Nahezu alle Kruzifixe haben eine nähere
oder entferntere Beziehung auf das heilige
Altarsakrament oder die heilige Messe.
Teils sollen sie andenten, daß für die hier
Beerdigten oder Getöteten das heilige Meß-
opfer dargebracht wird, teils soll der Be-
treter des betreffenden Ortes ebenso für
die hier bestatteten oder getöteten Menschen
seine Gebete verrichten, wie der Priester
in der Seelenmesse, teils soll jedermann,
der das Kruzifix sieht, ein Dankgebet an
Gott verrichten, weil Christus durch seinen
Tod am Kreuze uns das ewige Leben ge-
geben hat. Gott ist überall, wo man ihn
anbetet. Es liegt also nahe, in der freien
Natur und in der Einsamkeit den Men-
schen au die Wandlung in der heiligen
Messe zu erinnern, in welcher Christus
in Brot- und Weingestalt unter unS ist.
Der Krnzifixns ist also Symbol für die
Gegenwart Christi. In den meisten Fällen
ist er Symbol der Wandlung, d. h. des
Empvrhaltens der Hostie und des Weines
im Kelche nach der Konsekration in der
 
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